Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
Vom Netzwerk:
hinterher. In seinen Ohren rauschte es. Ole Mond kannte Callamaar! Die Stadt gab es wirklich oder wenigstens hatte es sie gegeben. Aber was bedeutete das? Am liebsten hätte Jonas gleich sofort einen Zettel hervorgeholt und alles aufgeschrieben, was er bislang erfahren hatte. Jede Möglichkeit wollte er notieren, alles bedenken und nichts vergessen.
    Denn wenn Ole Mond es kannte, war Callamaar dann nicht der Beweis, dass auch Clara hier gewesen war?
    Und musste, was für Clara galt, nicht auch für Alma gelten?
    Plötzlich sah sich Jonas um, wie gehetzt.
    Wo waren denn Alma und Irmingast, wenn sie im Spielzimmer waren? Hier!
    Natürlich hier!
    Warum nur hatte er das nicht gleich verstanden? Und jetzt war auch klar, warum er nicht ins Spielzimmer durfte. Clara hatte nicht gewollt, dass er hierherkam. Nicht das Spielzimmer mit seinen mottenzerfressenen Puppen, sondern Kanaria war verboten!
    Und warum war Kanaria verboten?
    Weil …
    Weil Jonas dort in Gefahr war. In einer unverstandenen und unsichtbaren Gefahr, die hier noch viel größer war als in Wunderlich. Jonas sah noch einmal über seine Schulter, den langen Weg zurück. Aber er hatte seine Entscheidung schon getroffen.
    Mit schnellen Schritten schloss er zu Ole auf, wie einen Talisman berührte er heimlich den Rucksack. Sie hatten das Dorf fast schon erreicht.
    Trabanten , dachte Jonas, so wie er gelernt hatte, Basilisk oder Monokelauge zu denken. Es war, als öffnete man die Arme, ohne zu wissen, was da gesprungen käme.

Das 15. Kapitel
enthält einen zweiten Brief an Peregrin Aber
    Peregrin Aber hatte die Arme ausgebreitet, die Ellbogen ausgestellt und die kleinen, sauberen Hände auf die große, ordentliche Schreibtischplatte gestützt. Alles war an seinem Platz – die Akten, die Federn, die beiden Tintenfässer und der Advokat. Der Lärm, den nur Städte machen, drang durch ein großes Fenster in Peregrin Abers Rücken wie von fern in die Kanzlei. Doch welcher Bierkutscher auch immer da unten so gottlos fluchte, Peregrin Aber könnte ihm Genugtuung verschaffen – unter seiner Perücke – in seinem Talar – vor Gericht. Und auch die Dame, der gerade zwei Straßen weiter ein unbedacht ausgeleerter Kübel Unrat den teuren Hut und die neue Frisur verdarb, könnte schimpfend und stinkend die so vertrauenswürdig knarzende Treppe zur Kanzlei erklimmen, um sich Rat in Sachen »Unrat« zu holen, wie Peregrin Aber den Fall seinem Schreiber Cornelius Werk gegenüber vielleicht bald nennen würde. Draußen an der Tür des würdevollen Stadthauses jedenfalls war ein Schild angebracht, das nicht nur diese Dame einlud, jede Art von Streit die Treppe hinaufzutragen.
    Peregrin Aber
    Doktor der Jurisprudenz
    Advokat
    stand da, und das glänzende Messingschild, das der Schreiber Werk jeden Morgen mit seinem Atem und einem feinen Tuch polierte, sah tatsächlich aus, als wäre alles gut oder würde es doch werden.
    Peregrin Aber also hätte sich zufrieden in seinen dick gepolsterten Kanzleisessel zurücklehnen können, wäre nicht, kaum dass das Messingschild an der Tür in vertrautem Glanz erstrahlte, ein atemloser Eilbote im Vorzimmer erschienen, um hartnäckig nach dem Herrn Doktor zu verlangen.
    Keineswegs glücklich über diese morgendliche Störung, war Peregrin Aber schließlich aus seinem Zimmer gekommen, um einen vom scharfen Ritt erschöpften jungen Mann anzutreffen, dem der Neuschnee gerade von den Schultern taute. Gleich zwei Briefe holte dieser Bote, nachdem er sich erst umständlich die Handschuhe von den Fingern gezogen hatte, aus seiner Tasche und schon da schwante Peregrin Aber Böses. Die Briefe kamen aus Wunderlich, das sah er auf den ersten Blick, und stirnrunzelnd folgte er dem wirren Bericht des Boten. Es sei schon dunkel gewesen, als eine ältere Frau auf dem Rücken eines Kutschgauls bei der Poststation eingetroffen sei und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt habe, damit ihre beiden Briefe noch in der Nacht bestellt würden.
    Peregrin Aber enthielt sich eines Kommentars, dankte knapp und ließ den tintenbeklecksten Schreiber Werk Münzen aus der Kasse fingern, um den Boten zu bezahlen. Danach zog sich der Advokat hinter das Bollwerk seines Schreibtisches zurück und öffnete den ersten, fein säuberlich mit seinem Namen adressierten Brief. Die Schrift auf dem zweiten Umschlag hingegen war schon in Auflösung begriffen, die Tinte schlitterte nur so über das Papier. Doch Peregrin Aber war der Reihe nach vorgegangen, wie immer.
    Mittlerweile lag

Weitere Kostenlose Bücher