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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Geheimnisse ans Licht kommen. Anstatt ein schlechtes Gewissen zu haben oder mich schuldig zu fühlen, weil ich meine Gabe auf diese Weise einsetze, ist es befriedigender, als ich es mir jemals hätte vorstellen können, diese widerwärtige Person, diese grauenvolle, egoistische, herrschsüchtige Zicke, die mich vom ersten Tag an verhöhnt hat, als bibberndes, schwitzendes Häufchen Elend vor mir zu sehen. Und da meine Trauer und die Übelkeit inzwischen nur noch eine Erinnerung sind, denke ich mir, Was soll's, ich kann eigentlich gleich weitermachen.
    »Willst du noch mehr hören?«, frage ich. »Glaub mir, das ist kein Problem. Da gibt's noch jede Menge, aber das weißt du ja schon, nicht wahr?«
    Ich folge ihr, gehe vorwärts, während sie rückwärtsstolpert, bemüht, so viel Abstand wie möglich zu mir zu halten.
    »Was bist du? So 'ne Art Hexe?«, flüstert sie, und ihre Augen huschen durch den Flur, halten Ausschau nach Hilfe, nach einem Ausgang, alles, nur um von mir wegzukommen.
    Ich lache. Gebe es nicht zu, streite es nicht ab, will einfach nur, dass sie zweimal nachdenkt, bevor sie sich wieder mit mir anlegt.
    Plötzlich bleibt sie stehen und schaut mir in die Augen. »Auf der anderen Seite steht hier Aussage gegen Aussage.« Ihre Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. »Und was glaubst du, wem die Leute glauben werden? Mir, der beliebtesten Schülerin in der ganzen Unterstufe? Oder dir, der verrücktesten Irren, die jemals auf diese Schule gegangen ist?«
    Da ist was dran.
    Sie befingert das Loch in ihrem Kleid, dann schüttelt sie den Kopf. »Bleib ja weg von mir, du Freak. Denn wenn nicht, dann wirst du's bereuen, das schwöre ich.«
    Während sie vortritt, rammt sie meine Schulter so heftig, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass sie es ernst meint.
     
    Als ich zu unserem Lunchtisch komme, gebe ich mir alle Mühe, nicht ungläubig zu starren, aber Havens Haar ist violett, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das ansprechen soll.
    »Gib dir keine Mühe, so zu tun, als würdest du's nicht sehen. Sieht grässlich aus, ich weiß.« Sie lacht. »Gleich nachdem wir gestern Abend telefoniert hatten, habe ich versucht, es rot zu färben, du weißt schon, so einen tollen Kupferton wie Drinas? Bloß ist das hier dabei rausgekommen.« Sie packt eine dicke Strähne und zieht ein finsteres Gesicht. »Ich sehe aus wie eine Aubergine am Stiel. Aber nur ein paar Stunden, denn nach der Schule fährt Drina mit mir zu irgend so einem riesigen Promi-Friseursalon nach Los Angeles. Du weißt schon, so ein total angesagter VIP-Laden, die ein Jahr im Voraus ausgebucht sind? Nur, sie hat's gescharrt, mir da noch auf den letzten Drücker einen Termin zu verschaffen. Ich schwör's dir, sie hat so tolle Verbindungen, es ist echt der Wahnsinn.«
    »Wo ist denn Miles?«, erkundige ich mich und würge sie ab, denn ich will kein Wort mehr über die tolle Drina und ihr Talent hören, goldene Türen zu öffnen.
    »Lernt seinen Text. Das Gemeindetheater gibt Hairspray, und er hofft, er kriegt die Hauptrolle.«
    »Ist die Hauptrolle nicht ein Mädchen?« Ich öffne mein Lunchpaket und finde darin ein halbes Sandwich, Weintrauben, eine Packung Chips und noch mehr Tulpen.
    »Er hat versucht, mich zu überreden, dass ich auch vorspreche, aber das ist so was von nicht mein Ding. Und, wo ist das große, dunkle heiße Eisen alias dein Freund?«, will sie wissen, faltet ihre Serviette auseinander und benutzt sie als Unterlage für ihr Törtchen.
    Da fällt mir wieder ein, dass ich schon wieder vergessen habe, mir seine Telefonnummer zu besorgen oder herauszufinden, wo er wohnt. »Genießt wahrscheinlich die Vorzüge, für sich selbst verantwortlich zu sein«, meine ich schließlich, wickele mein Sandwich aus und nehme einen Bissen. »Was Neues von Evangeline?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nichts. Aber schau mal.« Sie zieht den Ärmel hoch und zeigt mir die Unterseite ihres Handgelenks.
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachte ich die Anfänge eines kleinen kreisförmigen Tattoos, die grobe Wiedergabe einer Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Und obgleich es bei Weitem nicht vollendet ist, sehe ich einen winzigen Augenblick lang tatsächlich, wie die Schlange sich windet. Doch sobald ich blinzele, ist sie wieder leblos.
    »Was ist denn das?«, flüstere ich und merke, wie die Energie, die von der Schlange ausgeht, mich mit Angst erfüllt, obwohl ich nicht sagen kann, wieso.
    »Das wird eine Überraschung. Ich zeig's dir, wenn

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