Die unwillige Braut (German Edition)
Versuchen entgegengetreten war, ihn fortzuschicken. In jenem Moment hatte sie dieselbe Erregung gespürt und versucht, ihr mit einer Gleichgültigkeit zu begegnen, die sie nicht empfand. Diesmal war sie ihren Gefühlen jedoch hilflos ausgeliefert und fand keine scharfen Worte für ihn, nicht einmal, als er sie langsam zurückdrängte und gegen einen breiten Eichenstamm schob.
Hier in der Dunkelheit huschten ihr Entschuldigungen durch den Kopf, flink wie Fledermäuse – zu schnell, sie zu erfassen. Dann war es für Widerstand zu spät, und der Panzer aus Zurückhaltung, den sie in den letzten zehn Monaten um sich errichtet hatte, gab nach unter dem gleichzeitig zärtlichen, doch festen Druck seines Körpers. Durch den feinen Stoff der Kleidung fühlte sie die starken Muskeln seiner Schenkel, erahnte die starken Arme des Kriegers, mit denen er sie an sich zog, die Sicherheit, mit der er sie berührte. Wie kundig er war, das zeigte sich in der Art, wie er ihren Kopf an seine Schulter zog und sie dort mit aller Behutsamkeit festhielt, ihr zeigte, dass dies keine hastige, unkultivierte Begegnung sein würde, auch wenn die Umgebung noch etwas verbesserungsbedürftig war. Später entschuldigte Rhoese ihren mangelnden Widerstand vor sich selbst mit der Begründung, dass sie gegen diese Sicherheit nichts hätte ausrichten können, sagte sich, dass sie seinen Lippen nicht hätte ausweichen können, obwohl es möglich gewesen wäre.
Sie dachte nichts mehr, fühlte nur noch den warmen Druck seiner Lippen, der nicht dazu gedacht war, ihr Vergnügen zu bereiten, sondern ihm. Er hielt sie fester, umfasste ihren Nacken, machte es ihr unmöglich, auf ihren Verstand zu hören, zwang sie, dem zu folgen, was sie bekämpfte, und erinnerte sie daran, dass er auf der Seite der Eroberer stand, nicht sie.
Während sie sich bemühte, klare Gedanken zu fassen und zu protestieren gegen diese Art der Misshandlung, versuchte sie gleichzeitig, nicht auf ihn zu reagieren, erkannte aber bald, dass jede ihrer Regungen, ob sie nun dafür oder dagegen waren, von seiner Lust überschwemmt worden wären. Als hungerte ihn nach Liebe – und sie wusste, dass das unmöglich der Fall sein konnte –, erforschte er ihren Mund mit atemberaubender Geschicklichkeit, und wenn er damit aufhörte, dann nur, um ihren Hals mit Küssen zu bedecken, ehe er sich mit neu entfachter Leidenschaft wieder ihren Lippen zuwandte. Der Einzige, mit dem sie ihn vergleichen konnte, war Warin, und der war eifrig gewesen und heftig, doch niemals so erfahren und kundig. Und obwohl Rhoese ihn am liebsten als jemanden gesehen hätte, der hilflose Frauen belästigte, brachte sie es doch nicht fertig, ihn so zu nennen, denn ihre Knie wurden allmählich weich. Wie hatte sie zulassen können, dass so etwas passierte? Und warum?
"Halt!" rief sie ihm zu. Er hatte ihren Kopf zurückgeschoben, während er ihr Ohr küsste. "Bitte … nicht mehr … Ihr müsst aufhören! Ihr vergesst Euch, Sir! Ich bin eine englische Edeldame, und dies hier geht weit über ein Verhandlungsgespräch hinaus. Lasst mich jetzt heimgehen."
Schwer fühlte sie seinen Atem auf ihrer Haut, hörte sein Seufzen und war nicht sicher, ob er ihren Protest gehört hatte. Denn selbst jetzt noch bewegte er seine Hand zu ihrer linken Brust, so dass Rhoese erneut wachsam wurde. Sie packte sein Handgelenk und versuchte, ihn wegzuschieben, doch er achtete gar nicht darauf, sondern erstickte ihre Schreie mit seinen Küssen. Da begriff sie, dass er bestimmte, wann Schluss war, und das dies hier weniger zu tun hatte mit dem Umstand, dass sie nach der Ausgangssperre noch draußen war, sondern mehr mit der Unhöflichkeit, die sie ihm gegenüber vorhin im Hof an den Tag gelegt hatte.
Allerdings war er weit davon entfernt, sich zu vergessen, er hatte die Kontrolle über alles. "Muss ich aufhören?" flüsterte er. "Wollt Ihr mir immer noch sagen, was ich muss und was ich nicht darf, Lady?" Er streichelte sie weiter, verscheuchte ihren Widerstand wie eine Windböe ein Spinnennetz zerreißt, raubte ihr den Atem, so dass sie ihm nicht zu antworten vermochte. "Jetzt endlich glaube ich, wir verstehen einander", sagte er. "Meint Ihr nicht?"
Seine Frage war nicht schwer zu beantworten, denn er hatte keinen Zweifel an dem gelassen, was er wollte. Das konnte sie kaum missverstehen. Weitaus weniger sicher war sie, ob sie sich selbst verstand, denn die Teilnahmslosigkeit, die sie bisher so selbstverständlich zu ihrem Schutz eingesetzt hatte,
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