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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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verschiedenen physiologischen Prozesse und freien Radikale im Körper aktivieren, die sowohl für den Wachstumsprozess als auch für den Alterungsprozess verantwortlich sind. Es gab keinen Hauptschalter.«
    Bis Graham Otto einen fand.
    Die verunreinigten Fruchtfliegen blieben Woche für Woche am Leben und schienen offensichtlich über unerschöpfliche Energiereserven zu verfügen. Bei den einzigen toten Fruchtfliegen, die Otto in dem Glas fand, handelte es sich um ihre Nachkommen (Otto fand heraus, dass das veränderte Gen nicht weitergegeben wurde), die Nachkommen ihrer Nachkommen und die Nachkommen der Nachkommen ihrer Nachkommen. Die ursprünglichen Fliegen blieben jedoch am Leben und flatterten unermüdlich umher. Otto reagierte schnell und rekonstruierte seine Arbeitsschritte in jener Nacht im Labor. Er fand das scheinbar unbedeutende Gen, das er irrtümlich verändert hatte, und führte das Experiment noch einmal durch, ohne jedoch das ursprüngliche Protein im Gen zu verändern. Wieder schienen die Fruchtfliegen ewig zu leben.
    Der scheinbar unwichtige Teil des Gens, den Otto verändert hatte, erwies sich als bedeutender, als er es sich jemals hatte vorstellen können. Er gründete sofort sein eigenes Biotechnikunternehmen und rief einen Anwalt an, um das Protein patentieren zu lassen. »Üblicherweise geschieht so etwas erst im Laufe mehrerer Jahre«, erklärte er Universitätspräsident Lack in einer E-Mail. »Aber wir ziehen es innerhalb von einer Woche durch, denn wenn wir das Gen bei anderen Lebewesen nachbilden können, dann sind wir da vielleicht auf etwas gestoßen.« Und er konnte es nachbilden: bei Mäusen, Ratten, Meerschweinchen und anderen Tieren, einschließlich seines eigenen alten Golden Retrievers Buggle. Sämtliche behandelten Tiere schienen im Vergleich zu ihren jeweiligen Kontrollgruppen nicht zu altern, und zwar von dem Tag an, an dem ihnen der Vektor injiziert worden war. Sie alle sind heute noch am Leben und erfreuen sich in den von der Universität für Touristen eingerichteten Schauräumen bester Gesundheit – mit Ausnahme von Buggle, der in Ottos Familie ein gemütliches Leben führt.
    Trotz seiner extrovertierten Art war Otto niemals großspurig oder überheblich, die einzige Nachlässigkeit, die ihm jemals in seinem Leben widerfuhr, war, als er irrtümlich das falsche Gen der Fruchtfliegen verändert hatte. Als er seine Ergebnisse veröffentlichte, bestand er darauf, lediglich über seine Entdeckung zu berichten, und ging nicht weiter auf die möglicherweise enormen weltweiten Auswirkungen seiner Forschungen ein. Dennoch bezeichneten viele seine Arbeit als Schund. »Die Lösung schien zu einfach zu sein«, sagt Dr. Frank. Doch obwohl viele Ottos Ergebnisse in Frage stellten, zögerten sie nicht, seine Experimente nachzustellen. Und so fanden sie schnell heraus, dass seine Erkenntnisse genau das waren, was er behauptete. Tatsächlich war es noch viel mehr. »Er spielte seine Erkenntnisse herunter, denn er wollte nicht wie ein Verrückter dastehen. Er weigerte sich, es als Heilmittel gegen den Alterungsprozess zu bezeichnen«, sagt Sarah Otto. »Doch genau das war es, und die nachfolgenden Forschungen bewiesen es.«
    Um herauszufinden, ob die Gentherapie auch bei Menschen funktionierte, entschied sich Otto für eine ungewöhnliche Testgruppe: Alzheimerpatienten im Frühstadium. »Eine Krankheit wie Alzheimer wird vor allem durch fortschreitendes Alter ausgelöst«, schrieb Otto in einer weiteren E-Mail an Lack. »Wenn wir es also schaffen, Patienten zu heilen, in denen sich die Krankheit gerade entwickelt, dann lösen wir zwei Probleme gleichzeitig. Erstens können wir möglicherweise verhindern, dass ihr Gehirn noch mehr Schaden davonträgt. Zweitens sehen wir in relativ kurzer Zeit, ob das Heilmittel tatsächlich wirkt. Wenn man eine Computertomografie bei einem Alzheimerpatienten durchführt, sieht man üblicherweise die Veränderungen im Gehirn – die manchmal sehr drastisch sein können – im Laufe einer kurzen Zeitspanne. Man sieht schwarze Punkte, die sogenannten Spinnweben.«
    Bei den ersten zehn Testpersonen wurden monatliche CT-Tests durchgeführt, nachdem man ihnen das Heilmittel verabreicht hatte. »Die Spinnweben stellten in allen Fällen ihr Wachstum ein«, bemerkte Otto in seiner zweiten Veröffentlichung. »Die dunklen Flecken in ihren Gehirnen blieben dunkel, doch sie breiteten sich nicht weiter aus, was noch nie bei einem Alzheimerpatienten gelang. Wir

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