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Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen

Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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leichten Kropf und der Witwe Dirnböck mit dem scharfen Blick. Davor stand meine Großmutter, die katholische Hexe, in ihrem dunklen Mantel aus gutem Wollstoff. Auf ihrem Kopf saß ein majestätisches topfartiges Gebilde aus dem Fell irgendeines exotischen Pelztieres. Ich stellte mich neben sie, doch sie sah mich nicht gleich, da sie gerade in einem ebenso zähen wie hitzigen Handel mit der Witwe begriffen war. Es waren wieder andere Devotionalien, die man hier erwerben konnte, andere Gesangbücher als am Stand der Freiwilligen Feuerwehr, auch Rosenkränze mit Holzperlen, Glasperlen, Keramikperlen, Broschen der Katholischen Jungfrauenvereinigung, Schlüsselanhänger aus Bronze in Schutzengelform, Briefbeschwerer aus Glas mit Kreuzsymbolik, eine Silberne Ehrennadel des Katholischen Gesellenvereins, Secondhand-Bücher mit Titeln wie Know-how für Ministranten oder Das Hosentaschen-Gebetbuch , Gebetswürfel aus Holz mit einem Tischgebet auf jeder ihrer sechs Seiten, ein kaum gebrauchter aufklappbarer Reisealtar aus Buchenholz, dreizehn mal dreizehn, Höhe viereinhalb Zentimeter, mit Teelicht und Reliefkreuz.
    »Du musst sie alle nehmen, Toni«, sagte die Witwe Dirnböck gerade entschieden. »Ich verkaufe sie en gros oder gar nicht, und damit basta.«
    »Aber ich brauche keine achtundvierzig Medaillen, eine müsste doch genügen für ein Wunder!« Meine Großmutter erblickte mich. »Findest du nicht auch, Sissi?«
    »Worum geht es?«, fragte ich.
    »Ach, grüß Gott, Frau Doktor Fux, wie schön, dass Sie an unseren dörflichen Aktivitäten Anteil nehmen!«, sagte die Witwe Dirnböck und lächelte zuckersüß, so wie es ihre Art war. »Ihre Großmutter interessiert sich für diese wundertätigen Medaillen aus Aluminium, achtundvierzig Stück zu fünf Euro«, setzte sie erklärend hinzu und wandte sich wieder an diese. »Fünf Euro sind eine lächerliche Summe! Du kannst ja verschenken, was du nicht brauchst. Über eine wundertätige Medaille der Madonna Immaculata Milagrosa, goldfarben eloxiert, freut sich doch jeder!«
    »Lass mich nachdenken«, sagte meine Großmutter und überlegte. »Wenn du mir eine verkaufst, dann kostet sie … sie kostet – zehn Cent!« Im Kopfrechnen war meine Großmutter immer ausgezeichnet gewesen, selbst ihr fortgeschrittenes Alter beeinträchtigte diese Fertigkeit kaum. Zahlen lagen ihr. »Ich gebe dir fünfzig Cent dafür, Leni. Damit machst du einen Riesengewinn!«
    In diesem Augenblick trat Stefan zu uns. Auf der Stelle war der Handel vergessen, die beiden Frauen würdigten einander keines Blickes mehr und schenkten dem Ankömmling ihr schönstes Lächeln.
    »Ach, unser Herr Doktor König! Was für eine Überraschung! Was für eine Freude!«, flöteten sie im Duett.
    »Schönen guten Tag, die Damen!«, sagte Stefan und zog mich mit sich weiter.
    Wir schlenderten an den Ständen vorüber, nahmen diesen und jenen Gegenstand, der uns gefiel, in die Hand, überlegten, ob wir das eine oder andere Stück gebrauchen konnten. Stefan wurde immer wieder freundlich begrüßt, mich beäugte man eher diskret. Manche Verkäufer hatten einfach eine Decke auf dem Asphalt ausgebreitet und versuchten ihre Waren auf diese Weise abzusetzen. Eine dicke Frau mit einem imposanten Doppelkinn, die sich einen knallroten Wollponcho mit zahlreichen baumelnden Pompons übergeworfen hatte und einen Trachtenhut aus dunkelgrünem Loden mit einem kleinen Gamsbart trug, streckte Stefan freudestrahlend die Hand entgegen. Mich übersah sie.
    »Lieber Herr Doktor, wie reizend von Ihnen, dass Sie gekommen sind! Schauen Sie sich um bei mir, vielleicht finden Sie etwas, das Ihnen zusagt. Sie werden sehen, ich habe viele schöne Artikel zusammengetragen und auch selbst einiges angefertigt.« Sie wies auf ihre nicht sehr ansprechenden Waren – Modeschmuck, billige Halsketten, Armreifen, Finger- und Ohrringe, wenig geschmackvolle Broschen, Hutnadeln, Manschettenknöpfe. »Sie selbst haben mir ja auch ein paar schöne Stücke gespendet, nochmals vielen Dank, das war wirklich großzügig von Ihnen. Na ja, schließlich ist es für einen guten Zweck, nicht wahr? Dieses kupferne Amulett zum Beispiel, erinnern Sie sich?« Sie deutete auf einen massiven Anhänger in der Form eines S, das wie eine Schlange gestaltet war, mit fein ziselierten Schuppen, einer vorschießenden gespaltenen Zunge und Augen aus winzigen grünen Steinen. Er hing an einem geflochtenen schwarzen Lederband. »Sie sehen, es ist noch hier – wenn Sie wollen, können

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