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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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obwohl sie nicht sicher war, was sie einander mitzuteilen versuchten. Entsetzen vermutlich, weil sie Mrs. Glovers Obhut überantwortet waren.
    Sie mussten am Küchentisch sitzen bleiben, damit Mrs. Glover »ein Auge auf sie haben« konnte, und dann bestand sie trotz ihres lautstarken Protests darauf, dass sie ihre Schulhefte herausnahmen und übten – Pamela musste rechnen, Teddy Buchstaben schreiben (R für Regen, S für Schuhe), und Ursula musste Übungen machen, um ihre »grässliche« Handschrift zu verbessern. Ursula empfand es als überaus unfair, dass jemand, der nur kurze Einkaufslisten schrieb ( Rindertalg, Ofenschwärze, Hammelkoteletts und Dinnefords Magnesium) , ein Urteil über ihre leidvolle Handschrift fällte.
    Mrs. Glover war unterdessen damit beschäftigt, eine Kalbszunge zu pressen, Knorpel und Knochen zu entfernen, die Zunge einzurollen, bevor sie sie in die Zungenpresse zwängte, eine insgesamt wesentlich faszinierendere Aktivität, als Sätze wie Schnell schwebende Zephyre plagen den tapferen Jim oder Fünf boxende Zauberer sprangen schnell zu schreiben. »Ich würde nicht gern in eine Schule gehen, wo sie Lehrerin ist«, murmelte Pamela, die mit Gleichungen kämpfte.
    Sie wurden alle von der Ankunft des Fleischerjungen abgelenkt, der laut auf die Fahrradklingel drückte, um sein Eintreffen kundzutun. Er war vierzehn Jahre alt und hieß Fred Smith, und sowohl die beiden Mädchen als auch Maurice bewunderten ihn ungemein. Die Mädchen signalisierten ihre Begeisterung, indem sie ihn »Freddy« nannten, während Maurice ihn in kameradschaftlicher Anerkennung mit »Smithy« ansprach. Pamela hatte einmal erklärt, dass Maurice in Fred verknallt sei, und Mrs. Glover, die es zufällig hörte, schlug Pamela im Vorbeigehen mit einem Schneebesen auf die Rückseite der Oberschenkel. Pamela war überaus entrüstet und hatte keine Ahnung, wofür sie bestraft worden war. Fred Smith sprach die Mädchen ehrerbietig mit »Miss« und Maurice mit »Master Todd« an, allerdings interessierte er sich überhaupt nicht für sie. Für Mrs. Glover war er der »junge Fred« und für Sylvie der »Fleischerjunge«, manchmal der »nette Fleischerjunge«, um ihn von dem früheren Fleischerjungen zu unterscheiden, Leonard Ash, »einem hinterhältigen Schlingel« laut Mrs. Glover, die ihn dabei erwischt hatte, wie er Eier aus dem Hühnerstall stahl. Leonard Ash war in der Schlacht an der Somme gefallen, nachdem er bei der Einberufung bezüglich seines Alters gelogen hatte, und Mrs. Glover sagte, er hätte bekommen, was er verdiente, doch das schien eine grausame Art von Gerechtigkeit.
    Fred reichte Mrs. Glover ein in weißes Papier gewickeltes Paket und sagte: »Ihre Kutteln«, und legte dann den langen weichen Kadaver eines Hasen auf das hölzerne Abtropfbrett. »Fünf Tage abgehangen. Eine Schönheit, Mrs. Glover.« Und sogar Mrs. Glover, die selbst unter den günstigsten Umständen nicht zu Lob neigte, erkannte die erstklassige Qualität des Hasen an, indem sie die Keksdose öffnete und Fred gestattete, das größte Früchtebrötchen aus dem normalerweise austernhaft geschlossenen Inneren der Dose zu nehmen.
    Da die Kalbszunge jetzt sicher in der Presse steckte, begann Mrs. Glover sofort, den Hasen zu häuten, ein trauriger, aber hypnotisierender Prozess, und erst als das arme Geschöpf kein Fell mehr hatte und nackt und schimmernd dalag, bemerkten sie, dass Teddy nicht mehr da war.
    »Geh und hol ihn«, sagte Mrs. Glover zu Ursula. »Und dann könnt ihr alle ein Glas Milch und ein Früchtebrötchen haben, obwohl ihr wahrhaftig nichts getan habt, um es zu verdienen.«
    Teddy versteckte sich gern, und da er nicht reagierte, als sie seinen Namen rief, schaute Ursula an seinen geheimen Orten nach, hinter den Vorhängen im Wohnzimmer, unter dem Esstisch. Als sie ihn nicht fand, ging sie die Treppe hinauf zu den Schlafzimmern.
    Ein kräftiges Klingeln an der Vordertür folgte ihr hinauf. Vom Treppenabsatz aus sah sie Sylvie im Flur auftauchen und Dr. Fellowes die Tür öffnen. Ursula nahm an, dass ihre Mutter die rückwärtige Treppe hinuntergegangen und nicht durch Zauberei erschienen war. Dr. Fellowes und Sylvie unterhielten sich flüsternd, vermutlich über Bridget, aber Ursula verstand kein Wort.
    Teddy war nicht in Sylvies Zimmer (seit langem schon betrachteten sie es nicht mehr als ein Zimmer für zwei Elternteile). Nicht in Maurice’ Zimmer, das so großzügig bemessen war für jemanden, der mehr als die

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