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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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können …«
    »Nein, das werden Sie nicht tun«, herrschte ich sie an. »Jedenfalls nicht, weil ich diesen Mann erschossen habe. Sehen Sie sich mal um. Hier herrscht Ausnahmezustand – jede Person, die ich gesehen habe, trägt eine Pistole, ein Gewehr oder … um der Götter willen eine Schrotflinte.« Ich deutete in Richtung des Foyers, wo das kleine Mädchen vermutlich immer noch Wache stand. »Wenn Sie mich wirklich für eine Bedrohung hielten, hätten sie mich gleich auf der Türschwelle ausschalten lassen. Also glauben Sie das gar nicht, richtig?«
    Sie rührte sich kaum, stand nur an den Getränkeschrank gelehnt da, hielt das Glas an der üppigen Wölbung ihrer Unterlippe und musterte mich von oben bis unten. Schließlich seufzte sie.
    »Es dürfte keine Rolle spielen, was ich glaube, Mr. Burn.« Sie trank das Glas leer, stellte es in den Schrank und stieß sich davon ab. »An so einem Tag, wie wir ihn heute haben, könnte es sogar nützlich sein, einen Mann wie Sie in der Hinterhand zu haben.«
    »Was für einen Tag haben Sie denn heute? Alle hier wirken nämlich verdammt verängstigt, und trotzdem lassen Sie einen völlig Fremden, der obendrein bewaffnet ist, in Ihren Salon. Und dann stehen Sie alleine mit ihm da und trinken.«
    In diesem Moment schwang die Tür auf, und ich hätte beinah geschrien. Die Frau, die hereinkam, hätte auch einen Schrei verdient gehabt. Sie war schon älter, hatte zerzaustes, offenes Haar und trug ein blutfleckiges Hauskleid. Die Hände hielt sie vor sich hin. Zuerst dachte ich, sie trüge rote Spitzenhandschuhe, die bis zu ihren Ellbogen verliefen … doch es war Blut. Sie war voll davon.
    »Veronica, hör auf, herumzualbern, und hilf mir mit …« Als sie mich sah, verstummte sie. Ich muss weiß wie ein Blatt Papier gewesen sein. Ohne dass ich mir dessen bewusst geworden wäre, war ich vor ihr und ihren ausgesprochen blutigen Händen zur gegenüberliegenden Seite des Raums zurückgewichen. »Wer ist dieses Schreckgespenst?«
    »Mutter, das ist Jacob Burn. Fünfter seiner Linie, wenn ich mich nicht irre.« Sie durchquerte das Zimmer, ging an ihrer Mutter vorbei und verließ den Salon. Von draußen rief sie zu mir zurück: »Vielleicht sind Sie einfach nicht die Art von Mann, die ich besonders furchteinflößend finde, Jacob. Warten Sie hier, ja?«
    Damit ging sie, und ihre Mutter mit ihr. Die Tür schloss sich mit einem Klicken. Die Griffe waren glitschig vor Blut. Es sah aus, als wäre das Messing mit Farbe bemalt worden.
    Ich saß am Fenster, genehmigte mir einen Drink und dann noch einen und spielte ernsthaft mit dem Gedanken, durch das Fenster nach draußen zu hechten. Auszubrechen und durch den Garten zu fliehen. Vielleicht sogar nach Hause zu gehen. Oder zu Angela. Einfach nur weg von hier.
    Als sich die Tür vielleicht zehn Minuten später wieder öffnete, war es das kleine Mädchen. Diesmal ohne die Schrotflinte.
    »Sie sind keiner von denen«, sagte sie. Ihre zarte Stimme erklang trällernd und leise.
    »Keiner von welchen?«, fragte ich.
    »Von den Männern mit den schwarzen Zähnen. Den Grinsemännern«, antwortete sie und lächelte auf eine Weise, die all ihre Zähne sichtbar machte. Dazu machte sie ein Geräusch wie das süßeste Stachelschwein der Welt, dem ein heißes Schüreisen in den Bauch gepiekt wird. »Rrrrrhhhhhhhrrrr.«
    »Ah. Nein, ich bin keiner von denen«, bestätigte ich und lächelte breit, um ihr zu zeigen, dass meine Zähne nicht schwarz waren. Sie nickte.
    »Möchten Sie ein Brötchen?«, erkundigte sie sich.
    Ich zögerte, in einem Haus Essen anzunehmen, in dem die Leute mit Blut an den Händen herumliefen. Es widerstrebte mir. »Ich bin nicht hungrig. Wie heißt du?«
    »Das sage ich Ihnen nicht. Später sind Sie vielleicht weg, dann vergessen Sie ihn, und ich muss Ihnen den Namen noch einmal sagen. Das mag ich nicht.«
    »Alles … klar. Äh … und wo ist deine Mutter? Oder deine Schwester?« Ehrlich jetzt, wo ist irgendjemand außer dir, Kind? Wo ist ein Erwachsener?
    Veronica kam mit zufriedener Miene wieder herein. Sie wies keinerlei Blutflecken auf, was ich als Erleichterung empfand. Oder vielleicht war sie auch nur so klug gewesen, während der Metzgerarbeit Handschuhe anzuziehen. Sie tätschelte dem namenlosen Kind den Kopf, bevor sie es zurück ins Foyer scheuchte. Diesmal jedoch schloss sie die Tür nicht. Eine spannende Entwicklung.
    »Die Schwester ist schon wieder hier, Mr. Burn. Entschuldigen Sie die Unterbrechung. Nun denn, Sie

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