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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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einer Art Reihenhäuser umgebaut. Die größeren Besitztümer sind Wohnwagen und Wohnmobile. Es ist der größte Autoabstellplatz der Welt, der wie in Bernstein gegossen daliegt und eine der ungemütlichsten Städte bildet, die Sie jemals gesehen haben. Der Autoabstellplatz in Nebraska ist vermutlich jener Ort, an dem die D36-Bande sich zum ersten Mal zusammenschloss. Die Gruppe entstand lange, nachdem ich den Ort verlassen hatte, aber offensichtlich entschlossen sich einige der Landstreicher, dass die sicherste Art zu überleben war, sich zusammenzuschließen und alles zu plündern, was ihnen in den Weg kam. Dann tauchten die Drogendealer auf, und die ganze Gegend entwickelte sich zu einem schwarzen Tumor in der Landschaft.
    Der Autofriedhof in Bowie hatte nichts damit zu tun. Nachdem Ernie und ich mit dem Elektroauto hingefahren waren, stiegen wir aus (Ernie nahm eine Sporttasche mit zwei Schrotflinten und seinem Arbeitswerkzeug mit) und sahen uns um. Es war ein relativ kleiner Autoabstellplatz, vielleicht mit insgesamt etwa tausend Autos, aus denen durchwegs geschmacklose Rocksongs dröhnten. Prolls in Muskelshirts tranken billigen Wodka, während sie versuchten, jedes Mädchen anzumachen, das ihren Weg kreuzte. Ich sah mindestens zwei Football-Spiele, die gerade ausgetragen wurden. Es war wie eine immerwährende Parkplatzparty, ohne dass es etwas zu feiern gegeben hätte. Das Konzept gefiel mir.
    Matt hatte uns aufgetragen, nach einem weißen Kleinbus Ausschau zu halten. Es gab nur einen auf dem ganzen Parkplatz. Er war ursprünglich vielleicht mal weiß gewesen, doch nun hatte er die Farbe eines Wachteleis. Wir klopften. Eine Aufnahme eines Liveauftritts von My Morning Jacket dröhnte aus dem Inneren. Es stank nach Hydro. Wir klopften noch einmal. Jemand im Inneren drehte die Musik leiser, dann sagte eine Stimme: »Hallo?«
    »Hat hier jemand einen Euthanasie-Spezialisten bestellt?«, fragte Ernie.
    »Leute, wenn dieser Van gerade wackelt, dann … ah … ich meine, kommt nicht rein.«
    »Dein Van wackelt aber nicht.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    »Verdammt. Es fühlt sich aber so an. Scheiße.« Die Tür ging auf. Heraus kam ein dünner, blasser Typ mit langen, strähnigen, roten Haaren. Er trug kein Hemd, dafür eine schmutzige weiße Hose und schmutzige weiße Sneakers. Seine Brust war mit einem roten Ausschlag übersät. Er bat uns herein. »Ich bin Chuck. Kommt in den Van. Immer wenn ich rausgehe, stiehlt jemand mein Hydro.«
    Wir traten ein. Der Boden des Van war herausgeschnitten worden, und meine Füße sanken in den weichen Erdboden. Im Inneren stank es nach Abfall.
    Ernie warf einen Blick auf seine Füße. »Was ist das?«
    »Schlamm, nichts sonst. Ich schwöre es, Muchacho. Ich benutze den Lincoln fünf Autos weiter als Toilette. Wenn es warm wird, riecht man es. Aber heute dampft die Scheiße nicht so arg, nicht wahr?«
    Er bot uns Gummibärchen an, die wir dankend ablehnten. Er unterschrieb den Papierkram und füllte das vorgefertigte Testament aus. Ich stellte die Aufnahmefunktion auf meinem WEPS an, und dann ging es los. Chuck leierte eine ganze Liste an Gründen herunter, warum er uns angerufen hatte: Er war gelangweilt, er wusste nicht wohin, alle auf dem Autoabstellplatz versuchten, sein Hydro zu stehlen, und so weiter.
    »Warum ziehst du nicht von hier fort?«, fragte ich.
    »Fortziehen? Was soll das bringen? Überall, wo ich hingehe, ist schon jemand, Kumpel. Das hier ist mein eigenes kleines Reich, und das ist alles, was ich bekommen werde, Kumpel. Einmal bin ich drei Tage lang unten in Bonnaroo gewesen. Ich habe alles geraucht, was ich in die Finger bekommen habe. Ich habe alles getrunken, was ich bekommen konnte. Ich habe alles inhaliert, was mir unter die Nase gehalten wurde. Es war abgefahren , Mann. Abgefahren. Aber nach drei Tagen war die Scheiße vorbei, Mann. Deshalb ist eine Party eine Party. Es ist ein besonderer Anlass. Am dritten Tag ist es nicht mehr so besonders. Dein Arsch beginnt zu jucken. So fühle ich mich jetzt. Ich fühle mich, als wäre ich in der Show hier gefangen. Ich möchte mehr als das hier erleben. Viel mehr. Deshalb habe ich euch angerufen.«
    »Wie willst du es denn haben?«
    »Okay. Gut. Seid ihr bereit? Denn ich werde euch die Hölle heißmachen. Kommt mit zur Hintertür.« Er öffnete die Tür auf der anderen Seite des Van und bat uns hinaus. Er führte uns durch den Schlamm bis zu einem Schrotthaufen am hinteren Rand des Platzes. Ich sah viele alte

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