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Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen

Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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sind ganz schön vertrauensselig.«
    »Wahrscheinlich hätte ich niemandem davon erzählen sollen«, sagte ich.
    »Wohl besser nicht. Vielleicht hat Vittorio recht. Ich bin aus der Sache nicht ganz klug geworden. Es gab einige Ungereimtheiten. Das Ganze ist jedenfalls nicht eindeutig geklärt, weil die Leiche der Frau nie gefunden wurde. Wie sehen Sie die Sache eigentlich?«
    »Für mich stand immer fest, dass Regina ertrunken ist«, sagte ich. »Ihr Mann hat es so dargestellt, dass es keinen Zweifel gab. Aber später – Und wenn Sie meinen, dass es – dass da – Und jetzt dieser Zettel …«
    Wir stiegen die Treppen hinauf. Es ermüdete mich, nach dem üppigen Essen. Der Deutsche schob das Fahrrad keuchend über die Stufen. Ganz so zäh war er wohl nicht. Eine Weile redete er nichts, dann blieb er stehen und begann erneut zu husten. Nachdem er sich gefasst hatte, sagte er: »Da gab es diese Sache mit den drei Männern und dem Motorboot aus Neapel. Sie kommen öfter hierher. Undurchsichtige Typen, man weiß nicht genau, was sie machen. Geschäfte jedenfalls. Vielleicht haben sie etwas mit der Camorra zu tun, kann sein. Jedenfalls hat damals die Witwe Ciaccioppoli, eine alte Frau, behauptet, sie habe Muscheln gesucht und vom Ufer aus mitangesehen, wie die drei die Österreicherin aus dem Wasser ins Boot zogen und mit ihr weiterfuhren. Die Signora Ciaccoppoli hat sich bei der Polizei gemeldet, nachdem sie gehört hatte, dass eine Touristin verschwunden war. Aber da sie demenzkrank ist, ließ man ihre Zeugenaussage nicht gelten. So jedenfalls hat es mir Fausto Sacco geschildert, der Polizist, der das Protokoll aufgenommen hat. Im Palazzo Catena, wo ich arbeite, ist nämlich auch die Polizei untergebracht. Wir benützen die gleichen Toiletten. Das verbindet. Da kommt man zum Reden.«
    Wieder lachte er sein heiseres Lachen. Dann blieb er stehen und zündete sich eine neue Zigarette an. »Wissen Sie was? Ich habe eine Idee. Weshalb gehen Sie nicht zu Fausto und sprechen mit ihm? Ich stelle gern den Kontakt her.«
    Am folgenden Morgen servierte Signora Smaldone mir und dem morosen, leichenblassen Signor Tucci am Nebentisch wieder das Frühstück. Ihre Schritte waren noch hastiger, das Klicken ihrer Absätze noch resoluter als tags zuvor. Sie war schweigsam, stellte mir das Kännchen mit dem Kaffee so nachdrücklich auf den Tisch, dass er überschwappte, und schenkte mir auch nicht ein.
    »Ich habe gehört, Sie haben gestern Abend in der Trattoria Gabriela gegessen« sagte sie schließlich wie nebenbei. »Hat es Ihnen geschmeckt?«
    Daher wehte also der Wind.
    »Es war nicht schlecht«, sagte ich vorsichtig.
    »So?« Sie klang pikiert. »Signor Tucci zieht es jedenfalls vor, hier zu Abend zu speisen. Er hatte noch nie Grund zur Klage. Nicht wahr, Signor Tucci?«
    »Nein, niemals«, sagte der junge Mann, ohne sie anzusehen, griff sich an den Magen und stand leise stöhnend auf. »Auf Wiedersehen, die Damen.«
    Er ging schleppenden Schrittes zur Tür hinaus.
    »Da hören Sie es«, sagte Signora Smaldone zufrieden. »Aber ganz wie Sie meinen. Haben Sie übrigens Peppina gesehen? Die Schwiegermutter?«
    »Nein, ich glaube, sie stand die ganze Zeit in der Küche.«
    »Ha!« Die Signora lachte auf. »Da haben Sie recht, man bekommt sie selten zu Gesicht. Und wissen Sie, weshalb?« Sie lächelte schadenfroh, ihre Miene ließ mich erneut an meine Großmutter, die Hexe, denken, an den Ausdruck, den ihr Gesicht nicht selten annahm. »Sie schielt stark. Einwärts. Ihr Anblick würde den Gästen den Appetit verderben.«
    Ich nickte.
    »Innenschielen« sagte ich. »Wahrscheinlich wurde es nie behandelt. Wäre sicher leicht mit einer Brille zu korrigieren gewesen.«
    »Ach, was wissen Sie schon davon? Sie hat den bösen Blick, ganz einfach – so wie die Einäugigen und die Rothaarigen und die, deren Augenbrauen zusammengewachsen sind. Das ist der wahre Grund, weshalb Vittorio sie fast immer in der Küche einsperrt. Damit sie möglichst wenig Schaden anrichten kann. Glauben Sie mir, wir in Süditalien kennen uns aus mit dem Malocchio. Wer will schon einen solchen Blick auf sich ziehen? Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit sind noch die harmlosesten Folgen. Natürlich kann einen auch Schlimmeres treffen, Unfruchtbarkeit und Impotenz, Lähmungen, geistige Umnachtung …« Sie machte eine kleine Pause, trat zu mir an den Tisch und beugte sich zu meinem Ohr hinunter. »Sogar der Tod«, flüsterte sie. »Der Malocchio leert die

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