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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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Zimmer. Nur die Person, die in dem Zimmer wohnt, erkennt die Ordnung.«
    Sie sah mich an, als wäre ich der einzige Preis auf einem Regal, den sie sich noch aussuchen konnte. »Okay. Und wie machst du es?«
    »Ich erkläre es dir im Auto.« Ich hielt ihr die Hand hin, um ihr von dem Auto hoch zu helfen. »Du kannst Nein sagen und wieder davonlaufen. Ich werde dich nicht erschießen. Aber ich kann dir helfen, weil ich … ich weiß nicht … es fühlt sich so an, als wäre ich dazu bestimmt.«
    Sie nahm sich einige Minuten Zeit und griff dann zögernd nach meiner Hand. »In Ordnung.«
    Ich half ihr hoch. Mein WEPS surrte. Es war Matt, er hatte einen dringenden Auftrag für mich. Es handelte sich um die Säuberung eines Gebiets im Süden, in der Nähe von Fredericksburg. Ernie war gerade mit einem anderen Job beschäftigt. Ich war allein dafür zuständig. Ich drehte mich zu meiner neuen Kameradin um. »Komm mit. Es sieht so aus, als müsste dein Tod noch etwas warten.«
    GEÄNDERT AM:
    24.06.2079, 22:09 Uhr

Die Säuberung

    Solara machte auf dem Beifahrersitz meines Elektroautos ein Nickerchen, während wir auf der I-95 in Richtung Süden fuhren. Der Verkehr bewegte sich so langsam vorwärts wie Nahrung im Verdauungstrakt. Schlafende Kinder und ganze Familien lagen am Straßenrand herum. Alle zehn Minuten klopfte ein Anhalter gegen das Fenster, die Hände in Fetzen gehüllt, um sich vor Keimen zu schützen. Stunden vergingen, und der Verkehr wurde schließlich weniger. Der Regen prasselte auf uns herunter, und ich saß ganz vorn auf meinem Sitz, um durch die beschlagene Windschutzscheibe sehen zu können. Manchmal fuhren wir sogar etwa sechzig Stundenkilometer schnell. Ich warf einen Blick auf Solara, die sich unter einer orangefarbenen Decke zusammengerollt hatte. Sie öffnete die Augen und sah hinaus auf die Straße. Sie schmatzte, um den Geschmack des Schlafs loszuwerden. »Das ist eine lange Fahrt«, sagte sie.
    »Das ist immer so.«
    »Wohin nimmst du mich mit?«
    »Zu einer Säuberung«, erklärte ich ihr. »Leute mit Schafgrippe.«
    Ich fuhr an einer Straßenmarkierung an den Rand der Fahrbahn. Solara hatte sich Skeleton Key verabreichen lassen, daher war kein Schutzanzug notwendig. Der Fahrbahnrand war relativ leer, bis auf einen kleinen Wohnwagen, der etwa hundert Meter entfernt stand. Ich sah eine Handvoll Schwarzer, die Musik hörten und auf einen kleinen Grill starrten. Sie sahen uns, und ich formte mit den Lippen ein Wort: »Schafe.«
    Sie machten ein Zeichen, das aussah, als würden sie einen Schlüssel drehen. Sie waren geimpft.
    Wir drehten uns in Richtung Wald und hörten menschliche Geräusche daraus hervordringen. Sie kamen von nah und fern, von überall her. Die Wälder waren voll von ihnen, die Welt summte wie ein riesiger Bienenstock. Dennoch war niemand zu sehen. Die Bäume waren aufgrund des Regens nass und schwarz. Tausende zerbrochene und herabgefallene Äste bedeckten den Waldboden. Eine gemeinsame Hinterlassenschaft der heftigen Stürme, die Jahr für Jahr aufeinander folgten. Alles war voller Müll – Verpackungsmaterialien, Plastikflaschen, Elektromüll, Autoteile. Dinge, die einmal nützlich gewesen waren und die nun niemand jemals mehr brauchen würde. Wir schlugen uns durch das Unterholz und folgten den Anweisungen auf meinem Display, das eine große Ansammlung von kleinen weißen Punkten anzeigte, auf die wir uns zubewegten. Meine Stiefel stiegen vorsichtig in die großen Haufen von nassem Gras und alten, braunen Piniennadeln. Wir gingen an vier nackten Menschen vorbei, die es gerade miteinander trieben. Wir flüsterten ihnen eine Warnung zu, und sie hörten mittendrin auf und liefen davon. Ihre nackten Geschlechtsorgane hüpften in der schwülen Luft herum wie betäubte Gliedmaßen.
    Wir trafen eine rothaarige Frau, die neben einem Baum auf den Boden gesunken war. Sie kniete neben einem Ast und saugte daran, als wäre es ein Knochen. Sie sah uns. Ich warnte sie: »Schafe.«
    »Ich habe sie schon gesehen«, sagte sie. »Sind weiter vorn.« Sie starrte mich an. Sie hatte dumpfe, grüne Augen, die aussahen wie die Scherben einer Flasche, die ins Meer geworfen und Jahre später wieder an Land gespült worden war. »Ich weiß, was sie krank gemacht hat. Ich weiß, was die Welt krank gemacht hat. Weißt du es auch?« Ich antwortete ihr nicht. Sie brauchte keine Antwort, um weiterzumachen. »Es sind die Geister. Es sind die Geister, die das hier getan haben. Ich höre sie. Ich spüre, wie

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