Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
schließlich in einen fast schon katatonischen Zustand verfallen war, als sie hierhergefahren waren.
»Sir?«, wiederholte der Mann, und Richard wirbelte herum. »Könnten Sie uns nicht wenigstens eine Minute geben?«
Der Zorn in seiner Stimme überraschte jeden, der ihn hören konnte, und der Mann ging zu einer in die Seite des Gebäudes eingelassenen Stahltür und sah zum Horizont, während er wartete.
»Carly? Geht es dir gut?«
»Ich hatte eigentlich nie Hoffnung«, sagte sie.
»Was?«
»Das ist mein Geheimnis. Du hast es immer für Stärke oder Zen oder was auch immer gehalten. Aber so war es nicht. Ich wusste, dass du sie nicht heilen kannst. Alle wussten es.«
Er kniete sich neben sie auf den Boden und sie nahm seine Hand. »Es war ja nicht so, dass ich nicht an dich geglaubt hätte, Richard. Aber es war unmöglich. Die Jahre sind so schnell vergangen, und die Krankheit …« Ihre Stimme versagte für einen Moment. »Es war einfach zu viel für dich. Für jeden – aber dann habe ich Mason gesehen, und zum ersten Mal habe ich geglaubt, dass Susie eine Zukunft haben könnte. Ich habe mir vorgestellt, wie sie aufwachsen würde. Wie ich zu ihrer Hochzeit gehe. Wie sie selbst Kinder bekommt.«
Richard nickte nur und wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm war nur zu gut bewusst, was Hoffnung mit einem Menschen machen konnte. Wenn es im Leben eines gab, das er verstand, dann war es das.
52
Irgendwo im Staat New York
18. Mai
Im Eingangsbereich des Gebäudes standen zwei schwer bewaffnete Männer in kugelsicheren Westen, während ein dritter hinter einer Reihe von Monitoren saß. Richard und Carly wurden an ihnen vorbei zu einer Panzertür geführt, die sich automatisch öffnete, als sie näherkamen.
Trotz der Vertrautheit der Stahltische und -waschbecken sowie der glänzenden Laborausrüstung, die sie dahinter vorfanden, spürte Richard, wie ihm das Adrenalin durch die Adern schoss, als sich die Tür lautstark hinter ihnen schloss. Die nicht vorhandenen Fenster, das Gefühl der Machtlosigkeit, der Verlust der Hoffnung, all das setzte ihm langsam zu.
»Das wurde aber auch Zeit!«
Die Stimme hallte in dem Raum wider, klang aber nicht so, als würde sie aus dem Grab kommen. Sie blieben beide wie angewurzelt stehen, als Andreas Xander hinter einigen Aktenschränken hervorgerollt kam.
»Machen Sie nicht so ein überraschtes Gesicht«, sagte er mit der üblichen irren Schadenfreude in der Stimme. »Die müssen sichschon mehr anstrengen, wenn sie mich umbringen wollen. Mit so einem amateurhaften Versuch kommen sie da nicht weit.«
Richard warf seiner Frau einen Blick zu, die tatsächlich mit offenem Mund dastand und versuchte zu begreifen, wen sie da vor sich hatte.
»Wer hat dann im Wagen gesessen?«, brachte sie schließlich heraus.
»Ein Köder. Ich habe ein paar davon«, erklärte er und bleckte seine fleckigen Zähne, was wohl seine Version eines Grinsens sein sollte. »Vermutlich wollen die jetzt eine Gehaltserhöhung.«
Für ihn war das nur ein weiterer Sieg über seine Feinde, etwas, durch das er sein Spiegelbild in den jungen, mächtigen Mann verwandeln konnte, der er einst gewesen war. Die Menschen, die für ihn in seinem Wagen gestorben waren, bedeuteten ihm ebenso wenig wie ihre Familien und ihre Freunde.
»Das ist das Beste, was wir in so kurzer Zeit hinbekommen haben«, fuhr er fort und deutete mit der Hand auf den Raum. »Man kann es gut verteidigen, falls diese Idioten, die für Mason arbeiten, es finden sollten, und hier gibt es alles, was Sie brauchen, um sich zu beschäftigen, bis das Labor auf meinem Anwesen fertiggestellt ist.«
Richard legte seiner Frau eine Hand auf den Rücken und behielt sie in seiner Nähe, während er sich das Sammelsurium aus neuen Instrumenten und Gegenständen, die sie aus Masons Labor mitgenommen hatten, ansah. Es war noch nicht vorbei. Er hatte immer noch Zeit, ebenso wie Susie.
»Wo sind die Computer?«
»In Indien«, antwortete Xander. »Wir haben unsere besten Leute darauf angesetzt, aber man hat mir gesagt, dass es eine Weile dauern wird, sie zu knacken. Vielleicht eine Woche, vielleicht einen Monat. Möglicherweise klappt es auch gar nicht.«
Richard wollte schon den Kühlschrank öffnen, den sie auch mitgenommen hatten, zögerte dann aber und sah Xander an.
»Nur zu, Doc.«
Im Inneren fand er ordentliche Reihen mit Phiolen und Teströhrchen, die alle mit Nummern versehen waren, deren Erläuterungenseiner Vermutung nach in den noch zu
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