Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Er versuchte, mit ihr zusammenzukommen. Dann gab man ihm eine Tasse mit Blut, und er trank es, doch dann sah er einige Meter weiter im Wald einen toten Hund liegen. Er flippte aus und versuchte abzuhauen, doch der Anführer der Vampire schnappte ihn sich, biss ihn in die Schulter und riss ein Stück heraus.«
»War er schwer verletzt?«
»Er musste mit fünf Stichen genäht werden. Ich weiß, dass die Kerle ziemlich schräg sind, aber ich möchte nicht von ihnen angefallen werden.«
»Mach dir keine Sorgen, ein Schuss mit der Schrotflinte, und sie werden sofort aufhören, ihre implantierten Fangzähne zu blecken. Komm mit.«
Wir stiegen aus dem Wagen und gingen hinauf zum Haus, das vom Boden bis zum Dach schwarz gestrichen war. Ernie klopfte. Keine Antwort. Er drehte am Knauf, drückte dagegen, und die Tür schwang auf. Wir spazierten hinein und ließen die Tür hinter uns offen, um Luft und Licht ins Haus zu lassen. Die Räume im Erdgeschoss waren allesamt leer und mit Ausnahme des Hartholzbodens schwarz gestrichen. Wir gingen in die Küche – ebenfalls schwarz. Wir öffneten den Kühlschrank, der ebenfalls schwarz war. Das Licht im Inneren des Kühlschranks war violett, wie das Schwarzlicht der Hippies. Drinnen standen verschiedene mit Flüssigkeit gefüllte Zweiliterflaschen. Die Flüssigkeit war zäh, rostrot und irgendwie matschig. Jede Flasche war etwa zu einem Drittel gefüllt und mit einem Schild versehen: HUND, KATZE, RATTE und so weiter.
Ich sah Ernie an. »Das ist einfach ekelhaft.«
»Ich muss dich mal was fragen«, sagte er. »Wenn du so tun würdest, als wärst du ein Vampir, wo würdest du glauben, dass du den Großteil deines Tages verbringen müsstest?«
Ich sah an Ernie vorbei und entdeckte eine verschlossene Tür im Vorraum, die sich neben einer baufälligen, kaputten Treppe befand, die ins Obergeschoss führte und vermutlich nie in Gebrauch war. Ich warf einen Blick auf die Tür, dann sah ich Ernie an und nickte ihm zu. Er tat es mir nach. Er nahm die Schrotflinte aus seiner Tasche, und ich zog die Pistole des Texaners aus dem Hosenbund. Wir gingen auf die Tür zu und öffneten sie langsam. Eine Treppe führte hinunter in die Dunkelheit. Ich entdeckte einen Lichtschalter an der Wand neben dem Türrahmen und betätigte ihn. Nichts. »Sollten hier nicht Fackeln an der Wand hängen, die man sich einfach schnappen kann?«, fragte ich. »Ich komme mir vor wie in einem dieser Videospiele.«
Ernie holte eine Taschenlampe hervor, und wir machten uns auf den Weg in den Keller. Es handelte sich mehr oder weniger um einen großen Lagerraum mit einer freigelegten Decke und von Kabeln überzogenen Deckenstreben, die über unseren Köpfen verliefen. In der Mitte des Raumes standen auf dem schwarz gesprenkelten Linoleumboden zwei Dutzend große, bemalte Styroporkisten, die aussahen, als wären sie aus Stein. Sie waren zu Sechserreihen angeordnet und standen so nahe beieinander, dass man gerade zwischen ihnen hindurchgehen konnte. An der Oberseite waren kleine Löcher eingelassen. Im Inneren konnten wir Menschen atmen hören. Auf den provisorischen Särgen klebten keine Namensschilder, was mich etwas auf die Palme brachte.
»Wie sollen wir wissen, welcher von denen unser Typ ist?«, fragte ich Ernie.
»Kein Problem. TYLER MCKINNON!«
Nichts geschah. Die rhythmischen Atemgeräusche aus dem Inneren der Särge gingen ungehemmt weiter. »Die gehen tatsächlich in ihrer Rolle auf, was?«
Ernie war nicht so beeindruckt wie ich. »Ja, klar, die sollen gefälligst aufwachen.« Er trat gegen den Deckel eines der Särge. Die Wucht hätte allerdings ausgereicht, um den Deckel eines echten Sarkophags herunterzustoßen. Das hier waren in Wahrheit Picknick-Kühlboxen. Die Folge war, dass er unabsichtlich den ganzen Sarg umwarf. Er hob den Deckel in die Höhe, und Styropor kratzte über Styropor, was dieses bestimmte Geräusch verursachte, das schon seit Jahrzehnten die Ohren zum Schreien bringt. Im Inneren befand sich nichts außer einer kleinen, schäbigen Decke.
Er öffnete einen zweiten Deckel, und wir entdeckten, dass in dem Glampir-Hotel scheinbar ein weiteres Zimmer frei war. Ich kniete mich neben den benachbarten Sarg und hielt mein Ohr dagegen, um nach Atemgeräuschen zu lauschen. Nichts. Ernie begann, die Särge zu schütteln, da sie ja ohnehin nicht gerade schwer waren. Ich tat es ihm nach. Alle Särge waren leer. Als ich den dritten Sarg schüttelte, hörte ich ein sanftes Klappern im Inneren. Ich
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