Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
schließlich.
Nazarovs Herz fühlte sich in seiner Brust ganz hohl an, als würde es wissen, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Bevor er sich der Gruppe unterworfen hatte, hatte er einen gewaltigen Einfluss besessen und in seiner kleinen Ecke der Welt fast als allmächtig gegolten, jetzt war er ein Nichts.
»Wir haben nicht gerade viele Leute. Ich versuche, alles mit oberster Priorität zu behandeln, aber das ist offenbar nicht möglich.«
»Was könnte eine höhere Priorität haben als das Labor?« Karls Stimme konnte den Klang des herabfallenden Wassers problemlos übertönen.
»Mason und die anderen … Sicherzustellen, dass sie nicht entdeckt und gefangen genommen werden.«
Nazarov verabscheute Ausreden ebenso wie Karl, und er hasste es, darauf zurückgreifen zu müssen, aber in seiner jetzigen Lage hielt er es für klug, eine Ausnahme zu machen. Tatsächlich hatte man ihn in diesem Fall einfach übertölpelt. Er hatte Xanders Weigerung, seine Aktivitäten zu verheimlichen, als Prahlerei eines sterbenden Mannes, der zum letzten Mal seine Macht beweist, abgetan. Und das war zweifellos zumindest teilweise der Fall. Aber dadurch war Nazarov auch sorgloser geworden und hatte nicht auf dessen weniger offenkundigere Aktivitäten geachtet, wie den Verkauf des Gebäudes, in dem sich das Labor befand, an eine Firma, die dem äußeren Anschein nach nichts als ein harmloses Immobilieninvestitionsunternehmen war.
Karl machte den Mund auf, als ob er etwas sagen wollte, schien dann aber den Faden verloren zu haben. Auf seiner Stirn war Schweiß zu erkennen. Vielleicht war es aber auch nur der Dunst.
»Was hat er aus dem Labor mitgenommen?«, fragte er schließlich.
»Alles. Computer, Geräte, Akten. Auch die Kühleinheit.«
Karl sah aus, als hätte er am liebsten um sich geschlagen. Seine Bewegungen wirkten seltsam und ruckartig, und er hatte die Fäuste geballt. »Vermutlicher Schaden?«
»Sie werden im Kühlschrank einige der Komponenten der Therapie finden. Ich habe mit Mason gesprochen und er sagt, dass sie das nicht weiterbringen wird.«
»Und die Therapie selbst? Können sie sich Zugriff darauf verschaffen?«
Unglücklicherweise war vor Kurzem eine Dosis für eines der Gruppenmitglieder fertiggestellt worden und wartete in eben diesem Kühlschrank auf ihre Abholung.
»Sie befindet sich in einem separaten Schutzgehäuse, das so gut wie undurchdringlich ist.«
»So gut wie?«
»Es gibt keine Gewissheit, Karl. Aber wir haben Schritte eingeleitet, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass sie den Behälter öffnen können.«
»Die Computer?«
»Alles ist verschlüsselt. Unsere Techniker sagen, dass selbst die amerikanische National Security Agency Jahre brauchen würde, um sie zu knacken.«
48
Irgendwo im Staat New York
18. Mai
»Können wir diesen Tisch ein wenig kürzer machen, sodass er nicht ganz bis an die Wand reicht?«, fragte Richard Draman.
Der Bauunternehmer fuhr mit dem Finger über den Plan, der an der Wand hing, und nickte. »Kein Problem. Man hat mir gesagt, dass Sie auch eine goldene, vier Meter hohe Statue kriegen, wenn Sie die haben wollen.«
»Fangen wir erstmal mit dem Tisch an, und über die Statue reden wir später.«
»Okay«, erwiderte der Mann und wandte sich ab, um die Fortschritte einiger Männer zu überprüfen, die Putz von der Decke von Xanders gigantischem Dachboden abklopften.
»Wow. Vielleicht hätte ich meinen Bauhelm mitbringen sollen.«
Richard drehte sich um und sah seine Frau, die ein Tablett mit seinem Mittagessen in den Händen hielt, näherkommen. »Erstaunlich, nicht wahr? In einer Woche werde ich eine Anlage haben, für die ich beim Progerie-Projekt über Leichen gegangen wäre. Und all das dank einer einzigen Handbewegung von Xander.«
»Seine Privatjets, Sicherheitsmaßnahmen und Villen haben mich nicht sehr beeindruckt«, gab sie zu und schüttelte erstaunt den Kopf. »Aber dass er Bauarbeiter dazu bringt, pünktlich aufzutauchen und zu arbeiten? Das ist wahre Macht.«
Richard lachte und nahm ihr das Tablett ab, das er neben die Baupläne stellte.
»Das machst du nicht mehr sehr oft«, meinte sie.
»Was?«
»Lachen.«
»Ich habe auch gedacht, dass wir nicht mehr viel zu lachen hätten. Aber inzwischen sehe ich das etwas anders.«
»Könnte es das hier sein?«, fragte sie und sah sich in dem Chaos um. »Könnte dieser Dachboden der Ort sein, an dem du einen Weg findest, Susie und den anderen Kindern zu helfen?«
»Es fällt einem schwer,
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