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Die Unzertrennlichen

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Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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ich atmete ein paarmal tief durch. Ich dachte daran, wie ich vor einer knappen Woche auf die Insel gekommen war, in der Sonne, unter einem hohen blauen Himmel und voll gespannter Erwartung. Wie die drei Delfine, Symbole guter Vorbedeutung, aus dem Meer aufgetaucht waren und wie mich gleich danach der Zeuge Jehovas mit dem Flammenmal auf der Stirn, wohl einem weniger günstigen Vorzeichen, angeredet hatte. Nur wenige Tage lagen dazwischen, aber ich war nicht mehr dieselbe. Alles hatte sich verändert. Eine eiskalte Windbö zerrte an meinen Haaren, und ich schlug den Kragen meines dünnen Mantels hoch und steckte die Hände in die Taschen. In der Tiefe der rechten Manteltasche spürte ich den USB -Stick. Ich nahm ihn heraus und betrachtete ihn. Ja, nichts war wie vorher. In diesem Augenblick hob eine Welle das Schiff, ich geriet aus dem Gleichgewicht und griff rasch nach der Balustrade, um mich daran festzuhalten. Dabei öffnete ich unwillkürlich die rechte Hand, und der USB -Stick fiel ins Wasser. Ich sah ihn kurz auf den grauen Wellen schaukeln, dann war er verschwunden.

III
    SAUSAL

10
    »Schön, dich zu sehen«, sagte Emma. »Wie war es auf der Insel?«
    Wir saßen am Esstisch in meinem Wohnzimmer in der Währinger Straße. Ich war entschlossen, meine kulinarische Mission fortzuführen und nicht aufzugeben, bevor ich Emma endgültig von den Vorzügen der italienischen Küche überzeugt hatte.
    »Entspannend«, sagte ich. Dann schwieg ich. Ich hatte nicht vor, sie über meine Nachforschungen ins Bild zu setzen. Jedenfalls nicht im Augenblick, nicht während dieses ganz speziellen Essens, das ich für sie vorbereitet hatte. Emma schaute mich von der Seite an und sagte ebenfalls eine Weile nichts.
    »Ein ausführlicher Reisebericht«, sagte sie dann. »In der Tat.«
    »Es gibt nicht viel zu erzählen. Ich habe lange Spaziergänge gemacht, viel geschlafen und gut gegessen.«
    »Gut gegessen …«, wiederholte Emma und schaute auf den Teller, den ich eben vor sie hingestellt hatte. Misstrauen lag in ihrem Blick. »Was ist das für ein Vogel, Sissi?«
    »Das sind Piccioni alle olive.«
    »Ich bitte dich zu berücksichtigen, dass ich kein Italienisch spreche.«
    »Tauben. Tauben mit Oliven. In Butter und Olivenöl angebraten und mit Lorbeerblättern und Wacholderbeeren in Marsala geschmort.«
    Emma fuhr zusammen. »Tauben? Die kann man doch nicht essen!«, rief sie entsetzt.
    »Natürlich kann man das. Das Fleisch einer jungen Haus- oder Feldtaube ist sehr zart, nahrhaft und leicht verdaulich. Ich hatte das Glück, auf dem Naschmarkt welche zu finden.«
    Emma war nicht zu beruhigen.
    »Auf dem Naschmarkt? Womöglich sind es diese abstoßenden Tiere, die in den Wiener Hinterhöfen dahinvegetieren, sich von Abfällen ernähren, kaum noch fliegen können und Krankheiten übertragen!«
    Dass meine Freundin so wenig Vertrauen in meine Kochkünste hatte, tat mir weh. Der Übersetzer Anders Herz hatte mir das Rezept verraten, auf unserem Spaziergang in Vivara. Eine apulische Köstlichkeit, Spezialität seiner ehemaligen Schwiegermutter. Ich versuchte, meine gekränkten Gefühle nicht zu zeigen.
    »Es sind hübsche junge Masttäubchen, Emma. Aus Italien importiert. Nicht billig.«
    Emma schüttelte den Kopf. »Wer weiß, ob das stimmt«, sagte sie. »Gerupft schauen alle Tauben gleich aus. Mehr oder weniger.« Sie schob den Teller von sich. »Nein. Niemand kann erwarten, dass ich dieses Federvieh zu mir nehme. Es tut mir leid.«
    »Aber ich schwöre dir, es ist Delikatessgeflügel! Mit Zertifikat! Wie kannst du nur …«
    Emma unterbrach mich. »Nein«, wiederholte sie entschieden und schob den Teller noch weiter weg. »Das kann niemand von mir verlangen.« Damit war das Thema für sie erledigt, sie wechselte es unvermittelt. »Hab ich dir eigentlich je erzählt, dass ich einen Sohn habe?«
    Diese Mitteilung überraschte mich. Offenbar hatte sie mir noch weniger von sich erzählt als ich ihr von mir.
    »Nein, hast du nicht. Warum nicht?«
    »Es ist nicht so wichtig. Philipp. Er ist vierzehn und lebt bei meiner Mutter. Bis jetzt jedenfalls. Meine Eltern haben eine Villa in Pötzleinsdorf. Dort ist viel mehr Platz als in meiner Wohnung. Außerdem findet er, dass meine Mutter besser kocht als ich.« Sie machte eine kurze Pause und blickte leicht angeekelt auf die appetitlich mit Bratenfond übergossene Taube. Es war wirklich verletzend. »Er mag Hausmannskost, weißt du. Die traditionelle österreichische Küche. Unkompliziert und

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