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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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verblasst. Mein Vater. Mein Sohn. Sie hatten vor so langer Zeit aufgehört zu existieren, dass ich das Gefühl hatte, sie gehörten einer anderen Dimension an. Manchmal, wenn ich mich gut genug konzentrierte, sah ich sie vor mir. Ich konnte mich genau an ihre Gesichter und Körper erinnern. Ich konnte sie herbeirufen und Zeit mit ihnen verbringen. Ein anderes Mal schienen sie mehr wie vage Vorstellungen, denen ich nur schwer eine Form verleihen konnte. Doch Solara Beck war anders. Ihr Bild blieb völlig mühelos im vordersten Winkel meines Gehirns haften. So, als wäre sie die ganze Zeit neben mir hergegangen. Ich konnte mich genau daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte, und ich wusste auch, was jetzt anders war. Ich kannte jedes Haar auf ihrem Kopf – bloß weil ich vor achtundfünfzig Jahren zweimal einen Blick auf sie hatte werfen können. Es hätte genauso gut gestern sein können. Sie war wunderschön und seltsam, und vielleicht war das der Grund dafür, doch es steckte mehr dahinter. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie all die Jahre in meinen Gedanken am Leben erhalten hatte, weil ich wusste, dass dieser Moment irgendwie und irgendwann einmal kommen würde. Die Dinge ändern sich ständig. Vielleicht war es mehr das hinter einer Maske versteckte Begehren als ein törichtes Gefühl von Schicksal. Es spielte keine Rolle, denn ich war so oder so darin gefangen. Vor unserer Begegnung war ich davon ausgegangen, dass ich sie erschießen würde, wenn wir uns wiedersahen. So, wie ich alle anderen erschossen oder ihnen die Spritze verabreicht hatte. Doch nun war genau das das Letzte, was ich tun wollte. Und es war mir egal, ob es richtig oder falsch war. Ich war nicht mehr wütend auf sie. Ich fühlte mich wie neu aufgeladen, wie eine alte V6-Maschine, die wieder neu gestartet wurde, nachdem sich jahrzehntelang Staub auf ihr gesammelt hatte.
    »Du musst mir jetzt zuhören«, sagte ich. »Es spielt keine Rolle, welche Haarfarbe du hast oder welchen Decknamen du dir aussuchst. Der Euthanasie-Befehl ist bindend, und meine Firma ist nicht die einzige, die ihn erhalten hat. Die anderen sind ebenfalls hinter dir her. Viele Menschen sind scharf darauf, dich aufzuspüren. Sie werden dich nicht in Ruhe lassen, bis der Befehl ausgeführt wurde.«
    »Und was soll das heißen? Soll ich mich den Rest meines Lebens auf einem Dachboden verstecken und Tagebuch schreiben?«
    »Ich weiß es nicht. Warum hast du deine Sicht der Dinge nicht der Polizei oder sonst jemandem erklärt?«
    »Weil Randall mich dafür töten würde.«
    »Aber er ist doch bereits tot.«
    »Aber seine Bewegung ist es nicht«, sagte sie. »Sie würden mich umbringen. Verstehst du das nicht? Und es hat keinen Sinn, nach zwanzig Jahren plötzlich aufzutauchen, wenn die Regierung bereits herausgefunden hat, wer ich bin, und mich verurteilt hat. Denn ich habe es getan. Und es interessiert sie einen Scheiß, welche Gründe ich dafür hatte. Ich werde mir nicht mein eigenes Grab schaufeln.«
    Alles an ihr ließ in mir den Wunsch aufkommen, etwas vollkommen Irrationales zu tun. »Ich kann dir helfen.«
    »Warum solltest du mir helfen wollen?«
    »Weil ich derjenige war, der Katy zu diesem Arzt gebracht hat«, sagte ich. »Es war meine Schuld. Ich kann sie nicht mehr zurückholen, doch wenn ich dir helfe, kann ich mir vielleicht dämlicherweise vormachen, dass mein Karma wieder in der Balance ist, oder so. Es sei denn, du hast mich belogen.«
    »Ich habe dich nicht belogen.«
    »Dann kann ich dir helfen.« Schon die Tatsache, ihr sagen zu können, dass ich helfen würde, bewirkte, dass ich mich seit sehr langer Zeit wieder einmal wie ein lebendiges, atmendes Wesen fühlte.
    »Wie?«, fragte sie.
    »Nun, ich kann dich töten. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Du meinst …«
    »Ich nehme ein Abschiedsinterview mit dir auf und gebe an, dass ich die Euthanasie durchgeführt habe, dann hat die Suche nach dir ein Ende. Wir führen jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an falschen Euthanasien durch, auf Wunsch der Regierung oder um anderen Interessen gerecht zu werden.«
    »Ihr täuscht den Tod also vor. Die Berichte stimmen tatsächlich.«
    »Ja. Es handelt sich dabei um alte CIA-Analytiker, die nicht verfolgt werden möchten, um Zeugen oder um politische Spender, die ein ungewöhnlich langes Vorstrafenregister haben … Sie kommen in die Datenbank.«
    Sie lachte spöttisch. »Ihr seid eine hinterhältige Branche. Das weißt du schon, oder?«
    »Es ist wie ein unordentliches

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