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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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drüber weg. Ich finde ihn sogar überhaupt nicht mehr süß. Im Ernst, das Ganze hat ungefähr zehn Sekunden gedauert, aber nur, weil ich es nicht besser wusste. Und ich bin auch nicht die Einzige, die auf ihn reingefallen ist. Miles und Haven haben sich fast um ihn geprügelt. Hör also mit dem Rumgefuchtel und dem Hüftwackeln auf, und mach dich wieder an die Arbeit, okay?«
    Bei den letzten Worten wird mir klar, dass ich viel zu defensiv rübergekommen bin, als dass man mir jemals glauben würde. Aber jetzt, da es heraus ist, kann ich es nicht mehr zurücknehmen, also bemühe ich mich einfach, sie zu ignorieren, während sie im Zimmer herumschwebt und singt: »Jep! Ich hab's ja so was von gewusst!«
     
    Am Abend von Halloween sieht das Haus toll aus. Riley und ich haben Spinnennetze in alle Fenster und Ecken geklebt und riesige Schwarze Witwen mitten hineingesetzt. Wir haben schwarze Gummifledermäuse an die Decken gehängt, überall blutige abgetrennte Körperteile (aus Kunststoff!) verstreut und eine Kristallkugel aufgestellt, gleich neben einem Raben, den man an eine Steckdose anschließen kann, und dessen Augen rollen und aufleuchten, wenn er sagt: »Du wirst es bereuen! Kroaak! Du wirst es bereuen!« Wir haben Zombies in »blut«getränkte Fetzen gekleidet und sie an Stellen platziert, wo man sie am wenigsten erwarten würde. Wir haben Kessel mit dampfendem Zaubertrank (in Wirklichkeit nur Trockeneis und Wasser) in die Eingangshalle gestellt und so ziemlich überall Skelette, Mumien, schwarze Katzen und Ratten (also, künstliche, aber gruselig sind sie trotzdem), Wasserspeier, Särge, schwarze Kerzen und Totenschädel verteilt. Sogar den Garten haben wir dekoriert, mit Kürbislaternen, im Wasser treibenden Pool-Lichtern und blinkenden Lichterketten. Und, ach ja, im Vorgarten haben wir einen lebensgroßen Sensenmann aufgestellt.
    »Wie sehe ich aus?«, will Riley wissen und schaut an ihrer mit zwei lila Muschelschalen bedeckten Brust und dem roten Haar hinunter, während sie mit ihrem funkelnden, metallisch-grünen Fischschwanz herumwedelt.
    »Wie deine Lieblingsfigur von Disney«, antworte ich und pudere mir das Gesicht, bis es sehr blass ist, während ich überlege, wie ich sie loswerden soll, damit ich mich umziehen und sie vielleicht zur Abwechslung mal überraschen kann.
    »Das fasse ich mal als Kompliment auf.« Sie lächelt.
    »Solltest du auch.« Ich bürste mir das Haar zurück und stecke es straff am Kopf fest, damit die große, hoch aufgetürmte blonde Perücke darüber passt, die ich tragen werde.
    »Und als was gehst du jetzt?« Sie betrachtet mich. »Ich meine, sagst du's mir jetzt endlich? Weil, ich sterbe vor Neugier!« Riley bekommt einen Lachanfall und presst beide Hände auf den Bauch; sie wiegt sich vor und zurück und fällt fast vom Bett. Sie macht gern dumme Sprüche über den Tod. Findet das zum Brüllen. Aber ich schrecke dabei normalerweise nur zusammen.
    Ich beachte den Witz nicht und sage: »Tust du mir einen Gefallen? Schleich dich mal runter in den Flur, und schau dir Sabines Kostüm an. Und sag mir Bescheid, wenn sie beschließt, diese riesige Gumminase mit der haarigen Warze an der Spitze aufzusetzen. Ich hab's ihr gesagt, es ist wirklich ein tolles Hexenkostüm, aber die Nase muss sie weglassen. Auf so was fahren Männer normalerweise nicht ab.«
    »Sie hat einen Freund?«, fragt Riley, eindeutig verblüfft.
    »Nicht wenn sie die Nase aufsetzt«, antworte ich und sehe zu, wie sie vom Bett rutscht und mit schleifendem Meerjungfrauenschwanz durchs Zimmer geht. »Aber mach keinen Lärm oder irgendetwas, was sie erschrecken könnte, okay?«, setze ich noch hinzu und schaudere, als sie durch die Zimmertür schlüpft, ohne sich die Mühe zu machen, sie zu öffnen. Ich meine, nur weil ich das schon x-mal gesehen habe, heißt das noch lange nicht, dass ich mich daran gewöhnt hätte.
    Rasch trete ich in den begehbaren Kleiderschrank und öffne den Reißverschluss des Kleidersacks, den ich ganz hinten im Schrank versteckt habe. Dann hole ich das wunderschöne schwarze Kleid mit dem tiefen, quadratischen Ausschnitt und dem superengen Oberteil hervor, das nach unten hin zu glänzenden, lockeren Falten aufspringt - genau wie jenes, das Marie Antoinette auf dem Maskenball anhatte (nun ja, so, wie sie von Kirsten Dunst in dem Film dargestellt wurde). Und nachdem ich mich mit dem Reißverschluss am Rücken abgemüht habe, setze ich meine hohe, platinblonde Perücke auf (ich bin zwar auch

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