Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
Vom Netzwerk:
violetten Linien auf ihren Gesichtern. Ich saß bloß da, ich war sprachlos. Ich hatte gar keine Zeit, um schockiert zu sein.«
    Bei dem, was der Polizist miterlebt hatte, handelte es sich um den ersten Ausbruch der Schafgrippe in den Vereinigten Staaten von Amerika. Vor drei Tagen schickte Maxwell aus seinem Heimatreservat einen Bericht, in dem er Abby O’Neills Farm als präzisen Ausgangspunkt jener Seuche bestimmt, die bis heute über hundert Millionen Amerikaner und fünfhundert Millionen Menschen weltweit das Leben gekostet hat.
    »Jetzt, da Skeleton Key großflächig verfügbar ist, war es mir möglich, zur Farm der O’Neills hinauszufahren und etwas von dem verseuchten Boden sicherzustellen«, erklärt Maxwell. »Dort fand ich die Überreste jener Tiere, die die Familie vernichten musste. Wir wissen mittlerweile, dass diese Überreste Spuren des S36-Virus enthalten. Wir wissen ebenso, und das ist mehr eine Anekdote, dass Nachrichten über den Ausbruch der Krankheit hier im Nordosten zum ersten Mal in den Feeds aufschienen, genauer gesagt in der Region um Berkshire. Und bei den medizinischen Befunden von David Millet handelt es sich, laut der Indizien, die ich gefunden habe, um die ersten Symptombeschreibungen, die erstellt wurden, auch wenn die Mediziner noch keine Ahnung hatten, was sie da sahen. Eine der wenigen positiven Eigenschaften der Schafgrippe ist, dass die Symptome so unverwechselbar sind.«
    Abby O’Neill weiß nicht, warum sie und ihre Familie nicht mit dem tödlichen Virus infiziert wurden. Nachdem sie gezwungen waren, sämtliche Tiere zu töten, zog die Familie in den Norden auf eine sehr kleine Farm nördlich von Ontario. Sie haben keine Tiere mehr, sie bauen nur noch Obst, Kräuter und Gemüse an und verteidigen ihr Reservat regelmäßig gegen umherziehende russische Militärbanden und Räuber. Abby hat sämtliche Kleidungsstücke, die sie aus Freddies Wolle hergestellt hat, aufbewahrt, sogar diejenigen, aus denen ihre Kinder mittlerweile herausgewachsen sind.
    »Ich weiß nicht, warum von allen Tieren auf dieser Welt gerade sie diejenige war, von der diese Seuche ausging. Ich weiß, dass wir nichts Falsches getan haben. Wenn mir also jemand sagt, dass dieses unschuldige Tier, das ich so vergöttert habe, das ein Teil meiner Familie war … Wenn mir jemand sagt, dass es ihre Schuld ist, dass all diese Menschen … Millionen um Millionen Frauen und Männer und Kinder und Tiere …« Sie hält ein Paar blaue Fäustlinge in die Höhe und küsst sie. »Es ist nicht fair. Es ist nicht fair, die ganze Schuld einem einzelnen Lebewesen aufzuladen. Wir haben bloß versucht, unser Leben zu leben. Wir wollten niemandem schaden. Freddie wollte nie irgendjemandem etwas Böses.«
    GEÄNDERT AM:
    03.06.2079, 03:11 Uhr

Der Terrorist des Tages

    Wir bekamen vom Ministerium für Eindämmungspolitik den Auftrag, uns um einen Mann namens DeFors Lewis aus Tyson Corner zu kümmern. Ich nahm die Akte und starrte sein Bild an. Er war klein und gedrungen, hatte dichtes, gekräuseltes, schwarzes Haar, das ihm über die Schultern fiel, und einen kleinen kahlen Fleck, der wie eine Krone auf seinem Kopf saß. Er hatte einen Vollbart und sah aus wie der Anführer einer Motorradgang. Er war rein BIO und zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt. Seine aktuelle Mail-Adresse lautete auf das Pseudonym »Murray Holdmann«.
    Matt hat vorige Woche ein neues, gepanzertes Elektroauto gekauft, und das war nun unsere erste Gelegenheit, damit hinauszufahren. Es ist sehr groß und sehr orange und hat einen gigantischen Pflug auf der Kühlerhaube. Es braucht nicht gerade wenig Strom. Auf die Vorderseite des Pflugs hatte ich mit einer Spraydose den Satz Wir wünschen einen schönen Tag! geschrieben. Ich finde, das verleiht dem Auto einen gewissen Charme. Wir haben ihm den Spitznamen »Big Bertha« verpasst.
    Ich öffnete die Tore der Schleuse Nummer Acht des östlichen Falls-Church-Reservats, und Ernie fuhr hinein. Wir hörten, dass sich eine Gruppe von Menschen vor den Toren versammelt hatte. Üblicherweise verschwinden sie nach einiger Zeit wieder, doch wir waren aufgrund des unvermeidlichen Verkehrs spät dran. Manche von ihnen kratzten an der Wand und suchten nach einem Riss in der Fassade, an dem sie sich hochziehen konnten. Ich ging zur Vorderseite von Big Bertha und drehte an der Kurbel des Pflugs, so dass dieser in die Höhe fuhr. Ernie startete den Motor. Zwei Wachen standen mit uns in der Schleuse. Sie hielten ihre Waffen im

Weitere Kostenlose Bücher