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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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ist, wenn man’s bedenkt. Oder?«
    »Hast du schon mal einen … einen Basel… einen Basi…« Jonas brach ab. Er kannte nicht mal das Wort.
    »Einen Basilisken gesehen?«, half Ole Mond aus. »Klar. Eines Tages stand er vor mir. Einfach so. Mit allem Drum und Dran. Vier Füße, Krone, die Dornen an den Flügeln und der Schlangenschwanz natürlich. Ist aber schon eine Weile her. Er ist dann auch gleich weggeflogen.« Ole Mond fuhr sich durch den wüsten Haarschopf und kratzte sich dann ausgiebig den Schädel.
    Es gibt eigentlich keine Vögel mit Schlangenschwanz, dachte Jonas. Und eigentlich gibt es auch keine Wichte. Pfaue allerdings gibt es. Wenn er es sich recht überlegte, verstand Jonas ziemlich gut, was wahrscheinlich war und was nicht. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wer oder was ein Trabant war und wie er selbst in das ganze Durcheinander passte.
    »Wie auch immer«, sagte Ole Mond und streckte sich. »Ich muss jetzt schlafen.« Ohne vorher die Schnürsenkel zu öffnen, zerrte er sich die halbhohen Stiefel von den Füßen. »Ob du wohl von der Decke runtergehen könntest?«
    Jonas stand auf.
    »Danke. Ich nehme an, du bist immer noch nicht müde, ja?« Ole begann sich in die Decke einzuwickeln. Dann schob er sich den Rucksack als Kopfkissen zurecht.
    »Ich bin … wach«, sagte Jonas. »Mir geht’s gut.« Er lehnte sich an den Baumstamm und fühlte sich plötzlich sehr allein. Am liebsten hätte er Ole in diesem Augenblick alles erzählt. Von Brand, von Wunderlich und dem seltsamen Schrank. Aber dann zog er bloß die Schultern hoch bis zu den Ohren und starrte an den Baumstämmen vorbei in die Dunkelheit.
    Wenig später atmete Ole Mond tief und regelmäßig.
    Jonas kauerte sich an den Stamm und schlang die Arme um die Knie. Nichts regte sich auf den Hügeln, nicht mal ein Tier. Selbst im Geäst über ihm war es jetzt still. Es war, als schliefe sogar die Erde, auf der er saß – schwer und traumlos.
    Nicht einschlafen, dachte er noch, aber die Stirn sank ihm doch auf die Knie.

Das 13. Kapitel,
in welchem ein Unglück geschieht
    Jonas! Jonas!« Ole Mond hatte ihn an der Schulter gepackt und rüttelte, nicht besonders sanft. Er flüsterte heiser.
    Jonas versuchte einen wirren Traum abzuschütteln. In einen kahlen Raum brandete Wind. Eine Schranktür schwang auf und schlug wieder zu. Jonas stand im Spielzimmer. Er hörte jemanden flüstern, zischen. Er hob den Kopf.
    »Schhh.« Ole legte einen Finger an die Lippen. Um ihn herum tauchte der Halbmond alles in ein schwaches, milchiges Licht.
    Jonas tat der Nacken weh. Er blinzelte. Er war ganz steif. Immer noch saß er am Fuße des Baums, von den eigenen Armen zusammengeschnürt wie ein Paket.
    »Bist du jetzt endlich wach?«
    Ohne zu wissen wie, war Jonas plötzlich auf den Füßen. Einen Moment lang schwankte er. Ruben! Er hätte nicht einschlafen dürfen! »Ist er da?«
    »Leise, verdammt!«, zischte Ole Mond und zog Jonas wieder zu sich hinab. »Sei leise und hör hin!«
    Jonas spitzte die Ohren. Was er hörte, klang nach getrockneten Bohnen in einem stählernen Topf. Das Geräusch kam von den Hügeln her. Noch war es ganz leise.
    »Wartest du etwa auf eine ganze Kompanie?«, fragte Ole. Er brachte es fertig, zu grinsen. Er war noch auf Socken. Sein Haarschopf sah noch wüster aus als zuvor. Sein Gesicht leuchtete.
    »Was ist das?«, flüsterte Jonas entgeistert. Es war ein unheimliches Geräusch und es kam näher.
    »Säbelrasseln«, raunte Ole. »Das sind Soldaten. Ich schwöre.« Er ließ sich auf den Hosenboden fallen und stülpte sich die Stiefel über die Füße. Dann stopfte er die Decke in den Rucksack.
    Jonas starrte in die Dunkelheit, die Dunkelheit starrte zurück. »Was für Soldaten?«
    »Kaiserliche.« Ole schnallte sich den Rucksack um. Er war leise und schnell. Jonas sah ihm verdutzt zu, nicht neidisch, aber auf eine seltsame Art sehnsüchtig. Vielleicht weil Ole wusste, was er tat.
    »Du hast dir das Plakat doch in die Tasche gesteckt«, zischte Ole.
    Jonas brauchte einen Augenblick, um zu verstehen. »Die suchen den Wicht?«, flüsterte er. »Krempel?«
    Das Säbelrasseln kam näher. Jetzt konnte Jonas auch das dumpfe Grollen des Gleichschritts hören.
    »Sie suchen solche wie Krempel. Unwahrscheinliche.« Ole hockte jetzt wieder neben ihm, so nah, dass Jonas ihn atmen hörte. »Sie sind oft nachts unterwegs.« Ole hatte einen verächtlichen Zug um den Mund. »Aber Krempel werden sie hier nicht finden.«
    »Was sollen wir denn jetzt

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