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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Entschlossenheit schien ins Wanken zu geraten. Offensichtlich gefiel es Kronos nicht, herumkommandiert zu werden.
    Aus dem Augenwinkel warf ich einen Blick auf Henry und sah den Schatten eines Lächelns auf seinen Lippen. Wusste er, dass ich hier war, oder war ihm bloß ebenfalls klar, wie zwecklos Calliopes Versuche waren, einem Titanen Befehle zu erteilen?
    „Ich sagte , geh und spür sie auf“, fauchte sie, doch Kronos machte keinerlei Anstalten, aufzubrechen. Der Nebel wand sich durch die Gitterstäbe des Tors, und ich fragte mich, wozu sie überhaupt da waren, wenn er trotzdem hinauskonnte. Vielleicht nicht vollständig, aber er hatte bereits eindrücklich bewiesen, dass dieser Nebel ausreichte, um mehr Schaden anzurichten, als der Rat bewältigen konnte.
    Fluchend drehte Calliope sich wieder zu Henry um, und ichmusste unwillkürlich lächeln. Sie sah aus wie ein verzogenes Kleinkind, das nicht bekommen hatte, was es wollte, egal wie viele Tobsuchtsanfälle es bekommen hatte.
    „Dann mach ich es eben selbst“, kündigte sie hocherhobenen Hauptes an. Henrys Lächeln verschwand. „Sie ist schon auf dem Weg, und wenn sie erst hier ankommt, werde ich dafür sorgen, dass du wach bist, um zuzusehen, was ich mit ihr mache. Das willst du sicher nicht verpassen.“
    Lässig wedelte sie mit der Hand und katapultierte Henry in hohem Bogen zurück zum Eingang der Höhle, wo die anderen gefesselt lagen. Hart krachte er gegen die Wand. Ein Schauer von Splittern regnete in seinen Schoß, und sein Kopf sackte nach vorn.
    Ich rannte zu ihm und versuchte vergeblich, ihm das Haar aus dem Gesicht zu streichen, um zu sehen, ob seine Augen noch immer geöffnet waren, doch ich war ein Geist. Calliope würde ihn nicht töten. Das konnte sie nicht. Sie wollte ihn lebend, damit er zusah, wie ich starb, und sie würde sich nicht selbst um das Vergnügen bringen, ihn so leiden zu sehen. Mich leiden zu sehen.
    Die Höhle versank wieder in tiefe Schwärze, und als ich zu mir kam, blickten drei Augenpaare auf mich herab. Ava und James waren es schon gewohnt, aber auch Persephone sah nicht besonders überrascht aus. Vielleicht hatten sie es ihr erklärt, während ich weg gewesen war.
    „Was hast du gesehen?“, erkundigte sich Ava erwartungsvoll.
    Mühsam erhob ich mich auf die Ellbogen und rieb mir den pochenden Schädel. „Calliope versucht Henry dazu zu bringen, ihr zu sagen, wie man das Tor öffnet. Er hält dicht“, fügte ich hinzu, als Avas Augen groß wurden. „Er hat kein Wort gesagt. Sie ist wütend geworden und hat ihn wieder ausgeknockt.“
    „Gut“, meinte Persephone. „Er wird es ihr nicht sagen. Er weiß es besser, als das zu riskieren.“
    „Sie sind alle da“, erzählte ich. „Alle bewusstlos. Calliope hat Kronos befohlen, mich aufzuspüren, aber er hat sich geweigert.“
    Zweifelnd blickte Persephone auf mich herab, aber James undAva stellten meine Worte nicht infrage. „Ist das alles?“, wollte James wissen. „Hast du sonst noch etwas gesehen?“
    „Sie wissen, dass wir kommen“, gestand ich bitter.
    Keiner von ihnen sah besonders glücklich über diese Enthüllung aus, aber niemand sagte etwas. Wenigstens blieb uns noch Zeit, uns einen Plan zu überlegen, bevor wir ankamen.
    James reichte mir die Hand. Ich nahm sie und ließ mich auf die Beine ziehen, wobei der Wald sich um mich zu drehen schien. Hilflos sackte ich gegen James, während ich mein Gleichgewicht zurückzugewinnen versuchte. „Wär toll, wenn ich’s kontrollieren könnte“, murmelte ich. „Das würde das Ganze um einiges leichter machen.“
    „Du kannst es kontrollieren“, behauptete Persephone. Beiläufig lehnte sie sich gegen einen Baumstamm, als würden um sie herum ständig Leute in Ohnmacht fallen. „Da du vor der Sache hier sterblich warst, wirst du wahrscheinlich eine ganze Weile länger brauchen, bis du den Bogen raushast, aber irgendwann kriegst du’s schon hin.“
    Mühsam schluckte ich meine Antwort herunter. Es brachte nichts, wenn ich ihr eine Entschuldigung lieferte, geradewegs zu Adonis zurückzumarschieren. „Wenn du weißt, wie’s geht, warum sagst du’s mir nicht, damit wir es zu unserem Vorteil nutzen können?“, fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Persephone inspizierte ihre Fingernägel. „Ich denk drüber nach.“
    James seufzte. „Persephone, bitte.“
    Finster sahen die beiden sich an, und ich verzog das Gesicht. Wenn Persephone wirklich wusste, wie sich diese Fähigkeit kontrollieren ließ, war

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