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Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen

Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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war, vorgenommen hatte, ihm mit mehr Rücksicht und Zuwendung zu begegnen? Ich beschloss, diese Intensivierung unserer Sexualität einfach zu genießen und die Befriedigung, die mit der innigeren Nähe einherging, nicht durch unnützes Grübeln über mir großteils unklare Vorfälle und Umstände zu schmälern. Procida schien sehr weit. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, da ich keinen Grund mehr sah, mich Regina unterlegen zu fühlen. Sie mochte schöner, interessanter, verführerischer gewesen sein als ich: Es gab auch andere Qualitäten, die zählten.
    Nicht einmal meine Großmutter war imstande, im Verein mit der Witwe Dirnböck mein neu gewonnenes weibliches Selbstbewusstsein zu untergraben. Mich um einen Besuch bei ihr herumzudrücken, hatte wenig Sinn, ich war davon überzeugt, dass sie spätestens eine halbe Stunde nach meiner Ankunft im Dorf bereits davon unterrichtet war, dass ich das Wochenende bei Stefan verbrachte. Also machte ich ihr meine Aufwartung. Wir saßen zu dritt am großen Tisch in der Stube, der Großvater schlief in seinem Ohrensessel in der Ecke. Die Kleine Zeitung lag auf seinen Knien, er schnarchte verhalten.
    Die Großmutter und die Witwe Dirnböck blickten mich mitfühlend an. Das irritierte mich.
    »Ist etwas?«, fragte ich.
    Die Großmutter, die keine Doris-Day-Perücke mehr trug, da ihre Haare nachgewachsen waren, seufzte tief. Nun war ihr Haar wieder gefärbt, schwarz wie die Nacht.
    »Du bist wahrlich nicht zu beneiden«, sagte sie dann.
    »Wirklich und wahrhaftig nicht«, sagte die Witwe Dirnböck und wiegte ernst ihr grauhaariges Haupt mit der neuen Wasserwelle. Sie trug eine selbstgestrickte dunkelgraue Trachtenweste mit Zopfmuster und grüner Einfassung über dem blau-weiß geblümten Kleid, das sie fast immer anhatte, braune Wollstrümpfe und die üblichen, schmutzigen weißen Nike-Laufschuhe.
    »Weshalb? – Ich meine, weshalb nicht?«, fragte ich.
    Die Großmutter schaute mich teilnahmsvoll an.
    »Ach, du weißt schon.«
    »Ich weiß gar nichts«, sagte ich. Es war enervierend.
    »Nicht, dass ich dir die Bekanntschaft mit unserem Doktor König missgönne«, meinte sie und bedachte mich mit einem schrägen Blick. »So bin ich nicht.«
    »Nein, so sind wir nicht«, bekräftigte die Witwe Dirnböck und schüttelte emphatisch den Kopf. »Selbstredend gönnen wir sie ihr!«
    »Aber es muss dir bewusst sein, dass du sie nie wirst ersetzen können. Keine Frau könnte das.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja«, sagte meine Großmutter, »es war nicht zu übersehen, dass er seine Frau regelrecht angebetet hat.«
    »Angebetet ist gar kein Ausdruck!«, rief die Witwe Dirnböck.
    Der Großvater wachte auf und hustete kräftig und lange.
    »Du hast deine guten Seiten, Sissi«, sagte die Großmutter, hielt inne und schaute mich prüfend an. »Nicht viele. Man muss gründlich danach suchen, dann findet man sie.« Sie seufzte erneut. »Wenn man Glück hat. Aber natürlich wirst du immer die Zweite bleiben. Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren.« Sie verzog die immer noch recht vollen Lippen zu einem schadenfrohen Lächeln.
    Die Witwe Dirnböck nickte bedächtig.
    »Genau. Zweite Wahl. Man darf sich da keine Illusionen machen«, sagte sie.
    »Lasst sie doch in Ruhe«, meldete sich der Großvater zu Wort.
    »Sei still, Ägyd!«, fuhr die Großmutter ihn an. »Nichts liegt mir so fern, als das Kind zu entmutigen. Aber sie soll wissen, was ihr bevorsteht, wenn sie sich mit unserem Doktor König einlässt. Nach allem, was er durchgemacht hat, wird er kaum daran interessiert sein, vor Gott und den Menschen einen neuen Bund fürs Leben einzugehen. Schon gar nicht mit Sissi. Das ist alles. Schlaf weiter.«
    »Ja, das ist alles«, wiederholte die Witwe Dirnböck und erhob den rechten Zeigefinger. Ihre kalten hellblauen Augen blitzten. »Man sollte sich nicht leichtfertig über den Platz erheben, den Gott einem zugewiesen hat. Das führt zu nichts Gutem.«
    »Ach, ihr seid doch nur neidisch, ihr alten Weiber!«, sagte der Großvater. »Er ist jung, sympathisch, sieht gut aus und hat Geld.«
    »Neidisch? Neidisch!«, entrüsteten sich die beiden Frauen im Chor.
    Die Großmutter schnappte nach Luft wie ein Karpfen auf dem Trockenen.
    »Das ist eine bösartige Unterstellung«, sagte sie dann. »Sag das noch einmal, Ägyd!« Sie wandte sich zu mir. »Wir wollten dich nur aufklären. Du sollst nicht blindlings in dein Unglück rennen.«
    »Nein, sehend, sehend!«, rief die Witwe Dirnböck.
    Ich stand

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