Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Euthanasie-Spezialist«
Ich kam in meine Wohnung zurück und entfernte die Laken. Ich rief Matt an. Er war gerade damit beschäftigt, ein riesiges italienisches Sandwich zu verdrücken.
»Wo zum Teufel warst du?«, fragte er. »Vor lauter Ungewissheit habe ich angefangen zu essen.«
»Ich hatte einen Herzinfarkt, nachdem ich die Euthanasie durchgeführt hatte.«
»Verdammte Scheiße.« Er aß sein Sandwich auf. Dann nahm er ein zweites Sandwich, das aussah wie das erste, und aß weiter. »Warum hast du mich nicht angerufen?«
»Weil ich einen verdammten Herzinfarkt hatte. Ich bin ins Krankenhaus gefahren.«
»In Krankenhaus? Mein Gott. Das sind doch Kakerlakenhotels. Das weißt du doch. Du hättest mich anrufen sollen.«
»Es gibt da eine riesige Blockade in meinen Arterien. Ich muss das behandeln lassen, und ich will, dass du dafür bezahlst.«
»Gut. Gut. Wir haben da einen Typen. Kein Krankenhaus. Es handelt sich dabei um unser eigenes Netzwerk mit der Regierung. Du musst dir keine Gedanken mehr über diesen Scheiß machen.«
»Gut«, sagte ich. »Gib mir das schriftlich. Ich möchte abgesichert sein. Ich möchte das tun, was Ernie tut. Und ich möchte mehr Geld.«
»Nun, sieh mal an! Das kleine Hündchen will jetzt seinen eigenen Knochen. Das ist gut, Johnny Boy. Ich bin froh, dass dir die Euthanasie gefallen hat. Du bis jetzt offiziell dabei. Du bist jetzt ein richtiger Euthanasie-Spezialist, mein Junge. Nun können wir wirklich mit der Arbeit beginnen. Ich sag dir was, John – du wirst noch froh sein, dass du nicht an diesem Herzinfarkt verreckt bist. Unser Geschäft wird bald einen Aufschwung erleben. Ich spüre es. Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Du bist gut in dem Job. Du kannst gut mit dem Tod.«
GEÄNDERT AM:
30.06.2059, 17:03 Uhr
Das war mein Krankenhaus
Das hier wurde gerade auf dem Feed von DC8 veröffentlicht:
Fünfunddreißig Tote nach Ausbruch einer Seuche in einem Krankenhaus
Von Ken Weary
Bedienstete des Inova-Fairfax-Krankenhauses bestätigten heute, dass seit gestern fünfunddreißig Menschen – darunter sieben Krankenhausangestellte – starben, nachdem eine unbekannte Seuche in dem Gebäude ausgebrochen war.
»Wir wissen nicht, um welche Krankheit es sich handelt, und auch nicht, wie sie sich ausbreitet«, sagte die Sprecherin des Krankenhauses, Mary Cartwright. »Aber wir tun alles, was wir können, um sie einzudämmen.«
Das Zentrum für Seuchenkontrolle hat das Gebäude an allen Eingängen versiegelt. Patienten und Angestellte, die sich im Gebäude aufhalten, werden rigorosen Tests unterzogen, bevor sie das Gebäude verlassen dürfen. Alle Personen, die Symptome der Krankheit aufweisen, werden bis auf weiteres im Krankenhaus unter Quarantäne gestellt. Cartwright bittet alle Personen, die ärztliche Hilfe benötigen, in der Zwischenzeit auf das Virginia-Krankenhauszentrum in Arlington auszuweichen.
GEÄNDERT AM:
01.07.2059, 15:10 Uhr
Es gibt nichts mehr zu verlieren
Ich habe den Tag damit verbracht, mich auf den Wiedereinstieg in meinen Job vorzubereiten und nach neuem Bildmaterial aus China zu suchen. Luftaufnahmen zeigten, dass ganze Landstriche leer und saubergefegt worden sind. Es scheint alles so nutzlos – leere Schneisen, die nur darauf warten, von neuen, immer weiter wachsenden Menschenmassen besiedelt zu werden, die die zerbombten Zonen bereits umstellen. Sie zeigten Nahaufnahmen aus Harbin und Reihenhäuser, die einfach in sich zusammengefallen waren, als wären sie aus Pappkarton. Sie zeigten die Reste eines erst kürzlich errichteten Glasturmes, der zusammengebrochen und zersprungen war und dessen Überreste den Rest der Stadt wie Scherben aus Eis bedeckten. Auf einem Feed gab es die Möglichkeit, einem Link zu folgen, um Bilder der Toten zu sehen. Ich verzichtete darauf.
Auf meinem WEPS las ich eine Geschichte – eine von vielen – über einen Mann, der sich hatte deaktivieren lassen und nun von einem unfreiwilligen BIO-Menschen in einen Hinterhalt gelockt und ermordet worden war. Es war einer dieser armen, alten Teufel gewesen, die entweder keinen Zugang zum Heilmittel hatten oder es sich nicht leisten konnten. Außerdem sah ich einen Bericht über einen US-Zerstörer, der im Arktischen Meer von einem russischen U-Boot versenkt worden war. Ich klickte zur Musikauswahl weiter und saß einfach nur herum. Ich sehnte mich danach, meine neue Berufung in die Tat umsetzen zu können.
Es läutete an der Tür. Uns kommt nie jemand
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