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Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts

Titel: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Freund
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überraschend. Seit Faramund aufgetaucht war, hatte er geschwiegen, jetzt war seine Stimme belegt. »Ich gehe auch«, krächzte er, immer noch ganz grau im Gesicht.
    »Was?« Lunette sprang auf. »Hast du den Verstand verloren?« Wütend fuhr er Ole an. »Du willst Faramund folgen? Ausgerechnet du?«
    Doch Ole hielt dem empörten Blick des Marquis stand. »Er sucht Jonas«, sagte er trotzig, »nicht mich. Und Jonas lässt du auch gehen.« Auf einmal schien Ole wieder bei Kräften zu sein.
    Lunette suchte nach Worten. Sein Mund schnappte einmal auf und zu.
    »Du hast mir sowieso nichts zu sagen.« Ole riss sich die Perücke vom Kopf und begann, den zitronengelben Rock aufzuknöpfen. Langsam kehrte ein wenig Farbe in seine Wangen zurück. »Einer muss Faramund schließlich nach. Du glaubst doch auch nicht, dass das schon alles war.« Ole streifte den Rock ab und ließ ihn auf den Boden fallen. »Es geht erst los. Du hast es gerade selbst gesagt.«
    Jonas sah ihm staunend zu. Einmal mehr verstand er nicht. Er hatte doch gesehen, wie sehr sich Ole vor Faramund fürchtete. Aber vielleicht war es ja genau das. Vielleicht lief Ole seiner Angst hinterher, um sie zu besiegen. Passen würde das zu Ole.
    »Warum um Himmels willen sucht er dich, Junge? Sag es mir!« Lunette hatte sich wieder Jonas zugewandt. In seinen Augen stand helle Aufregung.
    Aber Jonas wich dem Blick des Marquis aus und begann ebenfalls, seinen Rock aufzuknöpfen. Plötzlich war er Ole wieder so nah wie auf ihrem Weg nach Kanaria – durch die Nacht, an den Trabanten vorbei, über den See. Zu seiner Überraschung erinnerte sich Jonas gern daran. Weiter, dachte er, immer weiter, und für einen kurzen Moment drückten seine Sorgen ihn nicht. Er und Ole. Ole und er.
    »Was ist dran an dir und deiner Geschichte, Jonas?« Lunettes Stimme klang jetzt schrill.
    Doch Jonas blieb die Antwort erspart – der Hermes brach durchs Unterholz.
    »Ich bin untröstlich!«, jammerte der Hermes gleich, kaum dass er sie erreicht hatte, und das klang noch dringlicher als sonst.
    Lunette fuhr zusammen. »Leise, verdammt!«, zischte er dann wütend durch die Zähne.
    Der Hermes kämpfte mit den Tränen. »Ich … Oh! Es ist so furchtbar!« Auf seinen ausgestreckten Armen lag Lunettes Teleskop. Der Hermes hatte es auf Jonas’ und Oles Kleider gebettet. Deshalb war er verschwunden, schoss es Jonas durch den Kopf. Lunette hat ihn nach unseren Sachen geschickt.
    »Ich habe es zerbrochen«, flüsterte der Hermes mit erstickter Stimme. Er fiel auf die Knie, das Teleskop im Arm, als wäre es tot. »Es ging nicht ab … Von … dem Dreifuß. Es … Oh! Es tut mir so leid!«
    Lunette nahm das Teleskop an sich und warf einen schnellen Blick darauf. »Ach, Herzilein«, seufzte er dann, für den Augenblick versöhnt. »Du hättest das Stativ einfach mitbringen sollen! Es lässt sich zusammenklappen!«
    Der Hermes schluchzte.
    »Aber es ist nicht kaputt deshalb, Schatzi. Man kann noch durchsehen. Nur die Halterung ist verbogen.« Lunette pulte in einem Loch an der Unterseite des Fernrohrs.
    »Wirklich? Man kann es noch verwenden?« In den tränenfeuchten Augen des Hermes glänzte Hoffnung.
    Jonas musste lächeln.
    »Ja! Ja doch!« Lunette nickte dem Hermes aufmunternd zu. »Nur musst du mir jetzt helfen, Lieber. Knie dich doch bitte da drüben ans Ufer. Wenn wir schon kein Stativ haben, brauche ich deinen Buckel.«
    Es sah ein wenig seltsam aus – der Hermes auf allen vieren und der Marquis auf den Knien gleich davor. Wie auf einem Tisch ruhte das Teleskop auf dem Trabantenrücken. Lunette richtete es auf den See, schob es ein wenig hierhin und dorthin und hielt es dann fest.
    »Komm, Jonas«, sagte er. »Schau durch. Viel mehr kann ich für euch nicht tun.« Der Marquis schien sich damit abgefunden zu haben, dass sie die Verfolgung aufnehmen wollten.
    Jonas trat zögernd näher.
    »Komm schon! Das eine Auge musst du zukneifen.«
    Jonas kniete sich hin und spähte durch das Teleskop. Zuerst schrak er zurück, weil so nah kam, was doch fern war, aber dann ergab sich ein Bild. Die Passagiere der Fähre im Sonnenlicht. Jonas erkannte den Fährmann, einen Trabanten, Faramunds Jünger, die reglos am hölzernen Geländer der Fähre lehnten, und schließlich Faramund selbst. Sein fahler Schädel war vom Sonnenlicht beschienen, sein Blick stur nach vorn gerichtet, sein Ausdruck verschlossen. Und dann, mit einem Mal, war Ruben so nah, als könnte Jonas die Hand nach ihm ausstrecken, als könnte

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