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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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Ruben ihn hören.
    »Halt durch!«, flüsterte Jonas. »Ich komme.« Dann kam er sich gleich komisch vor. Wie sollte er Ruben jetzt helfen?
    »Lass mich mal!« Ole schob Jonas zur Seite.
    Jonas wehrte sich nicht. Auch ohne Fernrohr konnte er die Fähre ausmachen, jetzt, da er wusste, wo sie war. Langsam trieb sie auf das gegenüberliegende Ufer zu, klein und immer kleiner werdend. Das Wasser strahlte tückisch blau.
    »Verflucht!«, schimpfte Ole. »Wir werden eine Menge Zeit verlieren.« Er stand wieder auf.
    Der Hermes tastete umständlich nach dem Teleskop, barg es von seinem Rücken und plumpste dann erleichtert in den Ufersand.
    »Wir müssen einmal um die Insel, um das Boot zu holen. Und dann den ganzen Weg zurückrudern.« Ole fingerte nach seinem Ohrring. »Das gibt ihnen Stunden Vorsprung.«
    Jonas überlegte. Ole hatte recht, es war ein langer Weg. Die Insel lag mitten im See, auf halber Strecke zwischen Trabantendorf und dem anderen Ufer, auf das die Fähre zuhielt. Und sie hatten ihr Boot noch nicht einmal geholt. Hoffentlich hatte es in der Zwischenzeit niemand entdeckt.
    Der Marquis nickte bedächtig. Vielleicht war es ihm ganz recht, dass ein paar Stunden zwischen Ole und Faramund liegen würden.
    Jonas sah wieder auf den See hinaus. Die Fähre hatte das Ufer fast erreicht. Immerhin wussten sie jetzt, wo Faramund an Land gehen würde. Von da aus würde Ole weiterwissen. »Was haben sie mit Ruben vor?«, fragte er.
    »Ich wünschte, du könntest mir das sagen«, murmelte Lunette. »Ich wünschte es wirklich.« Mit der flachen Hand schirmte er die Augen ab. »Aus irgendeinem Grund ist dein Freund Ruben kriegswichtig, würde ich sagen.« Er sah Jonas forschend an.
    »Krieg?« Das war ein schlimmes Wort.
    »Hört auf!« Schnell schlüpfte Ole in seine abgetragenen Kleider. Sogar den langen Mantel streifte er über, trotz der Hitze. Seine Augen leuchteten wieder. »Komm, Jonas Nichts!«, sagte er und grinste.
    Nur Augenblicke später waren sie wieder unterwegs. Jonas hatte Lunette und den Hermes hinter einer Uferbiegung verschwinden sehen, zaghaft hatte der Marquis die Hand gehoben und gewunken. Jonas spürte seine Umarmung noch.
    »Wir sehen uns wieder, ich weiß es«, hatte Lunette geflüstert, und Jonas hatte sein Puder gerochen und jetzt kämpfte er mit einem Kloß im Hals. Der Abschied hatte ihn überrumpelt. Lunette, Leopold und Grimbert – drei der Sieben, dachte er, mit Faramund vier.
    Nach einer Weile aber ließ er alle Gedanken fahren und folgte bloß noch Oles wippendem Rucksack – immer am Ufer entlang und manchmal im flachen Wasser, das kühl in Jonas’ Schuhe drang. Einmal blitzte im Laub der Bäume das Schloss auf, doch dann war es fort, wie weggespült. Der See schob sich wieder und wieder ans Ufer.
    Sie hatten Glück, das Boot war noch an seinem Platz. Ole fegte die Zweige, mit denen er es bedeckt hatte, ungestüm zur Seite. Wie immer arbeitete er schnell.
    »Hilf mir!« Ole stand schon bis zu den Knien im See. »Du musst schieben.«
    Jonas presste seinen Körper fest gegen den Bug. »Warum tust du das?«, keuchte er.
    »Was?« Ole zog so fest, dass ihm das Blut ins Gesicht stieg.
    »Mir helfen. Mitkommen. Warum tust du das?« Jonas ächzte.
    Dann gab das Boot seinen Widerstand auf, rutschte noch ein Stück und dümpelte auf einmal im Wasser.
    Ole schnallte seinen Rucksack ab und warf ihn hinein. »Du kapierst es nicht«, sagte er. »Du bist es, der mitkommt . Nicht ich.« Er zog den nassen Mantel aus, knüllte ihn zusammen und warf ihn hinterher. »Ich warte schon so lange darauf, dass was passiert«, murmelte er dann. »Und jetzt passiert es.«
    »Was?«, sagte Jonas. »Was passiert?« Er watete in den See hinein. Das Wasser war angenehm kühl.
    »Der Hirte kommt. Und am Ende werden wir gegen ihn kämpfen. Faramund war nur der Vorbote.« Mit einer geschmeidigen Bewegung schwang sich Ole ins Boot. »Jetzt mach schon!« Er zog die Ruder hervor.
    Jonas kletterte ihm nach. Die Hose klebte an seinen Beinen und tropfte. Das Boot kippelte. »Aber der Hirte ist doch mächtig. Ihr habt gesagt, der Hirte ist mächtig, und in der Ferne sind nur ein paar …« Rebellen, wollte er sagen, aber er brach ab. Es war nicht leicht, mit Ole zu reden.
    Ole hakte die Ruder ein. »Lunette hat das gesagt, nicht wir «, brummte er. »Aber man kann nicht nichts tun. Ich bin froh, dass es losgeht.«
    »Hast du denn keine Angst?«
    »Nein.« Ole tat den ersten Schlag und brachte das Boot in Position. »Doch«,

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