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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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»Schon.«
    »Ich habe gesagt, ich weiß, wo sie ihn hinbringen, deinen Freund.«
    »Warum haben sie ihn denn überhaupt festgenommen?« Jonas wollte eins nach dem anderen bedenken, unbedingt.
    Ole schnaubte. »Na, weil er sich versteckt hat und weggelaufen ist natürlich. Sonst sah er doch ganz wahrscheinlich aus. Größer als ein Wicht, kleiner als ein Fängge, und ein Monokelauge oder so was hatte er auch nicht.«
    »Monokelauge.« Jonas wiederholte das fremde Wort einfach nur. Es war nicht einmal eine Frage.
    Ole bohrte sich den Zeigefinger mitten in die bleiche Stirn. »Monokel haben nur ein einziges Auge. Da.«
    Jonas nickte schwach. »Und wer ist der Hirte, Ole?«, fragte er tonlos. War das nicht die wichtigste Frage von allen?
    Aber Ole fiel die Antwort offenbar schwer. Seine Lippen wurden ganz schmal, und er wirkte noch blasser, als er ohnehin war. Nervös begann er an seinem Ohrring zu fummeln. »Wir reden hier nicht gern über ihn«, sagte er endlich. »Viele sagen, es bringt Unglück, seinen Namen auch nur in den Mund zu nehmen. Dein Freund hat also recht. Hüte dich vor ihm.«
    »Aber wer ist … er ?« Jetzt wollte auch Jonas das Wort nicht sagen. Hirte , dachte er dann gleich darauf, als würde ihn jemand dazu zwingen.
    Ole zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich wollte er bedeuten, es sei ihm egal, aber eher sah es so aus, als schüttele er einen schlimmen Gedanken ab. »Das weiß keiner. Vielleicht ist er ein Ungeheuer. Vielleicht ein Geist. Aber bestimmt kein Schutzgeist, das sage ich dir. Und bevor du mich weiter löcherst – ich weiß nicht, was der Spinnenpalast ist. Ich habe noch nie davon gehört. Und wenn ich noch nicht davon gehört habe, heißt das was. Ich war ja schon überall.«
    Jonas starrte ins Leere. Er hätte Ruben so nötig gehabt. Einen winzigen Moment lang überlegte er zurückzugehen, durch den Schrank, nach Wunderlich. Aber es war unvorstellbar, Ruben bei den Soldaten zurückzulassen. Ruben war ihm gefolgt und er würde Ruben folgen. Wie und wohin auch immer. Er beschloss das in diesem Moment – ein für alle Mal.
    Die Jungen schwiegen für eine ganze Weile, jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Wollen wir eigentlich weiter so tun, als wüsstest du Bescheid?«, fragte Ole schließlich. Er klang jetzt wieder munterer. »Als würdest du dich hier auskennen und so weiter? Ich meine, ich weiß sowieso, dass du noch nie hier gewesen bist.« Er legte den Kopf schief. »Wo du herkommst, weiß ich aber nicht. Keine Ahnung. Und dabei renne ich mit dir durch den Wald, als machte mir einer Feuer unter dem Hintern.«
    Jonas senkte den Blick.
    »Zum Donnerwetter«, fügte Ole Mond noch an, aber es war milder Fluch.
    Jonas starrte auf den Boden und suchte nach den richtigen Worten – falls es sie überhaupt gab. Genau da, wo er saß, trafen sich Wald und Wiese.
    »Bist du«, begann er vorsichtig und vermied es dabei, Ole anzusehen, »auch … durch … diesen … Schrank …« Er brach ab. Es war ein sinnloser Versuch. Wenn Ole Mond durch den Schrank im Spielzimmer hierhergekommen wäre, dann hätte Tabbi doch davon gewusst. Oder nicht?
    »Was für ein Schrank?«, fragte Ole.
    »Nichts«, sagte Jonas. »Weißt du, ich komme von da vorne, von hinter dem Wald, hinter den Hügeln, und ich war wirklich noch nie hier. Ich habe noch nie einen Basilisken gesehen. Und keinen Wicht. Und ich weiß auch nicht, was ein Trabant ist und was Kaiserliche sind.« Er war ganz froh, dass er das gesagt hatte.
    Ole Mond nickte andächtig. Dann pulte er mit der Zunge nach einem Apfelrest zwischen seinen Zähnen. »Die Soldaten waren Trabanten«, sagte er schließlich. »Aber das konnte man natürlich nicht so richtig sehen, in der Nacht. Außerdem waren es ziemlich gute Trabanten. Aus Kanaria, also direkt aus dem Schloss. Das sind die besten. Bei denen merkt man es weniger leicht. Wenn man die Gesichter nicht so genau sieht, meine ich.«
    Jonas starrte ihn verständnislos an. »Was ist Kanaria, Ole?«, fragte er dann mit seiner neu gewonnenen Freiheit, Fragen stellen zu können.
    »Das hier ist Kanaria. Die Gegend heißt so. Und das Schloss auch. Ich glaube, wegen der ganzen Kanarienvögel in den Bäumen. Hast du sie gesehen? Die Gelben?« Er deutete in einen Wipfel hinauf, auch wenn da gerade kein Vogel zu sehen war. »Tirili«, sagte Ole und lächelte müde.
    »Und in dem Schloss Kanaria wohnt die Kaiserin, die auf dem Steckbrief erwähnt wird?«
    »Genau. Wenn sie da ist. Sie ist nämlich nicht immer da. Und

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