Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
ist derjenige, bei dem ich feuchte Hände bekomme, mein Magen ins Kreiseln gerät, und er ist so ziemlich das Einzige, woran ich denken kann.
    »Er ist aus New Mexico hergezogen«, setze ich hinzu und hoffe, dass das reichen wird, bis der Wagen gebracht wird.
    »Von wo denn in New Mexico?«, erkundigt sich Sabine. Dabei lächelt sie, und ich frage mich unwillkürlich, ob sie wohl dasselbe wundervolle Gefühl durchströmt wie mich.
    »Aus Santa Fe.« Er lächelt ebenfalls.
    »Oh, da soll es wunderschön sein. Da wollte ich schon immer mal hin.«
    »Sabine ist Anwältin, sie arbeitet unheimlich viel«, murmele ich undeutlich und schaue in die Richtung, aus der das Auto kommen wird, in nur zehn, neun, acht, sie -
    »Wir fahren nach Hause, aber du kannst gern mitkommen«, bietet sie ihm an.
    Von panischem Schrecken erfüllt, starre ich sie an und frage mich, wieso ich das nicht habe kommen sehen. Dann blicke ich rasch zu Damen hinüber und bete, dass er ablehnt.
    »Danke, aber ich muss wieder zurück.« Er zeigt mit dem Daumen über die Schulter, und mein Blick wandert in diese Richtung, bis er bei einer unglaublich hübschen Rothaarigen in einem wahnsinnig aufreizenden schwarzen Kleid und hochhackigen schwarzen Sandaletten anhält.
    Sie lächelt mich an, aber es ist bestimmt kein freundliches Lächeln. Nur rosige, glänzende Lippen, die sich ganz leicht wölben, während ihre Augen viel zu weit entfernt sind, um darin zu lesen. Allerdings hat ihre Haltung, das Heben ihres Kinns, etwas an sich, das eindeutig spöttisch ist, als könnte der Anblick, wie wir beide hier so dicht beieinanderstehen, gar nichts anderes sein als erheiternd.
    Ich drehe mich wieder zu Damen um und bin erschrocken, weil er mir so nahe ist, die Lippen feucht und geöffnet, nur Zentimeter von meinen entfernt. Dann streift er mit den Fingern über meine Wange und zieht eine rote Tulpe hinter meinem Ohr hervor.
    Ehe ich mich versehe, stehe ich allein da, während er mit seiner Begleiterin zurück ins Hotel geht.
    Und ich schaue die Tulpe an, betaste ihre wachsglatten roten Blütenblätter und frage mich, wo sie wohl hergekommen sein mag - vor allem, da der Frühling schon zwei Jahreszeiten zurückliegt.
    Erst später, als ich allein in meinem Zimmer bin, wird mir klar, dass das rothaarige Mädchen auch keine Aura hatte.
     
    Ich muss richtig tief geschlafen haben, denn in dem Augenblick, als ich höre, wie sich jemand in meinem Zimmer bewegt, fühlt sich mein Kopf so trübe und benommen an, dass ich nicht einmal die Augen öffne.
    »Pviley?«, murmele ich. »Bist du das?« Doch als sie nicht antwortet, weiß ich, dass sie mal wieder einen von ihren üblichen Streichen abziehen will. Und da ich zum Spielen zu müde bin, greife ich mir mein zweites Kissen und stülpe es mir über den Kopf.
    Schließlich höre ich sie wieder und sage: »Hör zu, Riley, ich bin fix und fertig, okay? Es tut mir leid, dass ich gemein zu dir war, und es tut mir leid, wenn du meinetwegen durcheinander bist, aber ich habe echt keine Lust, das jetzt abzuhandeln, nachts um -«ich hebe das Kissen an und öffne ein Auge, um nach dem Wecker zu schielen »- um Viertel vor vier. Warum gehst du also nicht dahin zurück, wo du eben hingehst, und hebst dir das für eine normale Uhrzeit auf? Du kannst sogar in dem Kleid auftauchen, das ich bei der Abschlussfeier der achten Klasse anhatte, und ich werde nichts sagen, Pfadfinderehrenwort.«
     
     
    Die Sache ist nur die, nachdem ich das alles gesagt habe, bin ich wach. Also werfe ich das Kissen zur Seite, funkele ihre schattenhafte Gestalt an, die sich auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch rekelt, und frage mich, was in aller Welt so wichtig ist, dass es nicht bis morgen Früh warten kann.
    »Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Was willst du denn noch?«
    »Du kannst mich sehen?«, fragt sie und schiebt sich vom Schreibtisch weg.
    »Natürlich kann ich -« Dann verstumme ich mitten im Satz, als mir klar wird, dass die Stimme nicht die von Riley ist.
     
     

ACHT
    Ich sehe Tote. Andauernd. Auf der Straße, am Strand, im Einkaufszentrum, in Restaurants, in den Fluren der Schule, auf dem Postamt in der Warteschlange, im Wartezimmer beim Arzt, allerdings nie beim Zahnarzt. Doch anders als die Geister, die man im Fernsehen und im Kino sieht, belästigen sie mich nicht, sie wollen nicht, dass ich ihnen helfe, sie bleiben nicht stehen und plaudern. Sie lächeln und winken höchstens mal, wenn sie merken, dass man sie gesehen hat. Wie den

Weitere Kostenlose Bücher