Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Malek, ihrem Mann und ihren vier Kindern. Doch Wendy macht sich ständig Sorgen um die Zukunft.
Malek: Wir haben uns alle deaktivieren lassen, doch ich weiß nicht, wie wir diese Bürde tragen sollen. Emilia wird für den Rest ihres Lebens ein Baby bleiben. Und ich weiß, dass ich mich die ganze Zeit um sie kümmern muss. Aber der Gedanke daran, dass ich niemals sehen werde, wie sie zu einer Frau heranwächst? Das ist mehr, als ich ertragen kann. Mir wird übel, wenn ich daran denke. Und die Schuldgefühle … Es gibt Tage, an denen ich mich nicht um sie kümmern möchte, und es bringt mich um. Ich fühle mich furchtbar, denn ich weiß, dass Emilia nichts dagegen tun kann. Was, wenn mir etwas passiert? Wenn Mia etwas passiert, nachdem sie einmal aus dem Gefängnis gekommen ist? Wer kümmert sich dann um dieses Kind? Wer möchte diese Verantwortung übernehmen?
Forlani: Glauben Sie immer noch, dass es richtig war, die Polizei zu verständigen?
Malek: Ich weiß es nicht. Und ich weiß nicht, ob ich es jemals wissen werde.
Forlani (erzählt): Während die Staatsanwaltschaft von Hennepin auf schwere Körperverletzung plädiert, bleibt Mia Burkhart im Gefängnis und wartet sehnsüchtig auf den Tag, an dem sie ihr kleines Mädchen wiedersehen wird und die beiden den Rest ihrer unsterblichen Leben gemeinsam verbringen können. Emilia ist mittlerweile siebenundzwanzig Monate alt. Niemand weiß, wie alt sie sein wird, wenn sie ihre Mutter wiedersieht. Doch wenn es so weit ist, wird ihr Deaktivierungsalter nach wie vor acht Monate betragen.
Forlani: Hassen Sie Ihre Schwester, weil sie die Polizei verständigt hat?
Mia: Ja. Ich glaube, sie war eifersüchtig. Ich glaube, sie wusste, dass Emilia das wunderbarste Baby auf der ganzen Welt ist, und wollte sie für sich haben.
Forlani: Bereuen Sie nach allem, was passiert ist, dass sie Emilia haben deaktivieren lassen?
Mia: Nein.
Forlani: Aber Sie sitzen im Gefängnis. Vielleicht sehen Sie sie nie mehr wieder.
Mia: Ich weiß, dass wir eines Tages wieder zusammen sein werden. Sie können mich nicht für immer und ewig hier festhalten. Und wenn Sie mich freilassen, dann hole ich mir Emilia wieder. Sie wird mich sehen, und ihre großen Augen werden strahlen. Sie wird so glücklich sein. Sie wird mich für immer und ewig lieben. Und sie wird mich immer mehr lieben als irgendjemanden sonst auf dieser Welt. Es wird wundervoll sein.
Forlani: Glauben Sie nicht, dass Sie ihr damit wehtun? Ihr emotionale Schmerzen zufügen?
Mia: Wissen Sie, kleine Kinder sind sehr belastbar. Deshalb habe ich sie ja deaktivieren lassen. Diese Welt ist so abscheulich, und sie wird jeden Tag noch abscheulicher. Aber sie wird sich über solche Dinge nie Gedanken machen müssen. Sie wird immer ein perfektes kleines Baby sein. Sie wird niemals davon erfahren. Niemals.
Forlani: Möchten Sie noch mehr Kinder?
Mia (lächelt): Nein.
Forlani: Das glaube ich Ihnen nicht so ganz.
Mia: Nun, ich lasse nicht zu, dass andere ein Urteil über mich fällen. Ich weiß, dass ich eine gute Mutter bin. Und Emilia weiß es ebenfalls.
Ich habe gehört, dass der Fernsehsender Sky News der Frau den Beinamen »Eiskasten-Mum« verliehen hat. Und Mike O’Grady berichtet in seinem Feed, dass sie bereits einen Pressesprecher hat und eine TV-Show in Planung ist.
GEÄNDERT AM:
20.05.2030, 21:07 Uhr
»Er sieht aus wie du«
Gestern früh musste Sonia wieder zum Ultraschall, da die Fruchtwassermenge des Babys zu niedrig war. Ich war gerade im Büro, als sie mich aus der Arztpraxis anrief.
»Die Herzfrequenz des Babys ist zu niedrig«, sagte sie. »Ich muss ins Krankenhaus, dort sollen dann die Wehen eingeleitet werden.«
»Jetzt gleich?«
»Jetzt gleich.«
»Verdammte Scheiße.«
Ich legte auf und stürmte aus dem Büro. Als ich im Krankenhaus ankam, war Sonia noch immer dorthin unterwegs. Ich versuchte, mich hinzusetzen und auf sie zu warten, doch ich war viel zu ruhelos. Ich hatte das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen, obwohl ich nichts zu tun hatte. Also stand ich auf und lief einfach so herum. Ich verbrachte zwei Stunden damit, mir selbst furchtbar auf die Nerven zu gehen.
Schließlich schlenderte Sonia gemeinsam mit Nate, ihrem Verlobten, durch die Tür. Sie sah so entspannt aus, als wäre sie auf dem Weg zur Pediküre. Sie hatte die Haarfarbe gewechselt. Nun war sie blond.
»Geht es dir gut? Geht es dir gut? Geht es dir gut?«
»John, beruhige dich. Ich habe noch keine Wehen. Ich muss mich erst anmelden,
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