Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
kann.
GEÄNDERT AM:
15.05.2030, 24:43 Uhr
Was geschieht nun mit der kleinen Emilia?
Hier ist ein Artikel von Cara Forlani, der auf der Website des amerikanischen Fernseh- und Radiosenders CBS veröffentlicht wurde:
Forlani: Für ihre Mutter ist sie das perfekte Baby. Und dem äußeren Erscheinungsbild nach zu urteilen, ist die kleine Emilia Burkhart auch genau das: ein wunderschönes, acht Monate altes Mädchen mit großen braunen Augen, einem Schopf kastanienbrauner Haare und einem halbmondförmigen Lächeln, das auf alle um sie herum ansteckend wirkt. Die kleine Emilia weint selten. Sie schläft die Nacht durch, und ihr Lachen bringt Freude in jedes Haus. Sie ist perfekt – und das hier ist die beunruhigende Geschichte dessen, was ihre Mutter getan hat, um dafür zu sorgen, dass dies auch so bleiben wird.
Mia Burkhart: Ich liebe meine Tochter. Ich liebe sie. Ich weiß, dass die Leute mich als Ungeheuer bezeichnen, doch das bin ich nicht. Ich sehe sie an und sehe ein glückliches Kind. Sie lacht ständig. Sie lächelt ständig. Sie hat ein reineres Herz als alle, die ich oder auch Sie kennen.
Forlani (erzählt): Mia Burkhart ist Emilias Mutter. Sie ist vierundvierzig Jahre alt, ihr Deaktivierungsalter beträgt fünfunddreißig. Mia ist geschieden und Mutter zweier erwachsener Kinder. Vor drei Jahren entschloss sie sich, noch ein Kind zu bekommen – doch dieses Mal allein. Sie hatte keinen Lebensgefährten oder Ehemann, der ihr ein Kind zeugen konnte, also ging sie zur örtlichen Samenbank, bekam das Sperma eines unbekannten Spenders und wurde künstlich befruchtet.
Mia: Sie fragten mich, welches Geschlecht das Kind haben sollte, und ich sagte: »Ein Mädchen! Ein Mädchen!« Ich erinnere mich, dass ich es im Büro des Arztes aus vollem Hals herausgeschrien habe.
Forlani: Sie wollten keinen Sohn mehr.
Mia: Nein, das wollte ich auf keinen Fall. Man braucht nicht drei davon. Nein, ich wollte unbedingt ein Mädchen. Und als sie mir in der zwanzigsten Woche ein Bild von ihr zeigten, wusste ich, dass sie etwas Besonderes werden würde. Ich saß bloß da und starrte weinend den Bildschirm an. Ich wusste, dass sie das schönste Baby auf der ganzen weiten Welt werden würde. Es war, als würde ich zusehen, wie sich alle Hoffnungen meines ganzen Lebens in diesem kleinen Wesen versammelten.
Forlani (erzählt): Zwanzig Wochen nach diesem Ultraschallbild wurde die kleine Emilia Sugar Burkhart geboren. Die Geburt verlief relativ einfach und ohne Zwischenfälle. Nach nur einem Tag im Krankenhaus wurde Mia entlassen und nahm ihre kleine Tochter mit nach Hause. Die nächsten acht Monate blieb Mia zu Hause und kümmerte sich den ganzen Tag um Emilia. Sie hatte ihren Arbeitgeber dazu überredet, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Sie fütterte Emilia, ging mit ihr spazieren und schlief mit ihr in einem Bett.
Debra Cousin: Die beiden waren wirklich niedlich.
Forlani (erzählt): Debra Cousin ist Mia Burkharts ehemalige Nachbarin.
Cousin: Sie kamen die Straße herunter und blieben fast jeden Tag stehen, um ein wenig zu plaudern. Ich habe selbst Enkelkinder, und wenn ein Kind in meiner Nähe ist, kann ich natürlich nicht widerstehen.
Forlani (erzählt): Doch nach eineinhalb Jahren, in denen sie zugesehen hatte, wie Mia mit der kleinen Emilia um den Block fuhr, fiel Cousin etwas Ungewöhnliches auf.
Cousin: Sie wurde nicht größer.
Forlani: Sie sprechen von Emilia.
Cousin: Ja genau. Von dem Baby. Aber das ist eines dieser Dinge, bei denen man sich nie ganz sicher sein kann. Jedes Kind wächst unterschiedlich schnell. Ich hatte selbst vier Kinder. Sie verändern sich jeden Tag ein bisschen, so dass man nicht merkt, wie sehr sie gewachsen sind, bis man ein paar ältere Fotos sieht und sich sagt: »Mein Gott! Sind die gewachsen!« Es ist, als würde man den Stundenzeiger einer Uhr beobachten. Man sieht nicht, wie er sich bewegt, und dennoch tut er es. Also war es schwer, die Sache mit Emilia richtig zu beurteilen. Doch ich sah sie nie gehen. Ich hörte sie nie ein Wort sagen. Sie lag bloß immer in ihrem Kinderwagen und strampelte mit ihren kleinen Füßchen.
Forlani: Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass Mia ihre Tochter hat deaktivieren lassen?
Cousin: Nein. Nein, ehrlich gesagt dachte ich, das Kind hätte vielleicht eine Entwicklungsstörung. Eine Sache, von der man niemandem etwas erzählt. Das waren meine Gedanken. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass jemand ein acht Monate altes Baby
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