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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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seinen alten Mantel gewickelt und lag auf der Ottomane. Er schlief tief und fest.
    Suleman Mond, dachte Jonas. Ole hatte einen Onkel und dieser Onkel war einer von den Sieben. Ole hatte nichts davon erzählt. Er hatte gar nichts erzählt. Plötzlich war Jonas von Ole enttäuscht.
    Der Marquis sah versonnen auf den Schlafenden hinab. Oles kupferrotes Haar schimmerte im Kerzenlicht, sein Gesicht schien milchweiß.
    Lunette sprach leise. Seine Stimme war weich. »Er ist unser kleiner Erlöser, weißt du?«

Das 20. Kapitel
Peregrin Aber kehrt zurück
    Peregrin Aber ließ vor der Remise halten und bequemte sich selbst. Er öffnete den Schlag, der kleine Knöpfstiefel mit der knappen Gamasche suchte tastend den Tritt und versank mit dem nächsten Schritt im Schnee. Der Advokat unterdrückte einen Fluch und stakste bis zum Remisentor. Er hatte beschlossen, den Rückweg zu sichern. Vorher würde er den Kutscher nicht entlassen.
    Das Tor öffnete sich ächzend, die Kutsche der Finks stand als großer, schwarzer Schemen auf dem gestampften Boden. Im Stall nebenan hörte Peregrin Aber die Pferde atmen.
    Fein, dachte er. Notfalls würde er später selbst anschirren.
    Er kehrte nach draußen zurück, die Laterne der von Werk gemieteten Kutsche umgab ein gespenstischer Hof aus schimmerndem Licht. Der Atem des in seinen Schal vergrabenen Kutschers dampfte in Schwaden vom Bock.
    »Sie können abfahren!«, knurrte Peregrin Aber. »Holen Sie sich Ihren Lohn bei meinem Schreiber.«
    Der Kutscher nickte, und Peregrin Aber sah dem Wagen noch nach, wie er durch Schnee und Dunkelheit nicht schnell genug davonrumpeln konnte. Dann rückte er sich den Zylinder zurecht, sah erst zum Himmel hinauf, an dem nachtschwarze Wolken tobten, und dann nach Wunderlich hinüber. Nicht ein Fenster war erleuchtet, nur der schwindsüchtige Mond ließ den Schnee ringsum unwirklich schimmern.
    Peregrin Aber schlug den Pelzkragen seines Mantels hoch, fasste den silbernen Knauf seines Stocks, so fest er konnte, und stapfte missmutig los. Der Schnee knirschte unter seinen Sohlen, ein leiser Wind rieb sich an den Ästen der Bäume. Sonst war es totenstill. Bis er den eisernen Finken, der als Türklopfer diente, erreicht hatte, litt Peregrin Aber an seiner Aufgabe.
    Dann jedoch klappte er den Pelzkragen wieder zurück, so als könnten ihm Kälte und Dunkelheit nichts anhaben, und nahm Haltung an. Eiskalt lag der eiserne Ring in seiner Hand, und unwillkürlich fuhr der Advokat zusammen, als es tatsächlich klopfte.
    Nichts, aber auch gar nichts geschah.
    Peregrin Aber schickte einen zweifelnden Blick die Mauern von Wunderlich hinauf. Die schauderhaften Kamine ragten in die Nacht.
    Er klopfte noch einmal.
    Wieder nichts.
    Jetzt drängten die widerwärtigsten Gespenster auf ihn ein, aber Peregrin Aber verscheuchte sie mit einer rüden Handbewegung.
    Auch gut, dachte er. Dann würde er sich eben selbst Zutritt verschaffen.
    Er fasste den Stock an seinem Ende und kaum einen Augenblick später splitterte die Scheibe des nächstgelegenen Fensters unter dem Aufprall des silbernen Knaufs.
    Diesmal erschrak Peregrin Aber nicht. Er fühlte sich als Herr der Lage. Wenigstens bemühte er sich darum.
    Fluchend erklomm er das steinerne Fensterbrett und langte, mühsam balancierend, an den gefährlichen Splittern der Scheibe vorbei ins Innere. Er brauchte eine halbe Ewigkeit, um das Fenster zu entriegeln, aber schließlich gelang es ihm. Mit bangen Gedanken an seinen abends oft schmerzenden Rücken ließ er sich hinab und kam wankend auf einem Teppich zum Stehen.
    Geschafft. Peregrin Aber zwinkerte. Seine Augen mussten sich an die Finsternis des Raums erst gewöhnen. Stand da ein Tisch? War das da die Tür? Führte sie in die Halle?
    »Tabbi?«
    Keine Antwort.
    Peregrin Aber tastete sich mit dem Stock voran, stieß auf die Tür und fand, nachdem er mehrfach ins Leere gegriffen hatte, die Klinke. Er drückte die Tür auf und sein nächster Schritt spürte Stein. Er musste die Halle erreicht haben, ganz wie er vermutet hatte.
    »Halt!«, ertönte es da. »Halt oder ich schieße!«
    Gleich hob Peregrin Aber die Hände, polternd fiel der Stock zu Boden. Einige tausend Gedanken schossen dem Advokaten durch den Kopf, viel zu viele, um einen einzigen davon in Worte zu fassen.
    Ein Streichholz wurde angerissen, dann leuchtete eine Handlaterne auf.
    Tabbi saß auf den untersten Stufen der großen Treppe, in den Händen hielt sie ein Jagdgewehr, das mindestens so lang war wie Peregrin

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