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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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packt die Flasche mit seinem Getränk fester, während er ihr unverwandt in die Augen sieht.
    Haven legt ihr Törtchen hin und klatscht in die Hände. »Jawoll! Endlich mal jemand Cooles hier am Tisch!«
    »Und bist du irgendwelchen Unsterblichen begegnet?«, fragt er und schaut sie weiterhin an.
    »Tausenden! Der Schuppen war gerammelt voll. Da gab's sogar einen Raum für den VTP-Sabbat, da hab ich mich natürlich reingeschmuggelt und an der Blutbar rumgelungert.«
    »Musstest du deinen Ausweis zeigen?«, erkundigt sich Miles, während seine Finger über die Tastatur seines Side-kicks sausen und er zwei Unterhaltungen gleichzeitig führt.
    »Lacht ihr nur, aber ich sage euch, es war so was von cool. Auch als Evangeline mich irgendwie wegen irgend so 'nem Typen abgehängt hat, den sie kennen gelernt hat. Da bin ich dann einem anderen Mädchen begegnet, die war noch viel cooler und ist übrigens auch gerade erst hergezogen. Also werden wir uns wahrscheinlich öfter mal treffen und so.«
    »Willst du dich etwa von uns trennen?« In gespieltem Entsetzen starrt Miles sie an.
    Haven verdreht die Augen. »Ach, hör doch auf. Ich weiß nur, dass es besser war als euer Samstagabend - na ja, vielleicht nicht deiner, Damen, anscheinend kennst du dich ja mit so was aus, aber bestimmt besser als der von euch beiden«, behauptet sie und zeigt auf Miles und mich.
    »Und, wie war das Spiel?« Ich stoße Miles mit dem Ellenbogen an und versuche, seine Aufmerksamkeit wieder auf uns zu lenken, weg von seinem elektronischen Lover.
    »Ich weiß nur, dass da viel zu viel Teamgeist unterwegs war, irgendjemand hat gewonnen, irgendjemand hat verloren, und ich war die meiste Zeit über auf der Toilette und habe mit diesem Typen gesimst, der allem Anschein nach ein ausgewachsener Lügner ist!« Er schüttelt den Kopf und zeigt uns das Display. »Hier, schaut euch das an!« Er rammt den Finger darauf. »Das ganze Wochenende habe ich ihn wegen eines Fotos genervt, weil ich mich auf keinen Fall mit jemandem treffe, bevor ich nicht was Richtiges gesehen habe. Und jetzt schickt er mir das hier. Dämlicher Poser!«
    Blinzelnd betrachte ich das winzige Bild; ich kapiere nicht ganz, warum er so wütend ist. »Woher weißt du denn, dass er das nicht ist?«, frage ich und sehe Miles an.
    Und dann sagt Damen: »Weil ich das bin.«
     

NEUN
    Anscheinend hat Damen mal für kurze Zeit als Model gearbeitet, als er in New York gewohnt hat. Deswegen ist sein Bild da draußen unterwegs, flattert im Cyberspace herum und wartet nur darauf, dass jemand es sich runterlädt und behauptet, er wäre das.
    Und obwohl wir den Sidekick herumgereicht und ordentlich über diesen komischen Zufall gelacht haben, gibt es da immer noch etwas, womit ich nicht recht klarkomme: Wenn Damen gerade aus New Mexico hierhergezogen ist, und nicht aus New York, also, sollte er dann auf dem Bild nicht ein bisschen jünger aussehen? Immerhin, mir fällt niemand ein, der mit siebzehn genauso aussieht wie mit vierzehn oder sogar mit fünfzehn, und doch hat das Foto auf Miles' Handy Damen genau so gezeigt, wie er jetzt aussieht. Und das ist einfach total unlogisch.
     
    Im Kunstraum marschiere ich schnurstracks zum Schrank, hole mir alle meine Sachen und gehe zu meiner Staffelei. Ich weigere mich, eine Reaktion zu zeigen, als ich bemerke, dass Damen seine genau daneben aufgestellt hat. Ich atme nur einmal tief durch und mache mich daran, meinen Kittel zuzuknöpfen und einen Pinsel auszusuchen. Dabei werfe ich einen verstohlenen Blick auf seine Leinwand und versuche zu verhindern, dass mir angesichts des dort entstehenden Meisterwerkes der Mund offen stehen bleibt - eine absolut vollendete Wiedergabe von Picassos Frau mit gelbem Haar.
    Unsere Aufgabe ist es, einem der großen Meister nachzueifern, wir sollen uns ein Kultgemälde aussuchen und versuchen, es zu reproduzieren. Und irgendwie bin ich auf die Idee verfallen, dass diese simplen Farbenwirbel von van Gogh wirklich ganz leicht nachzuahmen wären, eine sichere Eins. Doch nach dem Aussehen meiner stümperhaften, hektischen Pinselstriche zu urteilen, habe ich mich da total verschätzt. Und jetzt ist das Bild so verdorben, dass es nicht mehr zu retten ist. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.
    Seit ich Hellseherin geworden bin, muss ich nicht mehr lernen. Ich muss nicht einmal mehr lesen. Ich brauche nur die Hände auf ein Buch zu legen, und die Geschichte erscheint in meinem Kopf. Und was Prüfungen angeht? Nun, sagen wir einfach,

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