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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Brenner ihren schweren Schrankkoffer die Treppe hinaufgehievt, ein etwas absurder Vorgang. Gab es denn niemanden, der ihnen helfen konnte?, fragte sich Ursula gereizt. Hugh hätte »einen Mann« – oder zwei – angeheuert und nicht erwartet, dass sie selbst Hand anlegte. Sie dachte an die SS-Offiziere im Zug, wie effizient und höflich sie sich um den Koffer gekümmert hätten.
    Die weiblichen Mitglieder des Brennerschen Haushalts waren nicht da. »Sie sind noch nicht zurück«, sagte Herr Brenner unbekümmert. »Ich glaube, sie sind einkaufen gegangen.« Die Wohnung war angefüllt mit schweren Möbeln und schäbigen Teppichen und Topfpflanzen, die wie ein Dschungel wirkten. Sie schauderte, es war unwirtlich kalt für die Jahreszeit.
    Sie manövrierten ihren großen Koffer in das Zimmer, das ihres sein sollte. »Es war das Zimmer meiner Mutter«, sagte Herr Brenner. »Es sind ihre Möbel. Leider ist sie letztes Jahr gestorben.« So wie er auf das Bett schaute – ein großes, hohes Ding, das aussah, als wäre es speziell dafür gebaut, etwaigen Schläfern Albträume zu verursachen –, ließ eindeutig darauf schließen, dass Frau Brenner senior unter der Daunendecke verschieden war. Das Bett schien den Raum zu beherrschen, und Ursula war plötzlich nervös. Das Erlebnis mit dem salamiessenden Mann im Zug war ihr noch lebhaft in Erinnerung, und jetzt stand sie hier in einem fremden Land mit einem fremden Mann in einem Zimmer. Bridgets Schauergeschichten über weißen Sklavenhandel fielen ihr ein.
    Zu ihrer Erleichterung hörten sie beide, wie die Wohnungstür geöffnet wurde und im Flur plötzlich Tumult herrschte. »Ah«, sagte Herr Brenner und strahlte vor Freude, »sie sind da.«
    Die Mädchen liefen und stolperten in die Wohnung, durchnässt vom Regen, lachend und mit Paketen beladen. »Schaut, wer da ist«, sagte Herr Brenner und versetzte die beiden jüngeren Mädchen in helle Aufregung. (Hilde und Hanne sollten sich als die erregbarsten Mädchen erweisen, die Ursula je kennengelernt hatte.)
    »Du bist da!«, sagte Klara und ergriff Ursulas Hände mit ihren eigenen kalten, feuchten Händen. »Herzlich willkommen in Deutschland!«
    Während die jüngeren Mädchen wie ein Wasserfall plapperten, ging Klara rasch durch die Wohnung und schaltete die Lampen ein, und plötzlich sah alles wie verwandelt aus – die Teppiche waren abgetreten, aber schön gemustert, die alten Möbel glänzten, der kalte Pflanzendschungel wurde zu einer hübschen, farnbewachsenen Laube. Herr Brenner machte im Wohnzimmer ein Feuer in dem großen Kachelofen aus Porzellan (»als wäre ein großes warmes Tier im Zimmer«, schrieb sie an Pamela) und versicherte ihr, dass das Wetter morgen wieder normal wäre, warm und sonnig.
    Der Tisch wurde rasch mit einem bestickten Tischtuch bedeckt, und dann stand dort das Abendessen – eine Platte mit Käse, Salami, Wurstaufschnitt, Salat und dunklem Brot, das nach Mrs. Glovers Gewürzkuchen roch, und eine köstliche Obstkaltschale, die bestätigte, dass sie sich im Ausland befand. (»Kalte Obstsuppe!«, schrieb sie an Pamela. »Was würde Mrs. Glover dazu sagen!«)
    Sogar das Zimmer von Herrn Brenners toter Mutter war jetzt gemütlicher. Das Bett war weich und einladend, die Laken von Hand umhäkelt, und die Nachttischlampe hatte einen hübschen rosa Schirm, der ein warmes Licht warf. Jemand – Klara vermutlich – hatte einen Strauß Margeriten in einer kleinen Vase auf die Frisierkommode gestellt. Ursula war hundemüde, als sie ins Bett stieg (es war so hoch, dass eine kleine Fußbank dafür erforderlich war), und sank dankbar in einen tiefen traumlosen Schlaf, unbehelligt vom Geist der früheren Bewohnerin.

    »Aber natürlich wirst du auch Ferien haben«, sagte Frau Brenner am nächsten Morgen beim Frühstück (das merkwürdigerweise dem Abendessen vom Vortag sehr ähnlich war). Klara war unentschlossen, »was sie mit sich anfangen sollte«. Sie hatte die Kunstakademie abgeschlossen und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie wollte zu Hause ausziehen und »eine Künstlerin sein, aber in Deutschland gibt’s nicht viel Geld für Kunst«, murrte sie. In Klaras Zimmer standen Bilder von ihr, große, harsche abstrakte Leinwände, die nicht zu ihrem freundlichen und gemäßigten Wesen zu passen schienen. Ursula konnte sich nicht vorstellen, wie sie damit ihren Lebensunterhalt verdienen wollte. »Vielleicht werde ich unterrichten müssen«, sagte Klara niedergeschlagen.
    »Ein Schicksal

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