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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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leicht in die Hand. Dasselbe hatte ich immer mit meiner Mutter gemacht, wenn sie versucht hatte, mich als Kind zum Schweigen zu bringen. Wobei ihre Hände normalerweise sauber waren und nicht vom Dreck der Unterwelt bedeckt.
    Ich verzog das Gesicht und spuckte aus, aber ich bekam keine Gelegenheit, ihn dafür anzufahren, dass er mir den Mund zugehalten hatte. Die Tür des Landhäuschens öffnete sich, und eine lockenköpfige Blondine trat heraus, die ein paar Jahre älter aussah als ich. Sie war winzig, und trotz der Sonne, die auf die saftige Wiese herabschien, war ihre Haut alabasterweiß.
    James neben mir schürzte die Lippen, und Ava stieß ein kleines widerwilliges Schnauben aus, das ich nicht verstand. Das Mädchen kniete sich neben der Tür in den Garten und begann Unkraut zu jäten, während sie fröhlich vor sich hin summte. Die Art, wie sie sich bewegte, hatte etwas verstörend Vertrautes, und als ein erstaunlich schöner Mann aus dem Häuschen ins Sonnenlicht trat, verstand ich endlich.
    „Ist das …“, flüsterte ich. James schluckte, und mir stockte der Atem.
    Persephone.

8. KAPITEL
    PERSEPHONE
    Sie sah genauso aus wie auf dem Bild, das ich einige Monate zuvor gesehen hatte, nur dass sie weizenblond war und ihr Haar keinen rötlichen Schimmer aufwies. Wir waren zu weit entfernt, als dass ich die Sommersprossen hätte sehen können, aber ich war mir sicher, dass sie da waren. Henrys Erinnerung an sie war perfekt.
    Natürlich war sie das. Was hatte ich erwartet?
    „Also, was jetzt?“ Tief holte ich Luft, um meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bringen. Der Stein, der auf meinem Herzen lag, machte mir das Atmen schwer. „Sitzen wir hier rum und starren sie an, oder gehen wir hin und sagen Hi?“
    James antwortete nicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Persephone an, und ich war mir nicht ganz sicher, ob er noch atmete. Vorsichtig pikste ich ihn in die Seite, doch er schien meine Berührung kaum wahrzunehmen.
    „Was ist hier los?“, fragte ich Ava. Auch sie blickte unverwandt zur Lichtung hinüber, aber auf ihrem Gesicht lag derselbe Ausdruck, den sie hatte, wenn sie Dylan ansah. Oder Xander. Oder Theo.
    „Ich hatte fast vergessen, wie umwerfend Adonis ist“, murmelte sie. „Wir hätten ihn zu einem von uns machen sollen.“
    Von mir hatte sie da keinen Widerspruch zu erwarten, doch James entfuhr ein seltsam mürrischer Laut. „Und noch eine narzisstische Blondine ertragen müssen? Nein, danke.“
    Ava öffnete den Mund, um zu kontern, doch ich schnitt ihr das Wort ab. „Ihr seid alle Narzissten. Gehen wir jetzt oder nicht?“
    Mit einem verletzten Gesichtsausdruck riss James sich von Persephones Anblick los, aber weder er noch Ava machten auch nur einen Schritt auf das Landhaus zu. Verärgert trat ich zwischen den Bäumen hindurch und überquerte die Wiese, wobei ich penibel darauf achtete, nicht die Blumen zu zertrampeln. Ichwollte nicht gleich Persephones Zorn auf mich ziehen, bevor ich überhaupt etwas gesagt hatte.
    Sie musste mich entdeckt haben, denn sie erhob sich und stellte sich schützend vor den Mann – offenbar Adonis. Wie passend. Er sah aus wie ein Filmstar, mit langen Haaren, die ihm bis auf die Schultern hingen, und einem Waschbrettbauch, der sogar den von Henry in den Schatten stellte. Es war schwer, sich auf Persephone zu konzentrieren, während dieser attraktive Mann dort stand, und mir wurde der Mund trocken, während ich fieberhaft nach Worten suchte. Das Bedürfnis, mich nicht lächerlich zu machen, war übermächtig, und sofort fühlte ich mich schuldig, weil ich ihn so anziehend fand. Wenn Persephone auch nur halb so oberflächlich war wie Ava, verstand ich jetzt wenigstens, warum sie Henry verlassen hatte.
    Ich berührte die Blumen in meiner Tasche. Jetzt war nicht der Moment, um anzufangen, so zu denken wie sie.
    „Wer bist du?“, fragte Persephone herrisch. In ihrer Stimme lag eine Schärfe, die meine Aufmerksamkeit wieder auf sie lenkte, aber was wollte sie machen? Mich mit einem Stängel Unkraut angreifen? Sie war keine Göttin mehr.
    „Ich bin Kate“, erwiderte ich und hob die Hände, als ich einen weiteren Schritt auf sie zutrat. „Kate Winters.“
    Ihr Gesichtsausdruck blieb hart. Wenn unsere Mutter sie je besucht hatte, dann war das entweder länger als zwanzig Jahre her, oder sie hatte nie erwähnt, dass Persephone eine Schwester hatte. Das erschien mir nur fair. Mir hatte meine Mutter auch nie erzählt, dass ich eine Schwester hatte.
    Hinter

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