Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
dachte daran, wie sie unter einem Stapel Shirts auf dem obersten Brett in meinem Schrank lag. Nutzlos. Machtlos.
»Und, macht es dir auch Spaß?«, fragte der Troll mich. Sie beendeten ihr Werk und ließen mich auf den aufgebrochenen Asphalt fallen. »Wir sehen uns wieder.«
Ich sah zu, wie sie in Richtung Westen davonliefen und dabei schrill lachten, während ihre grünen Hinterköpfe langsam in der Dunkelheit verschwanden. Ich warf einen Blick auf meinen Arm und sah, dass Blut aus der Wunde quoll. Ich versuchte zu schreien, doch mein Mund öffnete sich nicht. Ein paar Menschen sahen mich, doch sie nahmen wohl an, dass ich ein Obdachloser sei, und gingen an mir vorbei. Schließlich schaffte ich es, ein schwaches Stöhnen hervorzubringen, das kläglich genug klang, um einen von ihnen dazu zu bewegen, auf mich zuzukommen. Er sah das Blut, und das war alles, was er sehen musste. Eine Stunde später befand ich mich in einem Krankenhaus, wo ich genäht wurde. Ein Polizist bat mich, die Angreifer zu beschreiben. Er erklärte mir, dass die Trolle, die mich angegriffen hatten, Teil einer größeren Sekte seien, die sich Bridge 606 oder »Greenies« nannten. Er erzählte, dass es Hunderte von ihnen gäbe, die die Leute mitten in der Nacht überfielen. Er sagte, dass man mich anrufen würde, sobald sie einen von ihnen verhaftet hätten. Wenn man die momentane Lage der New Yorker Polizei betrachtete, war ich dahingehend allerdings nicht sehr optimistisch.
In diesem Moment betrachte ich gerade meinen Arm im Spiegel. Die Nähte lassen die Schnitzkunst des Trolls nur noch besser zur Geltung kommen:
1/10/1990
Das ist mein Geburtstag. Mein richtiger Geburtstag. Als ich noch ein Kind war, feierte ich diesen Tag. Nun werden mich drei Ungeheuer für immer und ewig damit verhöhnen.
GEÄNDERT AM:
30.10.2030, 23:45 Uhr
»Wir hatten kein Interesse daran, noch länger Amerikaner zu sein«
Diesen Artikel habe ich von der Website des Fernsehsenders FOX kopiert:
Die Republik Soda Springs
Von John Mangum
SODA SPRINGS, IDAHO – Die Mauer hat eine Gesamtlänge von über dreißig Kilometern und ist etwa fünfeinhalb Meter hoch. Sie besteht aus Stahl und Stahlbeton, und sie wirkt schalldämpfend nach innen und nach außen, wie die Lärmschutzwand entlang einer Autobahn. Wenn man auf der Route 30 auf die Mauer zufährt, nimmt man zunächst an, dass die Straße um das massive Bauwerk herumführen wird, doch stattdessen endet sie direkt vor der Mauer, und ein kleines Umleitungsschild führt den Besucher auf eine behelfsmäßige Schotterstraße, die um die Festung herumführt. Jemand, der noch nie hier war, wird sich wohl berechtigterweise fragen, was sich hinter dieser Mauer befindet. Er geht vielleicht davon aus, dass es sich um eine Militärbasis handelt, vielleicht um einen dieser extrem geheimen Orte, an denen entführte Außerirdische gefangen gehalten werden, falls er an solche Dinge glauben sollte. Es gibt kein Tor, um in die Stadt zu gelangen. Man kann entweder um die Mauer herumfahren, oder man muss über sie klettern.
Und die Einwohner von Soda Springs, Idaho, hätten sicher keine Freude mit Ihnen, falls Sie sich für die zweite Möglichkeit entscheiden sollten.
»Ich werde jeden erschießen, den ich dabei erwische, wie er über die Mauer klettert«, sagt Bill Haskell. Bill ist der Sheriff. Er lebt seit seiner Geburt vor 49 Jahren hier. Soda Springs ist seine Stadt. Zumindest war es seine Stadt. Mittlerweile ist es sein Land. »Ich werde alles tun, um unsere Leute zu schützen.«
Soda Springs war früher ein Ort, über den man nicht weiter nachdachte. Es lag isoliert in einer ländlichen Gegend. Die einzigen Menschen, die durch die Stadt fuhren, waren vereinzelte Touristen, die sich für die natürlichen Thermalquellen und Geysire der Gegend interessierten. Die Stadt hat 4000 Einwohner, die alle einer mormonischen Sekte angehören. Im Gegensatz zu anderen unabhängigen mormonischen Sekten folgt diese jedoch den Vorgaben der Hauptkirche, weshalb Polygamie verboten ist. Es gibt jedoch noch eine Sache, die diese Sekte von den anderen unterscheidet: Die Verabreichung des Heilmittels gegen das Altern wird hier als Sünde angesehen.
»Es ist eine Abscheulichkeit, jawohl, das ist es«, sagt Haskell. »Die Menschen versuchen, Gott zu spielen, und Gott wird sie furchtbar dafür bestrafen. Ich weiß, dass die Hauptkirche der Mormonen mit der Deaktivierung einverstanden ist, da sie sich davon steigende Mitgliederzahlen erhofft,
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