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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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das Tor öffnete, würde sie weder ihn noch mich umbringen. Das konnte sie nicht. Henry würde es nicht öffnen, wenn ich tot wäre.
    „Wach auf“, schrie sie, und Henry öffnete die Augen.
    Mein Herz setzte einen Schlag aus, und für einen langen Moment starrten wir einander an. Seine Augen hatten dieselbe seltsame Farbe von Mondlicht wie immer, doch das Funkeln war daraus verschwunden. Ich suchte nach irgendeinem Zeichen, dass er noch da drinnen war, einem Hinweis, dass er kämpfen konnte, doch es war, als würde er mich nicht einmal sehen. Er hatte aufgegeben.
    „Henry?“, flüsterte ich, und er blinzelte. „Henry, bitte … sieh mich an.“
    Das tat er bereits, doch er sah nicht mich , und ich wusste nicht, wie ich meine Bitte anders formulieren sollte. Er war fort. Was auch immer Calliope und Kronos ihm angetan hatten, er hatte sich so weit in sich selbst zurückgezogen, dass der Rest der Welt nicht mehr für ihn existierte.
    Calliope packte das lose Ende seiner nebelumhüllten Ketten und schlug ihm damit ins Gesicht. Ich keuchte auf und versuchte mich von ihr loszumachen, doch mit übermenschlicher Stärke hielt sie mich fest. Auf Henrys Wange erblühte ein leuchtend rotes Muster, und endlich schüttelte er den Kopf und kam zu sich. Vorsichtig berührte er sein Gesicht und zuckte zusammen, und erleichtert atmete ich aus. Er war doch noch da.
    Statt jedoch mich anzusehen, richtete sich sein Blick auf etwas hinter mir, und seine Gesichtszüge erschlafften. „Persephone?“
    Lieber hätte ich mich von Kronos aufschlitzen lassen, als den reißenden Schmerz zu ertragen, den es mir bereitete, ihren Namen vor meinem aus seinem Mund zu hören.
    „Sieh mal, wer sich entschlossen hat, sich zu uns zu gesellen“, höhnte Calliope und zerrte an meinen Haaren. Henry riss den Blick von Persephone los, um ihn auf mich zu richten, und seinGesichtsausdruck verursachte mir Übelkeit. „Sieht aus, als hätte hier jemand kein Hirn im Schädel, aber das ist ja keine große Überraschung, nicht wahr? Du hast es echt raus, dir die Richtigen auszusuchen. Ich musste gar nichts tun. Sie sind beide ganz allein hier reinspaziert und haben sich mir quasi auf dem Silbertablett dargeboten.“
    Henrys Gesichtsausdruck wurde hart. „Was willst du?“
    „Müssen wir das wirklich noch mal durchgehen?“, fragte Calliope. „Sag mir, wie man das Tor öffnet, und ich lasse sie gehen.“
    „Henry, tu’s nicht“, bat ich. „Es ist eine …“
    Calliope hielt mir die Hand vor den Mund. Ohne darüber nachzudenken, leckte ich ihr die Handfläche ab. Hätte ich gekonnt, hätte ich sie auch gebissen, aber meine Spucke reichte aus. Mit einem angeekelten Geräusch zog sie die Hand weg und gab mir damit genug Zeit, meinen Satz zu beenden. „Es ist eine Falle“, rief ich. „Persephone kann sie nichts tun, und mich bringt sie so oder so um.“
    Calliope wischte sich die Hand an meinem T-Shirt ab und verstärkte ihren Griff in meinem Haar. „Spielt das eine Rolle? Wir wissen beide, dass Henry keine Wahl bleibt. Er muss es riskieren.“
    Wieder versuchte ich mich von ihr loszureißen, doch es war vergebens. Calliope würde mir eher sämtliche Haare ausreißen, als mich loszulassen. „Bitte“, flehte ich. „Henry, das kannst du nicht tun, das ist es nicht wert …“
    „In Ordnung, Calliope“, brachte er leise hervor. „Ich sage dir, wie man es öffnet, unter der Bedingung, dass du vorher Kate gehen lässt.“
    „Wohl kaum.“ Calliope stieß einen verächtlichen Laut aus.
    „Irgendeine Sicherheit musst du mir geben“, beharrte Henry. „Wofür entscheidest du dich?“
    Grob nahm sie mich in den Schwitzkasten, und ihr Arm drückte mir unangenehm auf die Luftröhre. „Sag du’s mir. Das Tor oder deine hübsche kleine Frau?“
    An Henrys Kiefer zuckte ein Muskel; der, an dem ich immererkannte, dass er kurz davorstand, zu explodieren. „Dann Persephone“, sagte er. „Lass Persephone gehen, und ich werde dir sagen, was du wissen willst.“
    „Erledigt.“ Calliope winkte Persephone fort, doch die machte keine Anstalten, zu gehen.
    „Du bist ein Idiot“, beschied sie Henry stattdessen. „Sie können mir nicht wehtun, und ich werde nicht gehen.“
    „Das spielt keine Rolle für mich“, mischte sich Calliope ein. „Ich habe meinen Teil erfüllt. Persephone kann jederzeit gehen, und es ist nicht mein Problem, dass sie nicht will. Du musst mir trotzdem verraten, wie man das Tor öffnet. Deal ist Deal.“
    Henry schwieg, und ich

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