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Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Sie hatte Ketti besucht, was unerfreulicherweise dem Begräbnis beinahe ebenbürtig gewesen war. Diesmal hatten Els und Bruder Alaric sie begleitet, hatten rechts und links neben ihr in der dämmerigen Halle gewartet, wo der Geruch von Krankheit in ihre Nasen gestiegen war. Das Gespräch mit Ketti war sehr verstörend verlaufen. Ihre Stiefmutter war schlecht gelaunt, und der unglückliche Warin stöhnte auf seinem von Schweiß getränkten Lager, unter einem Beruhigungstrank stehend und mit schweren Verbänden, zitternd vor Schmerzen und Fieber. Verständlicherweise war Ketti nicht erfreut über die Bedingungen, unter denen sie und ihre engste Familie auf Toft Green unterkommen sollten. Zuerst überraschte es sie, überhaupt etwas zu bekommen, dann empörte es sie, dass es nicht mehr war, schließlich machte sie ihr Vorwürfe. Endlich, als Rhoese ihr erzählte, dass die Geistlichen des Münsters eine gute Schneiderin bräuchten, um die kirchlichen Gewänder auszubessern, zerbrach Kettis Welt in Scherben bei der Vorstellung, für ihren Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Ihr Zorn ging in einem Strom von Selbstmitleid unter, dem Bruder Alaric entgegenhielt, dass sie von Glück sagen könnte, Warin nicht ganz verloren zu haben. Das schien sie nicht zu überzeugen.
    Rhoese hatte diese Mission kein Vergnügen bereitet, und Kummer lastete schwer auf ihrem Herzen, das doch, ihren Vorsätzen entsprechend, gegen so etwas immun sein sollte.
    "Wie schade", sagte sie zu Bruder Alaric, "dass der Normanne diese Neuigkeit nicht selbst überbringen und es mir überlassen konnte, den Angehörigen meines Haushalts die tröstlichen Nachrichten über ihre Zukunft zu übermitteln."
    "Na ja", meinte Bruder Alaric hilflos, "vielleicht hatte er gute Gründe."
    "Dann wünschte ich, er hätte sie mir genannt", gab Rhoese aufgebracht zurück.
     
    Seit dem Morgengrauen herrschte Aufregung in Toft Green, denn obwohl die meisten Mitglieder des Haushalts hier bei Bran blieben, der als der neue Pächter ernannt wurde, mussten immer noch Rhoeses Besitztümer sortiert und eingepackt werden, damit sie am nächsten Tag noch vor dem Morgengrauen auf die Ochsenwagen verladen werden konnten. Freunde, die die Neuigkeiten gehört hatten, sprachen vor, um zu gratulieren und sich zu verabschieden, um Geschenke zu bringen, die Glück und Fruchtbarkeit garantieren sollten: Bernsteinstücke und Kristalle, eine kostbare Muschel und, von einer praktisch denkenden Frau, eine Rolle feinstes Leinen für neue Unterkleider. Der Schuhmacher schickte Rhoese ein Paar pelzgefütterte Stiefel, der Kammmacher einen Elfenbeinkamm und der Weber mehrere Spulen mit Leinengarn, weitaus feiner, als sie es jemals selbst hätte spinnen können. Mehrere Geschäftspartner ihres Vaters hatten ebenfalls von dem Skandal der vergangenen Tage gehört und schickten, um ihre Anteilnahme zu bekunden, Kisten mit Gewürzen, ein Schachspiel aus Walfischbein, eine Decke aus Luchsfell für den kommenden Winter und eine geschnitzte Schachtel aus Fischbein, wo sie ihren Schmuck aufbewahren konnte. Zusammen mit ihrem Dank hatte sie jedem eine Locke von ihrem Haar geschickt, um die sie oft im Scherz gebeten, von der sie aber niemals geglaubt hatten, sie wirklich zu bekommen. An Pater Leofric schickte sie eine Nachricht und dankte ihm für die Freundlichkeit und Zuneigung, die er ihr selbst und Eric erwiesen hatte.
    Soweit sie dazu imstande war, vermied sie den Kontakt mit Jude. Zu Els, die etwas dazu bemerkt hatte, meinte sie, sie würden auf der Reise nach London noch lange genug beisammen sein. Doch trotz ihres zur Schau getragenen Desinteresses an seinem Wohl und Wehe, wäre es Rhoese lieb gewesen, wenn er erfahren hätte, dass sie den Kontakt mit ihm absichtlich vermied. Ohne ihr etwas davon zu sagen, hatte er sich zur Burg hinauf begeben, um alles für die Reise am nächsten Tag in die Wege zu leiten, um seine Männer und Count Alan, seinen Lord, zu treffen. Bis zum Essen war er noch nicht zurückgekehrt. Jedem war klar, dass der Herbst bald in den Winter übergehen würde.
    Während allmählich die Nacht hereinbrach, verbrachte sie die Stunden nach dem Essen mit den Verwaltern, denn für die Reise nach Süden musste Proviant mitgenommen werden, und sie wollte sich darum kümmern, dass Ketti und Warin genügend Nahrungsmittel zurückbehielten, damit sie zumindest bis Allerheiligen versorgt wären, wenn nicht noch länger – trotz allem, was Jude veranlasst hatte. Der junge Thorn würde für

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