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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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Anschlag. Ernie gab mir ein Zeichen. Ich öffnete den Riegel und sprang ins Auto. Ernie fuhr an und gab sofort Gas. Der Pflug stieß gegen die Gummipuffer am unteren Ende des Schleusentores, das wie eine nicht befestigte Klappe nach oben geschleudert wurde. Das Tor schlug auf Berthas gepolstertem Dach auf, und Ernie gab weiter Gas. Eine Handvoll Menschen wurde durch die Kraft des Einschlags zur Seite katapultiert. Ernie ging vom Gas und lenkte das Auto durch die Menge. Das Schleusentor schwang wieder nach unten und in Position. Und zwar so schnell und heftig, dass niemand hindurchschlüpfen konnte. Ein Blick auf die Wachen in der Schleuse genügte aber ohnehin, um die meisten zur Flucht zu bewegen.
    Ein paar Menschen, die vor dem Reservat gewartet hatten, warfen sich auf das Auto, andere starrten uns bloß an. Es regnete ergiebig, und ich sah mehr als genug Leute, die den Kopf in den Nacken gelegt und den Mund weit aufgerissen hatten, um so viel Regen wie möglich aufzufangen – sie sahen aus wie kleine Vogeljungen, die darauf warteten, dass Gott sie fütterte. Alle hielten sich vom Pflug fern. Ein Mann warf sich jedoch auf die Motorhaube und starrte uns an. Er bedeutete uns, dass er etwas zu trinken haben wollte, doch Ernie beachtete ihn nicht. Er stellte die Musik an und gab wieder mehr Gas. Er begann sogar eine lockere Unterhaltung. »Hast du schon gehört, dass dem Militär der Treibstoff ausgegangen ist?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Mit Ausnahme der Raketenabschussrampen. Das war’s dann also. Das ist der einzige Treibstoff, der noch übrig ist.«
    »Mhm.«
    »Das ist das Einzige, das Solowjew noch aufhält. Kannst du dir das vorstellen? Ein kleines bisschen Treibstoff?«
    »Kumpel, ich weiß, dass du es gewöhnt bist, mit Leuten auf der Motorhaube spazieren zu fahren, aber mich beunruhigt es ein wenig.«
    »Ach, du meinst den da?« Er schwenkte das Auto nach links, und der Landstreicher rollte langsam zur Seite. »Es tut mir leid, mir scheint, ich habe vergessen, die Scheibenwischer einzuschalten.«
    Wir kamen zur Hauptstraße und reihten uns unter Hunderten selbst zusammengebauten Elektropanzern ein. Es waren alte Elektroautos, die mit Abfall von Autofriedhöfen verstärkt worden waren. Lagenweise altes Metall, das die Leute zusammengeschweißt und an der Karosserie befestigt hatten. Die Autos sahen aus wie Kinder, die beschlossen haben, alle ihre Kleider auf einmal anzuziehen. Wir schoben uns zentimeterweise vorwärts. Obdachlose, die am Straßenrand herumlungerten, versuchten ab und an, zu uns ins Auto zu kommen, doch sie gaben schnell auf. Ich sah, wie es einer von ihnen schaffte, in ein zu schwach gesichertes Auto vor uns einzudringen. Der Fahrer zog eine Pistole. Schließlich stieg der Landstreicher wieder aus und ließ den Fahrer in Ruhe. Er sah enttäuscht aus.
    Ich versuchte, die Geschehnisse draußen so gut wie möglich zu ignorieren, indem ich die Nachrichten auf meinem WEPS.8 verfolgte. Ernie hatte natürlich recht mit dem Treibstoff. In Hauptmann Strongs Feed heißt es, dass der letzte Rest Treibstoff auf unserem Kontinent in privaten Reservaten und Befestigungsanlagen gebunkert wurde. Matt hatte sich ebenfalls ein kleines Lager eingerichtet. Er verrät uns nicht, wo es sich befindet. Er meint, der Treibstoff sei für das Boot.
    Ich sah, dass mein Daumennagel abgesplittert war, und riss ihn mit den Zähnen ab. Blut sickerte aus meiner Nagelhaut und an beiden Seiten des Nagels entlang. Ich leckte es ab, doch die Rillen füllten sich immer wieder, es hörte nicht auf. Blut und noch mehr Blut. Ich biss in meinen Zeigefinger und riss den oberen Teil des Nagels herunter. Dann spuckte ich ihn auf die Fußmatte. Meine Pistolen leisteten mir auf dem Beifahrersitz Gesellschaft.
    Die Adresse, die man uns gegeben hatte, befand sich in der Nähe des Dolley Madison Boulevard in einem Büroreservat am Ende einer Sackgasse. Elektroautos verstopften die Straße – sie standen auf dem Grasstreifen und parkten in zweiter Reihe neben dem Randstein. Ernie fuhr noch etwa anderthalb Kilometer, bis er einen Platz fand, um das Auto am Straßenrand stehen zu lassen. Ich steckte eine Pistole hinten in meinen Hosenbund und eine weitere in meinen Stiefel. Wir legten beide unsere Kampfanzüge an. In der Nähe wurden Arepas verkauft. Ich kaufte einen der Maisfladen und dazu eine Orangenlimonade. Als der Verkäufer mir die Limo geben wollte, lief ein Landstreicher auf uns zu, schnappte sich die Dose und rannte mit dem Getränk

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