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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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können, wenn es zwischen uns nicht diesen Funken gegeben hätte.
    Seine Schuldgefühle und sein Zorn waren am Morgen danach schlimm genug gewesen.
    Taktvoll setzte Ava sich auf die andere Seite des Feuers neben James. Sie wandten einander die Köpfe zu, und der leise Klang ihrer Unterhaltung drang zu uns herüber, doch ich konnte nicht verstehen, worüber sie sprachen.
    „Als wir …“ Ich räusperte mich. „Ich hätte gewartet, hätte ich eine Wahl gehabt. Aber es war nicht so, dass ich es nicht wollte. Das war der Moment, in dem mir klar geworden ist, dass ich ihn liebe, und – was auch immer der Auslöser war –, es war schön. Es war wirklich schön.“
    „Gut“, murmelte Persephone wie aus weiter Entfernung und starrte ins Feuer. „Hades hat das verdient. Er hat dich verdient.“
    Ich schüttelte den Kopf. Es spielte keine Rolle, was Henry verdiente; das einzig Wichtige war, wen Henry wollte, und bisher schien das nicht ich zu sein. „Es war der Morgen danach, der so furchtbar war. Als Henry erkannt hatte, was passiert war, ist er ausgeflippt. In Panik geraten“, verbesserte ich mich, als ich Persephones verständnislosen Blick sah. „Er hat sich entschuldigt und ist abgehauen, und das war das Letzte, was ich die folgenden Tage von ihm gesehen habe. Der einzige Grund, aus dem er zurückgekommen ist, war, dass Calliope mich umgebracht hatte und er in die Unterwelt gegangen ist, um mich zu holen.“
    Persephone verzog das Gesicht und sagte leise: „Nein, ist es nicht.“
    „Nein, ist was nicht?“, hakte ich nach.
    „Nein, das ist nicht der einzige Grund, aus dem er zurückgekommen ist.“ Sie seufzte. „Als wir unsere Ehe vollzogen haben, war ich diejenige, die … ausgeflippt ist.“ Bei dem Ausdruck zog sie eine Grimasse. „Wir waren keine zwölf Stunden verheiratet, und ich bin zu meiner Mutter zurückgelaufen. Sie hat mich überredet, bei ihm zu bleiben und dem Ganzen eine Chance zu geben, und sie muss auch mit Hades geredet haben, denn danach haben wir es nie wieder versucht. Ich hab in einem separaten Raum geschlafen, und er hat das Thema nie wieder angesprochen.“
    Auf der anderen Seite des Feuers verstummten James und Ava.
    „Tut mir leid“, sagte ich. „Sie hätten dich nicht zwingen sollen, gegen deinen Willen bei Henry zu bleiben.“
    Deshalb bestand James also so sehr darauf, dass ich mir der Möglichkeit bewusst war, jederzeit gehen zu können. Natürlich hatte er bereits gesagt, dass es wegen Persephone war, doch als ich es aus ihrem Mund hörte, fügte sich das Puzzle zu einem Ganzen zusammen. James beschützte mich auf die beste Art, die er kannte, genau wie im Jahr zuvor. Als ich geglaubt hatte, ich hätte eine Prüfung vergeigt, hatte ich versucht, Eden Manor zu verlassen. Ich hatte meine Mutter noch einmal sehen wollen, bevor sie starb. Henry hatte es mir ausgeredet. James hatte nicht gewusst, dass ich aus freien Stücken geblieben war, und es war ihm wichtig genug gewesen, dass er seine Tarnung hatte auffliegen lassen.
    „Ich war jung“, winkte Persephone ab. „Ich habe geglaubt, Liebe würde einen augenblicklich packen. Es war das erste Mal, dass ich ohne Mutter lebte, und ich wusste nicht, was ich zu erwarten hatte. Zusätzlich zu allem anderen machte es mich furchtbar unglücklich, in der Unterwelt festzusitzen, weit weg von der Sonne. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände, die uns leider beide mitgerissen hat.“ Bedauernd schüttelte sie den Kopf. „Danach habe ich ihm keine Chance mehr gegeben. Er hat sich so sehr angestrengt – du würdest nicht glauben, was er alles auf sich genommen hat, um mich glücklich zu machen. Aber es war nie genug. Er war nie genug.“
    Mittlerweile war es dunkel. Das Blinken des Jahrmarkts und unser winziges Feuer waren die einzigen Lichtquellen, und als ich wieder zu Persephone sah, war ihr Gesicht kaum noch zu erkennen. „Und trotzdem hat er dich geliebt“, sagte ich. „Er liebt dich noch immer mehr als alles andere.“
    „Da bin ich mir nicht mehr so sicher.“ Sie richtete sich auf und sah in den Himmel hinauf. Ich folgte ihrem Blick, und als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich, dass die Sterne nicht in ihrer üblichen Anordnung standen.
    „Du hast gesagt, er sei in die Unterwelt gegangen, um dich zuholen“, hakte Persephone nach. „Warst du wirklich tot?“
    Ich nickte. „Es war Nacht, und ich war in einem Park, den Mom und ich früher immer zusammen besucht haben. Mom hat ihr

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