Die unsterbliche Braut
Freunde unterwegs waren, und wenn Henry denken wollte, es wäre irgendetwas anderes …“
„Natürlich musste er das denken!“ Ohne nachzudenken, warf ich einen Stock nach James. Das Holz prallte von seiner Brust ab, doch plötzlich war es mir egal, ob ich ihm Schmerzen zufügte. Er war ein Gott. Er würde schon drüber hinwegkommen, und es war nichts im Vergleich zu dem Entsetzen und der Schuld und der Scham, die in mir aufwallten. „Das hast du mit Absicht gemacht, stimmt’s? Was ist los mit dir, James? Willst du, dass er allein ist? Willst du, dass er vergeht? Willst du doch über die Unterwelt herrschen?“
„Ich habe es nicht absichtlich getan“, antwortete er und bückte sich nach dem Stock, mit dem ich nach ihm geworfen hatte. „Und ich will Henry nicht verletzen, aber noch mehr als das will ich verhindern, dass jemand dich verletzt. Du hast eine Wahl. Eine Wahl , Kate, auf die dich niemand sonst hinweist, weil sie nicht sehen, was Henry dir antut. Er tut dir weh, und es gibt keine Garantie, dass das jemals besser wird.“
Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht, und meine Antwort blieb mir im Hals stecken. Er sprach all das aus, was ich nicht hören wollte. All das, was ich so verzweifelt zu ignorieren versuchte.
„Es wird besser werden“, widersprach ich leise, während Zorn in mir aufwallte, bis ich ihn förmlich schmecken konnte. „Ich bin mir sicher, sobald er begreift, dass ich keinerlei Interesse daran habe, jemals etwas mit dir anzufangen, wird er vernünftig werden.“
Zu meiner immensen Befriedigung zuckte James wieder zusammen. „Glaub, was du willst, aber deine Abmachung mit Henry ist eindeutig. Er hat dich für sechs Monate, nicht mehr. Im Sommer kannst du tun, was immer du willst, und er hat dabei keinerlei Mitspracherecht.“
„Das gibt mir nicht das Recht, ihm das Herz zu brechen.“ Wütend marschierte ich zurück zum Lager. „Und es gibt dir nicht das Recht, zu versuchen, mich dazu zu bringen. Ich kann’s nicht glauben, James. Von allen fiesen Dingen, die du hättest tun können, mich so zu verarschen …“
„Ich hab niemanden verarscht.“ Er beeilte sich, zu mir aufzuschließen, doch ich weigerte mich, ihn anzusehen. „Ich mach das nicht zum Spaß, Kate. Du bist diejenige, die mich eingeladen hat, gemeinsam nach Griechenland zu fahren, und ich hab Ja gesagt, weil ich gern Zeit mit dir verbringe. Und weil ich dir helfen wollte, zu erkennen, was dir entgehen würde, wenn du dich entscheiden würdest, zurückzukehren. Dafür kannst du mich nicht kritisieren – ich hab mich wie ein Gentleman benommen. Egal wie sehr ich dich küssen wollte, ich hab’s nie getan.“
„ Sag so was nicht.“ Ich wirbelte herum, und beinahe wäre er in mich hineingelaufen. „Ich bin nicht Persephone. Ich werde Henry nicht betrügen, egal, welche Jahreszeit gerade ist, und egal, wie viel Zeit vergeht. Das wird sich niemals ändern.“
„Was, wenn es nie besser wird?“ James blieb hartnäckig. „Was, wenn Henry dich nie so lieben wird, wie du es verdienst? Was Persephone passiert ist … Ich will nicht zusehen, wie du ihre Fehler wiederholst. So solltest du nicht leiden müssen – weder du noch Henry. Er ist in seinen Gewohnheiten festgefahren, und er wird sich niemals ändern. Es ist keine Schande, einzugestehen, dass eure Ehe nicht funktioniert …“
„Bloß weil wir ein paar Probleme haben, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht funktioniert.“
Er seufzte. „Alles, was ich sage, ist: Du hast eine Wahl, Kate. Bitte versteh das und lauf nicht einfach Henry nach, weil du denkst, du könntest ihn ändern.“
„Das tu ich auch nicht“, fauchte ich. „Ich bin mit ihm zusammen, weil ich ihn liebe.“
„Dann sollte es dir nicht schwerfallen, mir etwas zu versprechen“, entgegnete James. Er musste verrückt sein, wenn er dachte, das würde ich tun. „Denk über die Möglichkeit nach, dein eigenes Leben zu leben anstatt jenes, das Henry und der Rest des Rates für dich vorgesehen haben – und ich meine nicht, dass du es eine halbe Sekunde lang in Erwägung ziehen sollst. Ich meine, stell dir vor, wie es sein wird, wenn Henry dich nie so liebt wie du ihn. Stell dir vor, wie es sich anfühlen wird, heimzukommen in ein kaltes Bett und zu einem Ehemann, der alles andere lieber tun würde, als Zeit mit dir zu verbringen. Denn ob es dir gefällt oder nicht: Wenn du bleibst, ist das eine Möglichkeit. Im Gegenzug werde ich aufhören, dich damit zu nerven.“
Ich
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