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Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks

Titel: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Skloot
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Familie was gesagt hat. Die ham doch gewusst, wie sie uns erreichen können! Wenn Dr. Gey nicht schon tot wär, ich glaub, ich hätt ihn umgebracht.«

22
    »Der große Ruhm, der ihr gebührt«
    I m späten Frühjahr 1970 stand George Gey in seinen Lieblingsgummistiefeln am Ufer des Potomac. Zusammen mit einigen anderen Wissenschaftlern des Hopkins kam er schon seit Jahren jeden Mittwoch zum Angeln hierher. Plötzlich wurde er so müde, dass er kaum noch die Angelrute festhalten konnte. Seine Kollegen schleppten ihn die Böschung hinauf zu dem weißen Jeep, den er mit dem Geld aus einer Auszeichnung für Krebsforscher gekauft hatte.
    Nicht lange nach diesem Angelausflug, im Alter von 71 Jahren, erfuhr Gey, dass er an der Krankheit litt, um deren Bekämpfung er sich während seines ganzen Lebens bemüht hatte. Und er hatte eine ihrer tödlichsten Formen: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wenn die Ärzte ihn nicht operierten, würde er innerhalb weniger Monate sterben. Operierten sie, bliebe ihm vielleicht ein wenig mehr Zeit. Vielleicht aber auch nicht.
    Am 8. August 1970 gegen sechs Uhr morgens rief Margaret alle Mitarbeiter aus Geys Labor an, auch einen Postdoc, der gerade erst mit einem Nachtflug aus Europa eingetroffen war.
    »Kommen Sie so schnell wie möglich ins Institut«, sagte sie.
    »Es wird heute Morgen Notfallmaßnahmen geben.« Was das für Maßnahmen waren, sagte sie nicht.
    Bevor man ihn in den Operationssaal schob, hatte George den Chirurgen gesagt, sie sollten Proben seines Tumors entnehmen, genau wie Dr. Wharton es Jahrzehnte zuvor bei Henriettas Tumor getan hatte. Seinen Labormitarbeitern gab Gey genaue Anweisungen für die Zucht von GeGe, einer Linie von Krebszellen aus seiner Bauchspeicheldrüse. Er hoffte, dass
seine Zellen wie die von Henrietta unsterblich werden würden.
    »Wenn es nötig ist, müsst ihr Tag und Nacht arbeiten«, sagte er zu seinen Postdocs und Assistentinnen. »Sorgt dafür, dass es klappt.«
    Wenig später lag Gey unter Narkose auf dem Operationstisch. Die Chirurgen öffneten die Bauchhöhle und stellten fest, dass der Krebs nicht zu operieren war – die Tumore bedeckten bereits den Magen, die Milz, die Leber und den Darm. Sie fürchteten, er könnte den Eingriff nicht überleben. Entgegen Geys Wünschen vernähten sie die Operationswunde, ohne Proben zu entnehmen. Als er aus der Narkose erwachte und erfuhr, dass es keine GeGe-Linie geben würde, war er wütend. Wenn er schon am Krebs starb, sollte wenigstens die Wissenschaft davon profitieren.
    Sobald Gey sich so weit von der Operation erholt hatte, dass er reisefähig war, nahm er Kontakt zu Krebsforschern im ganzen Land auf und erkundigte sich, wer den Pankreaskrebs erforschte und einen Patienten für Experimente brauchte. Er erhielt eine Fülle von Antworten; manche stammten von Wissenschaftlern, die er nicht kannte, andere von Freunden und Kollegen.
    In den drei Monaten zwischen der Operation und seinem Tod begab sich Gey für eine Woche in die Mayo Clinic in Minneapolis. Dort wurde er mit einem japanischen Medikament behandelt, das sich noch im Versuchsstadium befand und seinen Zustand dramatisch verschlimmerte. Sein Sohn George Jr., der gerade das Medizinstudium abgeschlossen hatte, war während der ganzen Prozedur bei ihm und sorgte dafür, dass sein Vater jeden Tag einen frisch gebügelten Anzug hatte. Nach der Entlassung aus der Mayo Clinic verbrachte Gey mehrere Tage in New York, wo er am Sloan Kettering Cancer Center an einer weiteren Studie teilnahm, und im Hopkins unterzog er sich der
Chemotherapie mit einem Wirkstoff, der noch nicht für die Verwendung an Menschen zugelassen war.
    Als die Diagnose gestellt wurde, war Gey ungefähr 1,95 Meter groß und 97 Kilo schwer, aber er schwand schnell dahin. Er musste sich häufig vor Bauchschmerzen krümmen, erbrach ständig und war wegen der verschiedenen Therapien schon bald an den Rollstuhl gefesselt. Dennoch kam er nach wie vor ins Labor und schrieb Briefe an seine Kollegen. Irgendwann kurz vor seinem Tod teilte er seiner früheren Assistentin Mary Kubicek mit, er sei damit einverstanden, Henriettas Namen preiszugeben, wenn irgendjemand fragte – schließlich seien schon so viele Jahre vergangen. Aber Mary verriet ihn niemandem.
    George Gey starb am 8. November 1970.
     
    Wenige Monate nach Geys Tod entschlossen sich Howard Jones und einige Kollegen aus dem Hopkins – unter ihnen auch Victor McKusick, ein angesehener Genetiker -, zu Ehren von Geys Karriere einen Artikel

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