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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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beobachteten sie über ein Jahr lang, und bei keinem der Patienten entwickelte sich die Krankheit über das erste Stadium hinaus. Ihre Gehirne blieben glücklicherweise vollkommen intakt.« Zwei der Patienten sind mittlerweile aus anderen Gründen verstorben, acht sind immer noch am Leben und erfreuen sich bester Gesundheit.
    Als Otto seine weiterführenden Ergebnisse veröffentlichte, waren andere Biotechniker bereits eifrig damit beschäftigt, seine Ergebnisse auf jede erdenkliche Art nachzuprüfen. Niemand schaffte es, das, was Otto herausgefunden hatte, zu widerlegen. Die Auswirkungen des Heilmittels waren so erstaunlich, dass viele Ärzte im privaten Rahmen zugaben, sich den Vektor selbst injiziert zu haben. Gerüchten in der Szene zufolge offenbarte einer dieser Ärzte, David Spitz, auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Seattle irrtümlich gegenüber einer prominenten Dame, dass er sich selbst das Heilmittel verabreicht hatte. Diese wollte das Mittel ebenfalls und schaffte es schließlich, Spitz zu überreden, indem sie ihm Geld anbot und einige heimlich aufgesetzte Verträge unterzeichnete, die ihn von jeglicher Haftung freisprachen. Und so war der Schwarzmarkt für das Heilmittel entstanden, lange bevor es überhaupt auf dem Tisch der Arzneimittelzulassungsbehörde gelandet war.
    Bis zum Ende stand Otto seiner Entdeckung und ihrer schnellen Verbreitung zwiespältig gegenüber. »Ich war überglücklich, als wir die Studie mit den Alzheimerpatienten durchführten und herausfanden, was wir herausgefunden haben«, schrieb er in seinen Aufzeichnungen. »Die Vorstellung, dass wir diese Krankheit heilen könnten, die so viele Familien zerstört hat, die Vorstellung, dass wir verhindern könnten, dass die Erinnerungen dieser Menschen einfach ausgelöscht werden – das war einfach wundervoll. Und natürlich freute ich mich auch über die finanziellen Vorteile, die das Heilmittel mit sich brachte. Über das Geld, das ich für die Universität, aber auch für mich und meine Familie verdienen konnte. Das war mir nicht egal. Es war alles sehr aufregend. Aber als ich von David Spitz erfuhr und hörte, was er damit angestellt hatte, wurde mir bewusst, was für einen Wahnsinn wir damit ausgelöst hatten und dass wir vollkommen unvorbereitet darauf waren. Wissen Sie, die Wissenschaft ist meist eine Höllenqual. Man führt Millionen Experimente durch, bloß um die Welt damit einen Millimeter weiterzubringen. Doch in gewisser Weise ist das gut so. Die Wissenschaft gibt uns so die Zeit, uns daran zu gewöhnen. Doch mit dem Heilmittel verhält es sich anders. Ich habe es zu schnell entdeckt, so seltsam das auch klingen mag. Deshalb war ich zu Anfang damit einverstanden, dass der Präsident die Verabreichung verboten hat. Ich war froh, dass jemand bereit war, einen Schritt zurückzutreten und zu verkünden, dass wir zunächst alles über diese Behandlung herausfinden müssten, bevor wir sie für jeden Bürger und jede Bürgerin zugänglich machen konnten. Offensichtlich war das nicht genug, um eine Verbreitung zu verhindern. Doch ich bin froh, dass jemand aufgestanden und dafür eingetreten ist. Es musste getan werden. Viele Staaten haben sich kurz darauf angeschlossen. Und das ist gut so. Bloß weil ich von meiner Schlampigkeit profitiert habe, bedeutet das nicht, dass es der Rest der Welt ebenfalls tun wird. Denn wir wissen nach wie vor nicht, welche Auswirkungen das Heilmittel in Zukunft haben wird. Denken Sie bloß daran, wie viele Arzneimittel durch die Zulassungsverfahren gepeitscht wurden, nur um dann zurückgerufen zu werden. Vielleicht funktioniert das Heilmittel gar nicht. Und das wäre noch die bestmögliche Option! Gott stehe uns allen bei, falls es wirklich funktioniert.«
    Graham Otto würde es niemals erfahren.
    Er verbrachte erneut einen Abend im Labor. Trotz seines überragenden Erfolgs hatte er noch nicht begonnen, die potenziellen finanziellen Möglichkeiten seines Durchbruchs auszuschöpfen. Seine ganze Anstrengung galt nun der Aufgabe, das Heilmittel hundertprozentig sicher zu machen, um es eines Tages von der Arzneimittelzulassungsbehörde genehmigen zu lassen und den Präsidenten dazu zu bringen, das Verbot aufzuheben – doch erst dann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, und nicht, wenn es die Menschen für günstig und finanziell vorteilhaft erachteten. In jener Nacht beobachtete Otto etwa ein halbes Dutzend Arten und verglich ihren Zustand mit jenem der Kontrollgruppen, um auch nur die

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