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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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offensichtlich. Sie bewegten sich ausgesprochen effizient über den Hof, achteten auf Winkel, verständigten sich mit Handzeichen, blieben geduckt und waren schnell. Etwas Vergleichbares hatte ich noch nicht erlebt. Gut, dass der durchschnittliche Ordnungshüter nicht so hervorragend geschult war, sonst gäbe es in der gesamten Stadt keine anständige Unterwelt.
    Der ursprüngliche Sitz der Kirche des Algorithmus war eine winzige Steinkapelle, die immer noch als Nebeneingang des Komplexes diente. Wäre sie nicht an diesen wuchernden, architektonischen Albtraum angegliedert gewesen, hätte sie ohne Weiteres auf die Straße eines kleinen ländlichen Weilers gepasst. Hier wirkte sie fehl am Platz. Ich glaube, die Erschaffer behielten sie aus nostalgischen Gründen, statt sie abzureißen und neu aufzubauen, so wie sie es mit den anderen Gebäuden gemacht hatten, die im Lauf der Jahre von der Kirche verschlungen worden waren. Die kleine Kapelle bestand aus einer niedrigen Mauer, einem Hof und einer hohen Holztür, die zum Mittelschiff führte. Letzteres war mittlerweile verstopft von Maschinen, doch die Legende besagte, dass es sich um die erste Kammer des Algorithmus handelte, den ersten Raum, in dem das Muster entstanden war.
    Wir eilten über den Hof. Matthews Truppe ging voraus. Die Männer sicherten erst das Tor, dann die Mauer und schließlich die Eingangstür der Kapelle. Ich ließ sie ihre Arbeit verrichten, doch als es an der Zeit war, in die eigentliche Kapelle zu stürmen, hatte ich das Gefühl, es sei meine Pflicht, die Führung zu übernehmen. Was für eine Abwechslung – ich an der Spitze einer Einsatztruppe der Ordnungshüter auf dem Weg in eine Kirche. Nicht meine übliche Vorgehensweise.
    Wilson und ich kauerten uns vor die Tür. Wir hatten weder die Erschaffer noch Cranich oder seine kleine Armee von Krähen gesehen. Eigentlich große Armee. Keine Ahnung, wie groß eine Armee von Krähen sein sollte, aber ich hatte schon das Gefühl, dass Ezekiel eine Menge Krähen hatte.
    »Wie sieht der Plan aus?«, wollte Wilson wissen. Matthew stand neben uns, und seine Mannschaft beobachtete Fenster und Gassen.
    »Hast du von mir auf diese Frage je eine nützliche Antwort bekommen?«, gab ich zurück.
    »Nicht wirklich.«
    »Dann lass es uns dabei belassen. Wir gehen einfach rein und finden raus, was abläuft. Wir suchen Cranich. Wahrscheinlich knallen wir ihn ab.« Ich überprüfte zum vierten Mal die Ladung meiner Flinte und lehnte mich gegen die Steinmauer. »Vor allem wollen wir nicht getötet werden. Und wir werden die Stadt retten.«
    »Richtig«, meinte Wilson skeptisch. »Und das ist alles, was du hast?«
    »Genau.«
    Wilson und Matthew schauten sich an, dann zuckten beide mit den Schultern.
    »Lassen Sie es mich versuchen«, schlug Matthew vor. »Wir gehen rein. Wir sichern den unmittelbaren Eingangsbereich und schätzen die Lage ein. Dann treffen wir eine Entscheidung.«
    »Das entspricht so ziemlich dem, was ich gesagt habe.«
    »Er hat es klarer ausgedrückt«, sagte Wilson. »Wie auch immer. In beiden Fällen ist die Kernaussage: Wir gehen rein.«
    »In Ordnung.« Ich stand auf und scharte Matthews Trupp hinter mich. Als es so aussah, als seien alle bereit, gab ich durch ein Nicken das Zeichen. Einer seiner Männer fürs Grobe schlug die Tür mit einem Hammer ein, der größer war als mein Bein. Ich stürmte hinter ihm her ins Innere.
    Der Raum lag dunkel und still vor uns. Das einzige Licht stammte von den Querschiffen der alten Kapelle, vier Armen, die sich durch die mittlere Kammer erstreckten. In jedem Querschiff befand sich eine Art Altar, und jeder Altar schimmerte leicht in der Dunkelheit. Bei den Altären selbst schien es sich um stillstehende Maschinen zu handeln. Das Licht drang aus ihrem Innenleben und pulsierte vor Wärme und Energie. Der Rest der Kapelle strotzte vor Räderwerken – Wände, die aus Getriebemosaiken bestanden, Säulen, die wie Nockenwellen aussahen. Der gesamte Raum vermittelte den Eindruck, als seien in der Mitte tausend Uhren explodiert, deren Bruchstücke sich in die Wände gegraben hatten. Und alles war still.
    Etwa auf halbem Weg durch den Raum blieb ich stehen. Wilson und Matthew hielten sich links und rechts neben mir, während die Mannschaft die Zugänge sicherte. Beinahe ehrfürchtig ließen wir den Blick über all die Maschinen wandern.
    »Ist es überall so?«, fragte Matthew. Laien wurden selten in die inneren Räumlichkeiten der Kirche des Algorithmus

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