Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unwillige Braut (German Edition)

Die unwillige Braut (German Edition)

Titel: Die unwillige Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
Vom Netzwerk:
murmelte Rhoese.

6. Kapitel
     
    "Es wird nicht lange dauern, Lieber", flüsterte Rhoese in Erics Ohr, als sie sich zum Abschied umarmten. Er klammerte sich an sie wie ein Kind, obwohl niemand männlicher aussehen konnte als er. "Ich denke, wir werden bis zur Brücke reiten, ehe wir das Nachtlager aufschlagen, und bis zum nächsten Abend Catterick erreichen. Am vierten Tag sollten wir in Durham sein. Bald bin ich zurück."
    Noch nie zuvor waren sie getrennt gewesen, und beiden erschien es seltsam, jetzt, da der Moment gekommen war. Aber der Hof war voller Männer, und nur Rhoese wusste, wie man sie aus respektvoller Entfernung beobachtete, und nur sie spürte den Wandel in ihrem Verhalten – von kaum verhüllter Unhöflichkeit hin zu Respekt. Als Gemahlin ihres kommandierenden Offiziers stand ihr jede Höflichkeit zu, aber lag in ihrer beinahe unnatürlichen Reserviertheit mehr als Respekt gegenüber der Gemahlin eines Vorgesetzten? Lag in ihrem Verhalten vielleicht etwas wie Ehrfurcht, jetzt, da einige von ihren Wetten profitiert hatten?
    "Hat Els sich nicht von dir verabschiedet?" fragte Rhoese. Das junge Mädchen saß hinter Pierre, Judes gut aussehendem Knappen. Unübersehbar standen Stolz und Zufriedenheit ihr ins Gesicht geschrieben, als sie sich an dessen Rücken schmiegte und die Sonne sich in ihren hellen Locken fing.
    "Nein!" sagte Eric und grinste. "Von Neal hätte sie sich verabschieden müssen, nicht von mir. Er ist derjenige, welcher."
    "Neal? Bist du sicher?"
    Lachend zog er sie an sich, als Jude herankam. "Du bist etwas im Hintertreffen, was das angeht, Liebe. Wo ist er?"
    Neal stand ein Stück weit abseits, und seine Miene bestätigte, was Eric gesagt hatte. Als er Rhoeses fragenden Blick bemerkte, trat er zu ihnen. Er verzog das Gesicht, um anzudeuten, dass er sich geschlagen gab. "Frauen", meinte er und versuchte zu lächeln.
    "Ach, je!" sagte Rhoese. "Ich habe davon nichts gemerkt. Es wird nicht von Dauer sein, Neal. Du wirst sehen. Du kennst sie doch. Sie ist noch so jung."
    Er verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln, das sogleich wieder verschwand. "Sicher", sagte er, doch in seinen Augen zeigten sich Zweifel. "Gott sei mit Euch, Mylady. Wir werden hier für Ordnung sorgen, bis Ihr zurück seid."
    Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie dazu eine passende Erwiderung geäußert, doch jetzt stand Jude neben ihr, und seine Gegenwart zeigte ihr nur allzu deutlich, dass dies alles jetzt ihm gehörte und dass er einige seiner Männer hier zurückließ, damit sie es im Auge behielten.
    Er war guter Laune. "Und wettet nicht mit den Normannen", sagte er. "Nicht ehe Ihr Geld habt, das Ihr verlieren könnt. Sie wetten auf alles."
    Rhoese wandte sich ab, als sie spürte, wie sie errötete.
    Der Zug von Ochsenkarren und Packpferden, Männern und Vorräten hatte sich bereits langsam in Bewegung gesetzt, auf die große Mauer bei Micklegate zu. In die entgegengesetzte Richtung strömte genauso viel Verkehr durch das Tor, denn es war Markttag, und alle Händler hatten seit dem Morgengrauen darauf gewartet, als Erste in die Stadt zu kommen. Rhoese, auf dem auffallenden neuen Pferd, bemerkte die Blicke ihrer Landsleute, als sie der Gruppe von Normannen Platz machten. Keiner von ihnen rief ihr die üblichen Grüße zu, und niemand begegnete ihrem Blick, damit sie ihm ein Lächeln schenken konnte. Es war, als wäre sie als normannisches Eigentum abgeschrieben worden.
    Eine Weile beschäftigte sie sich in Gedanken mit der alten Römerstraße, die Ermine Street genannt wurde, ein gerader, gepflasterter Weg, der genug Platz bot, um nicht an den Rändern stecken zu bleiben, die noch vom Regen aufgeweicht waren. Ganz in Blau gekleidet, mit einem wollenen Umhang in Violett und einem weißen Schleier, lenkte sie immer wieder Judes Blicke auf sich, obwohl er sich nicht zu ihrem Aussehen äußerte. Tatsächlich sprach er überhaupt nicht viel mit ihr.
    Rhoeses Pferd hatte Hilda zum Reiten bekommen. Das war ein Fehler gewesen, denn die Reaktion der Stute auf das Interesse des Hengstes an ihr hatte für Unruhe gesorgt, bis beide den Platz hinter dem Ochsenkarren einnehmen mussten, wo Rhoese Hilda nicht erreichen konnte. Am Himmel wurden die Wolken immer dichter, der Wind zerrte an den Schleiern der Frauen und fing sich in ihren weiten Ärmeln, brachte schließlich den ersten leichten Regen, der ihre Gesichter nässte. Rhoese wartete darauf, dass Jude sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte, aber das tat er nicht. Die

Weitere Kostenlose Bücher