Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
in der Höhle doch gesehen haben, aber vielleicht hatte er sich zusammengereimt, was wir vorhatten. Möglicherweise versuchte er mir zu sagen, dass er froh war über unsere Rettungsaktion. Dann allerdings nur, weil er nicht wusste, was ich vorhatte.
    Unermüdlich marschierten wir weiter, ständig über die Schulter nach irgendeiner Spur von Kronos suchend. Jedes Mal wenn wir anhielten, fand ich eine neue Blüte, die auf mich wartete. Ehrfürchtig verwahrte ich sie in meiner Tasche, neben dem Regenbogen von weiteren Blüten, die sich dort an die Juwelenblume schmiegten. Mit der Zeit machten wir immer seltener Pause, und während ich zwar die Blumen vermisste, wurde mein Körper einfach nicht mehr müde, und es war leichter, weiterzugehen.
    Ich weiß nicht, wie lange wir wanderten. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, obwohl es nicht mehr als eine Woche gewesen sein konnte. Mit jedem Schritt schmerzte mein Bein, doch nach und nach verblasste der Schmerz und trat in den Hintergrund. So hatte ich Gelegenheit, die Schönheit und den Schrecken der Unterwelt auf mich wirken zu lassen.
    „Ist das hier wirklich der schnellste Weg?“, wollte ich von James wissen, als ein weiterer Albtraum verblasste. Dieses Mal war es ein Kind gewesen, das bei lebendigem Leib verbrannte, während die Mutter zusah, an den Boden gekettet, schreiend, hilflos und ohne eine Möglichkeit, einzugreifen.
    „Ich fürchte, ja“, bestätigte James, während wir einen steilen Trampelpfad hinaufstapften. „Blöd, dass das alles nicht erst nach deiner Krönung passiert ist. Du hättest uns in Sekundenschnelle hinbringen können.“
    „Danke“, murmelte ich und griff mir einen Ast vom Boden, um ihn als Wanderstock zu benutzen. „Als hätte ich noch eine Erinnerung gebraucht.“
    „Du hast gefragt“, entgegnete James, und von da an weigerte ich mich für den Rest des Tages, mit ihm zu sprechen.
    Jetzt, da die Gefahr eines Angriffs von Kronos so gut wie gebanntwar, verbrachte ich den Großteil meiner Zeit damit, mir zu überlegen, wie ich Persephone am ehesten davon überzeugen könnte, uns nicht nur zu helfen, sondern mir auch noch zu erzählen, wie man das Tor öffnete, ohne dass Ava und James davon erfuhren. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass es eine Möglichkeit war, doch so war es nun einmal, und das konnte ich nicht ignorieren. Und die Art, wie er meine Wange in der Wüste gestreichelt hatte – wenn Kronos im Gegenzug für seine Befreiung wirklich bereit war, mir zu helfen, könnte er vielleicht dabei helfen, Calliope zur Strecke zu bringen. Und dann könnten ihn die anderen Geschwister wieder einfangen. Eine sehr gewagte Hoffnung, aber gewagt war alles an diesem Plan, und immerhin war es besser als nichts.
    Je näher wir Persephone kamen, desto mehr nahm das beklemmende Gefühl in meiner Brust zu. Im Geiste ging ich Dutzende von Wegen durch, sie zu überzeugen, Argumente, um ihr begreiflich zu machen, wie wichtig das hier war – doch es gab keine Garantie dafür, dass irgendetwas aus meinem Mund dafür ausreichen würde. Mit dem Versuch, sie zu überreden, riskierte ich gleichzeitig, sie fortzustoßen.
    Unter der Sorge und dem Stress der Geschehnisse wurde ich immer stiller. Lieber hörte ich James und Ava zu, als mich ins Gespräch einzuklinken. Wenn sie nicht gerade über meinen Handel mit Kronos sprachen, drehte sich ihre Unterhaltung meistens darum, was die anderen gerade taten und ob Dylan sie überzeugt hatte, dass es reine Zeitverschwendung war. Ava war überzeugt, dass er das nicht geschafft hatte; James war sich da nicht so sicher. Ihr Gezanke wurde immer hitziger, bis ich nicht mehr wusste, ob ich es noch länger ertragen könnte.
    Schließlich, als es schien, dass wir niemals anhalten und sie niemals aufhören würden zu streiten, erhob James die Hand, und Ava verstummte. Ich erstarrte, während James durch die Bäume lugte, die uns umgaben.
    „Was ist?“, flüsterte Ava. James winkte uns, zu ihm zu kommen, und vorsichtig schob ich mich nach vorn, wobei ich aufZehenspitzen die Wurzeln umging. Er stand am Rand einer Lichtung voller Wildblumen, und als ich an ihm vorbeiblickte, bemerkte ich ein kleines Landhaus, aus dessen Schornstein weißer Rauch aufstieg. Es war aus Holz gebaut, nicht aus Stein, und von Blumenranken überzogen, sodass es fast aussah, als wüchse es direkt aus dem Boden.
    „Es ist wunderschön“, sagte ich zögernd. „Aber wir müssen …“
    James hielt mir den Mund zu, und automatisch biss ich ihm

Weitere Kostenlose Bücher