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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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Spaß.«
    »Ah! Ah ja! Ha. Ha. Ha.« Der Hermes lachte unter großer Anstrengung. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe das nicht gleich verstanden.« Er hielt inne. Man sah richtig, wie er nachdachte. »Späße über die Majestät ?«, fragte er dann spitz.
    »Nein, nein. Keine Sorge.« Lunette machte eine beschwichtigende Geste. »Du kannst übrigens abräumen, mein Kleiner.«
    Der Hermes klapperte mit den Tabletts.
    Jonas fühlte sich angenehm schwer. Schon lange war er nicht mehr so satt gewesen.
    »So, junger Mann«, sagte Lunette, als der Hermes wieder verschwunden war. »Und du bist also deines Freundes wegen hier?«
    »Grimbert hat ihn festgenommen.« Wie selbstverständlich antwortete Ole für Jonas. Er breitete sich auf seinem Stuhl aus. »Wir haben es beobachtet, gestern Nacht.« Er erzählte die ganze Geschichte. Jonas saß still dabei.
    »Und warum haben sie ihn festgenommen?«, fragte Lunette, als Ole zu Ende war.
    »Weil er getürmt ist. Bloß darum. Er ist auf jeden Fall wahrscheinlich.« Ole verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Und warum ist er getürmt ?« Der Marquis sah Jonas an.
    Jonas zuckte mit den Schultern.
    »Es war dunkel«, sagte Ole. »Vielleicht waren die Soldaten ihm einfach unheimlich.«
    »Mysteriös«, murmelte Lunette. »Und er hat dich vor dem Hirten gewarnt und gesagt, dass du den Spinnenpalast suchen sollst? Das war alles?«
    Jonas kam gar nicht dazu, etwas zu sagen.
    »Mehr Zeit blieb ihm nicht«, erklärte Ole. »Ging alles sehr schnell. Weißt du etwa was von einem Spinnenpalast?«
    »Nein.« Pause. »Nein.« Die Miene des Marquis verriet nichts. Ebenso gut hätte sein Gesicht jetzt eine Karnevalsmaske sein können – sehr weiß, die Wangen künstlich rot, dazu der große, dunkle Schönheitsfleck. »Das ist alles sehr rätselhaft.« Er wandte sich an Ole. »Du bist sicher, dass er wahrscheinlich ist?« Er meinte Ruben.
    Ole nickte.
    Jonas durchlebte einige bange Momente. Warum zögerte der Marquis? Konnte er nicht helfen?
    »Dann glaube ich nicht, dass es zu einem Prozess kommt.« Lunette schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Prozess? Jonas erschrak. Dann dachte er an Peregrin Aber. Der war doch Advokat! Aber bestimmt war er noch in der Stadt und ahnte von nichts.
    »Vielleicht …« Der Marquis sprach langsam. »Die Kaiserin ist nicht da. Jonas könnte also Leopold um Gnade für seinen Freund bitten. Leopold ist empfänglich für so was. Besonders wenn die Stürme auf Jupiter abflauen.« Er hielt inne und legte den Kopf schief. »Warum eigentlich nicht?«
    »Aber es ist doch chinesisches Zeremoniell«, wandte Ole ein. »Seine erbliche Majestät«, er spitzte verächtlich die Lippen, » empfängt niemanden .«
    Jonas’ Blicke wanderten von Lunette zu Ole und zurück. Er wusste kaum, wovon die Rede war, dabei ging es ihn doch am allermeisten an.
    Der Marquis war aufgestanden. Er trat ans Fenster und sah in den Park. »Hermes könnte helfen«, murmelte er nach einer Weile. »Ja!« Er drehte sich zu den Jungen um. »Wenn Leopold einsam und allein zur Nacht speist. Er ist in dieser Stimmung. Wir könnten es mit dem Tischlein-deck-dich versuchen.«

Das 22. Kapitel
Tischlein, deck dich
    Sie blieben in den Räumen des Marquis, und der Tag war zäh, bis Jonas am Nachmittag auf der Ottomane einschlief. Die Hoffnung, dass Lunette seine Erzählung in Oles Gegenwart fortsetzen könnte, hatte er da schon aufgegeben. Der Marquis sprach lieber unverfänglich von den Sternen. Ole hörte kaum hin, er war die Ruhe selbst.
    Als Jonas mit trockenem Mund aufwachte, dämmerte es bereits wieder. Im Zimmer nebenan unterhielten sich Lunette und Ole leise.
    Jonas setzte sich auf und rief sich die Worte ins Gedächtnis, die der Marquis ihm eingeschärft hatte. » Hoher König! «, murmelte er. » Ihr seid gnadenreich und barmherzig. Ich bin nur Euer nichtswürdiger Diener. Doch ich empfehle …« Er stockte. » Doch ich empfehle mich Eurer Großmut, wie es so viele Eurer Euch liebenden Untertanen tun. Im festen Vertrauen auf Eure … Eure … « Wie war das noch? Er fing den Satz von Neuem an. » Im festen Vertrauen auf Eure huldreiche Gnade bitte ich Euch deshalb um die Freilassung meines Onkels .« Genau, das war’s – fertig.
    Er seufzte. Die Vorstellung, dem Erbprinzen allein in seinen Prunkräumen gegenüberzustehen, war an sich schon grauenhaft. Und nun sollte er sich in diese Prunkräume obendrein noch schleichen! Es war ein riskanter Plan, der Marquis hatte es zugegeben. Aber im

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