Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Jungen in Blackwood waren nicht sehr akademisch orientiert, zumindest laut Derek, und wurden mit endlosen Rugby- und Kricketspielen beschäftigt. Viele gesunde Geister in gesunden Körpern. War Dereks Geist gesund?
    Es war zu spät, ihn nach seiner Schwester und seinem Vater zu fragen, der Krakatau würde ausbrechen. Warum erfand man so etwas? Dr. Kellet wüsste es.
    Am Rand des Sportplatzes waren Tapeziertische aufgestellt worden, darauf standen Erfrischungen für Eltern und Lehrer. Tee und Sandwiches und kleine Stücke trockener Früchtekuchen.
    Ursula stellte sich neben die Teekanne und schaute sich nach Derek um. Er hatte gesagt, dass er nicht viel Zeit haben würde, um sich mit ihr zu unterhalten, da er »aushelfen« musste, und als sie ihn endlich am anderen Ende des Platzes entdeckte, trug er eifrig einen Armvoll großer Reifen, deren Zweck Ursula rätselhaft war.
    Alle, die sich um die Tapeziertische scharten, schienen einander zu kennen, vor allem die Frauen der Lehrer, und Ursula dachte, dass wesentlich mehr gesellschaftliche Veranstaltungen in Blackwood stattfinden mussten, als Derek erwähnte.
    Zwei ältere Lehrer, gekleidet wie Fledermäuse, blieben vor dem Tisch mit dem Tee stehen, und sie schnappte den Namen »Oliphant« auf. So unauffällig wie möglich näherte sich Ursula ihnen ein wenig und tat so, als wäre sie fasziniert von dem Sandwich mit Krebspaste auf ihrem Teller.
    »Der junge Oliphant hat mal wieder Ärger.«
    »Wirklich?«
    »Soweit ich weiß, hat er einen Jungen geschlagen.«
    »Nichts dagegen einzuwenden. Ich schlage die Jungen ständig.«
    »Aber dieses Mal hat er offenbar zu fest zugeschlagen. Die Eltern drohen damit, zur Polizei zu gehen.«
    »Er hat noch nie eine Klasse kontrollieren können. Er ist ein verdammt schlechter Lehrer.«
    Nachdem sie ihre Teller mit Kuchen vollgeladen hatten, schlenderten die beiden Männer davon, Ursula in ihrem Schlepptau.
    »Bis über beide Ohren verschuldet.«
    »Vielleicht verdient er ein bisschen Geld mit seinem Buch.«
    Sie lachten beide herzhaft, als hätte jemand einen guten Witz erzählt.
    »Wie ich höre, ist seine Frau heute auch da.«
    »Wirklich? Dann müssen wir aufpassen. Ich habe gehört, dass sie sehr labil ist.« Auch das war anscheinend ein guter Witz. Ursula erschrak über den plötzlichen Schuss einer Pistole, der den Start eines Hürdenrennens signalisierte. Sie ließ die Lehrer davongehen. Ihr war der Appetit zum Lauschen vergangen.
    Sie sah Derek auf sich zukommen, statt der Reifen trug er jetzt eine unhandliche Last Wurfspeere. Er rief zwei Jungen zu, dass sie ihm helfen sollten, und sie trotteten gehorsam zu ihm. Als sie an Ursula vorbeikamen, hörte sie sie kichern und sotto voce sagen: »Ja, Mr. Elephant, komm schon, Mr. Elephant.« Er ließ die Speere klappernd ins Gras fallen und sagte zu den Jungen: »Tragt sie zum Ende des Sportplatzes, na los, bewegt euch.« Er ging zu Ursula, küsste sie flüchtig auf die Wange und sagte: »Hallo, Liebes.« Sie brach in Lachen aus, sie konnte nicht anders. Es war das Netteste, was er seit Wochen zu ihr gesagt hatte, und galt nicht ihr, sondern den zwei Lehrerfrauen, die in ihrer Nähe standen.
    »Was ist so komisch?«, fragte er und schaute ihr länger ins Gesicht, als ihr angenehm war. Sie wusste, dass er innerlich kochte, und schüttelte zur Antwort den Kopf. Sie befürchtete, dass sie laut schreien würde, spürte ihren eigenen Vulkan blubbern, bereit zu explodieren. Sie nahm an, dass sie hysterisch war. Labil.
    »Ich muss zum Hochsprung der Oberstufe«, sagte Derek und runzelte die Stirn. »Bin gleich wieder da.« Er ging davon, die Stirn noch immer gerunzelt, und sie begann erneut zu lachen.
    »Mrs. Oliphant? Sie sind doch Mrs. Oliphant, oder?« Die zwei Lehrerfrauen stürzten sich auf sie, Löwinnen, die eine angeschlagene Beute witterten.

    Sie fuhr allein nach Hause zurück, weil Derek das abendliche Lernen beaufsichtigen musste und in der Schule essen würde. Sie machte sich ein Abendessen aus gebratenem Hering und kalten Kartoffeln und sehnte sich plötzlich nach einer guten Flasche Rotwein. Ja, nach einer Flasche nach der anderen, bis sie sich zu Tode gesoffen hatte. Sie schob die Gräten in den Abfall. Wenn mitternachts sich aller Schmerz verlor. Alles war besser als dieses lächerliche Leben.
    Derek war ein Witz, für die Jungen, für seine Kollegen. Mr. Elephant. Sie konnte sich vorstellen, wie ihn die renitente Untertertia in den Wahnsinn trieb. Und sein Buch, was