Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
hohen Decke, wo er sich sammelte. Nur wenige Meter darunter entdeckte ich James und Ava, die an den Armen aufgehängt dort oben baumelten, gefesselt von Nebelstreifen.
    Jeder Zweifel, ob ich das Richtige getan hatte, verschwand. Im besten Fall würde Calliope sie alle gefangen halten. Im schlimmsten Fall wären sie tot, sobald Calliope mit Persephone fertig war. Ich kniff die Augen zusammen und suchte nach irgendeinem Lebenszeichen von einem der zwei Körper, die dort von der Decke hingen. Doch vergeblich …
    „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ Scharf tönte Calliopes Stimme durch die Stille, und ich erschauerte. Der unschuldige, mädchenhafte Ton war verschwunden, an seine Stelle war die allumfassendeStimme einer Gottheit getreten – die Art Stimme, die Henry hatte, wenn er wütend war. Gebieterisch und Respekt einfordernd weckte sie selbst in mir, an die sie gar nicht gerichtet war, den Drang zu gehorchen.
    „Ich weiß nicht, was du von mir willst“, entgegnete Persephone gereizt. Was machte sie da? „Ich hab dir schon gesagt, dass ich gar nichts verrate, bevor du sie nicht freilässt. Du kannst mich nicht zwingen, hierzubleiben. Ich hab kein Problem damit, in mein kleines Stück vom Paradies zurückzukehren und zu vergessen, dass das hier je passiert ist.“
    Calliope fluchte, und ein Stoß purer Energie erschütterte die Höhle und sprengte hinter Persephone einen Felsbrocken aus der Wand.
    Statt irgendetwas Vernünftiges zu tun, wie zum Beispiel tot umzufallen oder schmerzerfüllt aufzuschreien, lachte Persephone. „Ist das wirklich alles, was du kannst? Ich hab die gesamte Ewigkeit, um diese Spielchen zu spielen, aber wenn du immer nur dasselbe machst, wird das schnell langweilig werden.“
    „Ich werde sie einen nach dem anderen von Kronos töten lassen, bis du es mir sagst“, drohte Calliope und erhob die Stimme dabei, bis sie schrill von den Wänden widerhallte. „Ich werde es ganz langsam machen, und ich werde dafür sorgen, dass sie wissen, dass du dafür verantwortlich bist.“
    „Wenn du auch nur einen von ihnen verletzt, ist der Deal geplatzt, und du kannst den Rest deines Daseins damit verbringen, leblose Körper zu bewachen“, entgegnete Persephone. „Ich bin mir sicher, dass Kronos das nicht besonders gefallen würde.“
    Der Nebel peitschte in ihre Richtung, doch Persephone zuckte nicht einmal zusammen, als er durch ihren Körper glitt. Aus irgendeinem Grund konnten sie ihr nicht wehtun, und das musste sie gewusst haben. Deshalb war sie hineingegangen. Das war die ganze Zeit über ihr Plan gewesen. Außer, sie hatte einfach bloß Glück gehabt.
    „Hältst du mich für bescheuert?“, fragte Calliope, und ihreStimme war voller Verachtung. „Ich weiß genau, was geschieht, sobald ich ihnen die Ketten abnehme, und das ist kein Happy End für mich.“
    „Für dich gibt es sowieso kein Happy End, ganz egal, was passiert“, erwiderte Persephone. „Du hast es geschafft, dich in eine unmögliche Situation zu bringen, und die einzige Person, die daran schuld ist, bist du selbst.“
    Calliope schrie auf, und die Wände bebten. Ängstlich trat ich weiter in den Gang zurück, besorgt, die gesamte Höhle könnte über uns zusammenstürzen. Lebendig begraben zu werden – vor allem als Unsterbliche –, stand nicht auf meiner To-do-Liste.
    Nach einer Weile hörte das Beben jedoch auf, und Calliope sagte so leise, dass ich mich anstrengen musste, sie zu verstehen: „Bring mir Kate, und ich lasse sie frei.“
    „Lass sie frei, und ich tu’s“, konterte Persephone. „Verzeih, wenn ich dir nicht vertraue, aber in letzter Zeit warst du nicht besonders verlässlich.“
    Bitterböse funkelte Calliope sie an. „Ich werde es nicht tun, nicht ohne Kate, und wenn du sie nicht zu mir bringst, hat es keinen Zweck, weiterzuverhandeln. Früher oder später wird sie herkommen, und bis es so weit ist, werde ich warten.“
    Verflucht. Natürlich war die eine Entscheidung, die ich aus freiem Willen getroffen hatte, genau die, die Persephones Plan zunichtemachen konnte. Unauffällig versuchte ich mich auf den Ausgang zuzuschieben. Wenn ich es dorthin schaffte, bevor Calliope mich entdeckte, würde ich mich nach draußen schleichen und warten, bis Persephone zurückkam. Ingrid würde mich verstecken, wenn ich ihr erklärte, was los war, und dann könnten wir zu dritt einen Plan aushecken. Wenn Persephone in die Kaverne gehen konnte, konnte es auch Ingrid, und vielleicht könnte Calliope sie ebenso wenig

Weitere Kostenlose Bücher