Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
Fluchttaktiken der restlichen Autokolonne ansehen, müssen wir davon ausgehen, dass sie im Wagen dahinter mitgefahren sind.«
»Hatten Sie das nicht eingeplant, dass sie in verschiedenen Fahrzeugen sitzen könnten?«
»Mir war die Möglichkeit durchaus bewusst, aber ohne genaue Informationen konnten wir nicht anders vorgehen. Die Operation hat sich auf Xander konzentriert, und alles macht den Anschein, dass sie ein voller Erfolg gewesen ist. Falls er wirklich tot ist, kommen wir auch wieder an die Dramans ran.«
»
Falls
er tot ist?«, wiederholte Karl und deutete auf die Flammen auf dem Bildschirm. »Glauben Sie, dass er das überlebt haben könnte?«
»Ich bin erst überzeugt, wenn unsere Leute die Leiche gesehen haben«, erwiderte Nazarov, der genau wusste, dass er sich keinen weiteren Fehler erlauben durfte. »Wir überwachen Xanders Haus, um herauszufinden, ob die Dramans dorthin zurückkehren, und unsere Leute bei der Polizei und den Medien werden jeden Versuch der Dramans, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, sofort melden. Aber bisher ist nichts passiert.«
»Was ist mit Mason und den anderen?«
»Wir sind bald damit fertig, alle Spuren zu verwischen. Sie wurden alle verlegt, ihre Identitäten wurden verändert und ihr Geld gewaschen. Noch etwa eine Woche, dann wird unsere ursprüngliche Organisation praktisch nicht mehr existieren.«
»Praktisch?«
Nazarov setzte sich einfach, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, und wieder einmal fiel ihm kein Weg ein, das, was er zu sagen hatte, diplomatischer auszudrücken. »Sie und diese Insel bilden die Ausnahme. Das sind die letzten unveränderten Bindungen zu unserer früheren Struktur.«
Wie erwartet verfinsterte sich Karls Miene, doch das hatte nicht den üblichen Effekt. So wütend er darüber war, dass er alles aufgeben musste, was er hier aufgebaut hatte, so sehr freute sich Nazarov darüber. Die Insel war wie eine Festung – ein Universum, das ein Mann geschaffen hatte und kontrollierte. Der alternative Standort, den Nazarov ausgewählt hatte, eignete sich deutlich besser für einen schnellen Rückzug, falls dies erforderlich wurde.
»Eine weitere positive Nachricht ist«, fuhr Nazarov fort, »dass wir Susie Draman möglicherweise aufgespürt haben. Jemand hat auf ihren Namen Medikamente in einer Apotheke in Kansas bestellt.«
Karl sah sich erneut das Video an. Es hatte wieder von vorn begonnen, und er war kurzzeitig fasziniert vom Anblick von Xanders Wagen, der durch die Luft geschleudert wurde. »Haben wir Leute vor Ort?«
»Natürlich. Wir haben auch das Computersystem und die Überwachungskameras des Ladens angezapft. Selbst wenn jemand anderes als Burt Seeger die Medikamente abholt, werden wir in Echtzeit erfahren, wann das geschieht, und können die Person von da an verfolgen.«
Karl nickte langsam und fixierte Nazarov. »Sie ist das letzte Puzzleteil, Oleg. Mit ihr gewinnen wir auch die Kontrolle über ihre Eltern. Das ist eine Gelegenheit, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen.«
»Ja, Sir. Das verstehe ich.«
51
Irgendwo im Staat New York
18. Mai
Richard hatte die Arme noch um seine Frau gelegt, als der Geländewagen vor einem Betonklotz inmitten eines Meers aus leerem Asphalt hielt. Das Gelände war von einem elektrischen Zaun umgeben und man hatte Stahlpfosten in den Boden gerammt, um zu verhindern, dass sich ein Fahrzeug auf einem schnellen oder direkten Weg nähern konnte. Jenseits des Zauns befand sich eine flache, baumlose Landschaft, die es den Wachen gestattete, ungehindert in alle Richtungen zu sehen.
Der Fahrer sprang heraus und öffnete die hintere Tür, doch Richard regte sich nicht. Er hatte keine Ahnung, wo sie sich befanden und warum sie hier waren. Xander war kein Mann, der Dinge dem Zufall oder der Diskretion anderer überließ, daher ging er davon aus, dass er auch für den Fall seines Ablebens Befehle hinterlassen hatte. Waren sie jetzt nichts weiter als eine Komplikation? Etwas, das sein Erbe beschmutzen konnte? Was befand sich in diesem Gebäude? Ein Krematorium? Ein feuchter Zementboden, der ihr Grab sein sollte?
»Sir?«, meinte der Mann.
Daraufhin stieg Richard aus und zog seine Frau sanft mit sich. Sie schaffte es bis zum Bordstein, wo sie zu Boden sank und den Kopf in die Hände legte.
»Schatz?«, sagte er, und seine Angst vor Xanders Männern trat aus Sorge um seine Frau in den Hintergrund. So hatte er sie noch nie gesehen. Sie hatte noch fast eine Stunde nach Xanders Tod geweint, bis sie
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