Die Unsterblichen
spielen?«
Sie verschränkt die Arme und schmollt. »So lange ich will.«
Und als ich sehe, wie ihre Unterlippe zu zittern beginnt, komme ich mir vor wie die größte Miesmacherin der Welt.
»Hör zu, es tut mir leid«, beteuere ich, greife nach meinem Rucksack und hänge ihn mir über die Schulter. »Ich wünschte, mein Leben würde sich einfach nur etwas festigen, in irgendeine Art von Gleichwicht kommen.«
»Nein, tut es nicht.« Zornig funkelt sie mich an. »Das sieht man dir ganz deutlich an.«
»Doch, Riley, wirklich. Und glaub mir, ich will keinen Streit.«
Sie schaut zur Decke hinauf und klopft mit dem Fuß auf den Teppich.
»Kommst du?« Ich gehe zur Tür, aber sie weigert sich zu antworten. Also atme ich tief durch und sage: »Komm schon, Riley. Du weißt doch, ich kann es mir nicht erlauben, zu spät zu kommen. Bitte entscheide dich.«
Sie schließt die Augen, schüttelt den Kopf, und als sie mich wieder ansieht, sind ihre Augen ganz rot. »Weißt du, ich muss nicht hier sein.«
Ich umklammere den Türknauf; ich muss dringend los, dennoch kann ich nicht gehen, nicht nachdem sie das gesagt hat. »Wovon redest du eigentlich?«
»Ich meine, hier! All das hier! Dich und mich. Unsere kleinen Freundschaftstreffen. Das brauche ich nicht zu tun!«
Regungslos starre ich sie an, und mein Magen krampft sich zusammen; ich will, dass sie aufhört, ich will nichts mehr hören. Ich habe mich so an ihre Gegenwart gewöhnt, dass ich nie über die Alternative nachgedacht habe, dass es vielleicht einen Ort geben könnte, wo sie lieber wäre.
»Aber ... aber ich dachte, du bist gern hier?« Meine Kehle ist eng und wund, meine Stimme verrät meine Panik.
»Ich bin ja auch gern hier. Aber, na ja, vielleicht ist das nicht das Richtige. Vielleicht sollte ich ja woanders sein. Hast du jemals darüber nachgedacht?« Sie sieht mich an, die Augen voller Kummer und Verwirrung, und obwohl ich nunmehr offiziell zu spät zur Schule komme, kann ich auf keinen Fall gehen.
»Riley ... ich ... was genau meinst du damit?«, frage ich und wünsche mir, ich könnte diesen ganzen Morgen zurückspulen und noch einmal von vorn anfangen.
»Na ja, Ava sagt -«
»Ava?« Mir quellen schier die Augen aus dem Kopf.
»Ja, du weißt doch, die Hellseherin von der Halloween-Party? Die, die mich sehen konnte?«
Kopfschüttelnd öffne ich die Tür und sage über die Schulter hinweg: »Ich sag's dir ja nur ungern, aber Ava ist eine Quacksalberin. Ein Scharlatan, eine Betrügerin! Du solltest dir kein Wort von dem zu Herzen nehmen, was sie sagt. Die spinnt doch!«
Riley zuckt lediglich die Achseln, den Blick fest auf meine Augen gerichtet. »Sie hat ein paar echt interessante Sachen gesagt.«
Und in ihrer Stimme liegen so viel Schmerz und Beklommenheit, dass ich alles sagen würde, damit es nicht mehr so ist. »Hör zu.« Ich spähe den Flur hinunter, obwohl ich weiß, dass Sabine nicht mehr da ist. »Ich will nichts von Ava hören. Ich meine, wenn du sie sehen willst, trotz allem, was ich gerade gesagt habe, schön, ich kann dich ja nicht davon abhalten. Vergiss nur nicht, dass Ava uns nicht kennt. Und sie hat absolut kein Recht, über uns zu urteilen, oder darüber, dass wir gern zusammen sind. Das ist nicht ihre Sache. Es ist unsere Sache.« Als ich sie anschaue, sehe ich, dass ihre Augen immer noch weit aufgerissen sind und ihre Lippe nach wie vor zittert, und mein Herz sackt bis auf den Fußboden.
»Ich muss jetzt wirklich los, also was ist, kommst du mit oder nicht?«, flüstere ich.
»Nein, ich komme nicht mit.« Finster sieht sie mich an.
Also hole ich tief Luft und knalle die Tür hinter mir zu.
Da Miles klug genug war, nicht auf mich zu warten, fahre ich allein zur Schule. Obwohl es schon geklingelt hat, wartet Damen neben seinem Auto, auf dem zweitbesten Parkplatz direkt neben meinem.
»Hey«, sagt er, kommt um den Wagen herum auf meine Seite und beugt sich vor, um mich zu küssen.
Doch ich schnappe mir nur meinen Rucksack und renne zum Tor.
»Tut mir leid, dass ich dich gestern aus den Augen verloren habe. Ich habe versucht, dich auf deinem Handy anzurufen, aber du bist nicht rangegangen.« Er läuft neben mir her.
Ich packe die kalten Eisenstäbe und rüttele daran, so fest ich kann. Aber sie rühren sich keinen Millimeter von der Stelle, und ich drücke die Stirn dagegen; es ist sinnlos, weil ich zu spät dran bin.
»Hast du meine Nachricht gekriegt?«
Ich lasse das Tor los und gehe in Richtung Büro, dabei male
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