Die unwillige Braut (German Edition)
lieben, außer, wenn sie ihm im Gegenzug ihre Liebe anbot. Und es war ihr fester Vorsatz, eben das nicht zu tun. Außerdem hatte er gesagt, dass er an ihrem Herzen nicht interessiert sei. "Ja", brachte sie heraus, als er seine Lippen von ihr löste und sie so gern mehr davon gehabt hätte. "Ja, das bin ich, und genauso steht es um mein Herz. Ihr wusstet das, ich habe Euch gewarnt. Es kann für Euch nicht überraschend kommen. Gegen meinen Willen wurde ich zu diesem Kontrakt gezwungen. Was erwartet Ihr von einer englischen Edeldame, Sir? Gehorsam und auch noch Zuneigung? Nachdem Ihr alles genommen habt, was mein war?"
Er ließ die Arme sinken, und sie verlor das Gleichgewicht, als er sie so plötzlich losließ. "Oh, lasst uns all das nicht schon wieder durchkauen", sagte er scharf und wandte sich ab. "Die arme Edeldame, eine Sklavin der normannischen Eroberer. Ja – zuweilen geschehen diese Dinge uns allen. So ist das Leben, Mädchen. Die meisten Frauen machen das Beste daraus und nutzen die Vorteile, dann leben sie weiter ihr Leben. Ihr scheint entschlossen, nur das zu sehen, was Ihr verloren habt, anstelle dessen, was Ihr gewinnt. Nicht jeder englischen Edeldame wird die Gastfreundschaft bei einer vornehmen normannischen Familie gewährt, denkt daran, wenn Ihr zum Essen geht. Und wenn ich herausfinde, dass Ihr noch einen einzigen weiteren Versuch unternehmt, mir mit abergläubischem Unsinn zu schaden, dann werde ich Euch schlagen. Habt Ihr das verstanden?" Er drehte sich herum und sah sie an, und sie wusste, dass er nach Zeichen von Furcht suchte.
"Ich hörte bereits, dass normannische Ehemänner ihre Frauen schlagen, so wie sie es mit ihren Hunden und Pferden tun, Sir, da ihnen die Möglichkeit fehlt, sich auf andere Weise zu verständigen. Alle Engländer wissen das. Es erheitert sie in gewisser Weise."
"Und habt Ihr gesehen, dass ich meine Hunde und Pferde schlage, Lady?"
"Noch nicht."
"Dann solltet Ihr Euch mit Euren Urteilen über die Gründe dafür zurückhalten, meint Ihr nicht? Wenn ich Euch schlage, dann weil Ihr es nicht anders verdient. Kommt mit." Er nahm ihre Hand, und die Berührung seiner warmen Finger erinnerte sie weit mehr an die intimen Liebkosungen als an die angedrohten Schläge.
Rhoese lag nichts daran, den Gang zum Essen hinauszuzögern. Dafür war sie viel zu erleichtert, dass er das Buch nicht mehr erwähnte und es mit etwas Glück für den Rest der Reise vergessen würde. Allerdings war sie nicht vorbereitet auf die enthusiastische – und zuweilen ein wenig peinliche – Bewunderung, die ihr die beiden ältesten Söhne der Familie entgegenbrachten, die ständig miteinander um ihre Aufmerksamkeit wetteiferten. Während sie ihre Aufgabe erfüllten, beim Essen zu servieren, wie alle anderen jungen Männer auch, bemerkte Ranulf Flambard, der in der Nähe saß, die Rivalität der beiden, und er neckte sie ein wenig deswegen.
Genauso fasziniert von den Gästen aus York waren drei der Töchter, im Alter ungefähr zwischen zwölf und fünfzehn, die in Judhael de Brionne den Mann ihrer Träume fanden, so dass sie jedes Mal stumm dastanden, wenn er das Wort an sie richtete. Henrietta, die Älteste, war sich ihrer blonden Schönheit und ihrer gertenschlanken Gestalt sehr wohl bewusst, und wenn Rhoese auch die mehr als gelegentlichen Seitenblicke von Master Flambard hinnahm, so ertappte sie sich dabei, wie sie sich davon überzeugte, ob Jude dasselbe tat. Bald überlegte sie, ob er ihre beiden Frauen wohl fortschicken würde, um in ihr Bett zu kommen, doch es dauerte nicht lange, da wurde sie eines Besseren belehrt.
"Nun, Mylady", sagte Master Flambard, "Will mir denn niemand etwas über das kostbare Buch erzählen? Ist es schwer beschädigt?"
"Es gehört meinem Gemahl", sagte Rhoese. "Ihn müsst Ihr fragen."
"Aber Ihr wart es, die das Risiko einging, deswegen nass zu werden."
"Ja", flüsterte sie. " Schsch! Der Harfenspieler beginnt zu singen."
"Ihr erzählt es mir später?"
"Ja, natürlich."
Aber eine solche Gelegenheit vermied sie absichtlich, indem Rhoese sich in Judes Gesellschaft aufhielt, was nicht nur damit zu tun hatte, dass sie Fragen über das Buch ausweichen wollte. Wenn Master Flambard danach gefragt hätte, dann wäre ihm, davon war sie überzeugt, nahe gelegt worden, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und wenn die hübsche Henrietta noch näher kommen würde, dann hätte sie ihr dasselbe gesagt.
7. Kapitel
Ranulf Flambard, der neugierige und
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