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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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schlimmsten Fall, tröstete sich Jonas, würde er nachher eingesperrt werden – zusammen mit Ruben.
    Er stand auf.
    »Und immer den Blick senken. Und auf den Knien bleiben!«, hatte Lunette gesagt.
    Jonas würde es nicht vergessen.
    Er ging ins andere Zimmer. Ole saß auf dem Bett, Lunette stand am Fenster. Zu seinen himmelblauen Hosen trug er jetzt eine rosa Schärpe und einen zitronengelben Rock. Außerdem hatte er offenbar frisches Puder aufgelegt.
    »Entschuldigung«, sagte Jonas. »Ich wollte nicht einschlafen.«
    »Ach was!« Lunette machte eine wegwischende Handbewegung. »Herzilein Hermes wird gleich kommen. Bist du bereit?«
    Jonas antwortete nicht. Er dachte an die Schutzgeister Ai und Cai, an die Kaiserin, die sich selbst gekrönt hatte und Trabanten dahin und dorthin verschieben konnte. Er dachte an die Sieben , von denen einer Leopold war und einer Lunette. Wie sollte er bereit sein? Wofür genau?
    »Kopf hoch!« Ole ging auf Jonas zu und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Ich würde am liebsten mitkommen«, sagte er. »Ich habe überhaupt keine Lust, dich alleine gehen zu lassen. Aber Lunette ist dagegen. Sie dürfen mich nicht entdecken, weißt du?« Er tastete nach seinem Ohrring.
    »Weil du zwölf bist«, sagte Jonas leise. Zwölf, nicht dreizehn, dachte er. Zwölf . Was zum Teufel hatte es damit auf sich? Hätte der Marquis am Morgen doch weitererzählt!
    Lunette hatte die Stirn in Falten gelegt. »Ole sollte sein Glück nicht herausfordern«, sagte er. »Schlimm genug, dass ihr Grimbert in die Arme gelaufen seid.«
    »Leopold würde mich so wenig erkennen wie der General«, widersprach Ole.
    Aber der Marquis schüttelte den Kopf. »Wir müssen vorsichtig sein. Der Schnurrbart deines Onkels würde grau, wenn er auch nur wüsste, dass du hier bist.«
    »Pah!«, machte Ole und setzte erneut an, aber ein zaghaftes Klopfen unterbrach ihn.
    Murmelnd und buckelnd trat der Hermes ein.
    Wenig später liefen sie durchs Vestibül, der Hermes wie immer voraus, Jonas dicht an den Marquis gedrängt. Im Park draußen vor den Terrassentüren war es schon fast dunkel. Auf einer Leiter balancierend entzündete ein Trabant die ersten Kerzen. Er sah verkniffen aus. Das chinesische Zeremoniell hing über dem Schloss wie eine dicke, schwarze Gewitterwolke.
    Ihr Weg führte sie durch das Labyrinth der Dienstbotengänge, kahle Korridore, in die aus den angrenzenden Räumen nur wenig Licht fiel. Essensgeruch lag in der Luft, Jonas hörte Töpfe klappern, etwas quietschte. Er hatte in den Gängen gleich die Orientierung verloren, und es kam ihm vor, als würde er in einen Kerker gebracht. Sein Gesicht fühlte sich wieder ganz hölzern an. Lunette hatte ihn bei der Hand genommen, die Finger des Marquis waren kalt.
    Das Tischlein-deck-dich sah aus wie ein großes Folterwerkzeug. Vier starke, senkrechte Pfeiler aus geschwärztem Eisen ragten vom Boden bis zur Decke. Im Übrigen war der Raum leer. Genau in der Mitte der Pfeiler stand – nicht auf den Bodenfliesen, sondern auf einem Stück wie ausgeschnitten wirkenden Parketts – ein prachtvoll gedeckter Tisch. Ein Küchentrabant machte sich an ihm zu schaffen, richtete Besteck aus und ordnete Blumen in einer bunt bemalten Porzellanvase. Der Hermes nahm ihn flüsternd beiseite und der Trabant verschwand.
    Lunette stemmte die Hände in die Hüften und sah zur Decke hinauf. »Schau!«, raunte er. »Siehst du die Ritze da? Genau darüber liegt das Speisezimmer des Erbprinzen. Das Ganze funktioniert so ähnlich wie eine Falltür. Von hier aus wird ein Stück vom Fußboden oben heruntergekurbelt. Praktischerweise steht der Tisch gleich drauf, sodass man ihn hier unten decken und die Speisen anrichten kann. Da oben schließt sich währenddessen eine Klappe, damit der Erbprinz in kein Loch fällt. Gerade ist diese Klappe zu, siehst du? Deshalb die Ritze. Und gleich kurbeln wir den Tisch wieder hoch. Damit.« Er wies auf ein großes eisernes Rad mit einer langen Kurbel an einem der Pfeiler des Tischlein-deck-dichs.
    Jonas hatte keine Augen dafür. »Und ich?«, fragte er mit zitternder Stimme. Er fühlte sich vor Aufregung ganz krank.
    »Du kriechst unter den Tisch«, sagte Lunette.
    Jonas schluckte.
    Der Marquis legte ihm einen Arm um die Schulter und drückte ihn aufmunternd an sich. »Leopold ist nicht böse«, sagte er. »Er ist nur verschroben . Ziemlich verschroben. Das ist alles. Er hat es nicht leicht.«
    Jonas nickte, erinnerte sich aber daran, wie Leopold auf der

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