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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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beiden nicht.
    »Der Lordkanzler hat sich dieser Angelegenheit angenommen, weil unser Herr, Master Lycidas …«
    »… dank Ihrer Intervention …«
    »… verhindert ist.«
    »Sozusagen.«
    »Kurz gesagt«, brachte es Mr. Fox auf den Punkt, »gibt es ein Problem, und dieses Problem ist kein kleines Problem.«
    »Oh, nein, ganz und gar nicht.«
    »Viel wichtiger ist jedoch, dass es unser aller Problem ist«, beendete Mr. Fox die knappe Rede. »Sollte der schlimmste Fall eintreten, dann wird die uralte Metropole in Mitleidenschaft gezogen werden.«
    »Die ganze Stadt unter der Stadt.«
    »Und die Stadt darüber.«
    »Die naturgegebene Ordnung.«
    »Dagegen wären die Aufstände ein Klacks gewesen.«
    »Es beträfe uns alle. Kensington, Lycidas, Manderley Manor, selbst London hier oben wäre nicht mehr, wie es jetzt ist.« Ernst blickte Mr. Fox drein. »Deswegen wünscht der Lordkanzler ein Gespräch mit Ihnen. Sie sollten ihm diese Bitte nicht voreilig abschlagen.«
    Nachdenklich musterte Maurice Micklewhite die beiden.
    Mr. Fox und Mr. Wolf schauten beide gleichzeitig zu dem Mädchen und verzogen die Lefzen zu einem Lächeln, das wohl kinderfreundlich und Vertrauen erweckend wirkten sollte.
    »Wann soll dieses Treffen stattfinden?«
    Mr. Fox sagte schnell: »Wann immer es Euch beliebt. Doch baldigst.«
    »Wo?«
    »Hier im Museum.«
    »In der ägyptischen Abteilung.«
    Mr. Fox grinste. »Sprecht der Skulptur Seiner Lordschaft die Einladung aus, und er wird erscheinen.«
    »Das ist es, was wir sagen wollten.«
    »Nicht mehr.«
    »Nicht weniger.«
    Beide verbeugten sich kurz auf eine höchst altmodische Art und Weise.
    »Wir werden Sie nun nicht weiter belästigen. Bleibt uns, Ihnen einen schönen Tag zu wünschen.«
    »Einen schönen Tag noch.«
    »Auch von mir.«
    Und ohne eine Antwort abzuwarten, drehten die beiden sich auf dem Absatz um, machten kehrt und wurden wieder eins mit den Schatten, die die langen und hohen Regale warfen, und waren aus dem Lesesaal verschwunden, bevor noch jemand der Anwesenden etwas hätte sagen können.
    »Wir werden Wittgensteins und Miss Laings Rückkehr abwarten«, murmelte Maurice Micklewhite und nippte an seinem Tee. Schatten hatten sich über die blauen Augen des Elfen gelegt. Dennoch wirkte er gefasst.
    »Sie werden den Lordkanzler also treffen?«
    »Man schlägt Anubis keine Bitte aus.«
    »Aber ist er nicht hinterlistig?«
    »Er wird uns für seine Zwecke einspannen wollen«, mutmaßte Maurice Micklewhite. »Doch müssen wir herausfinden, was er weiß. Nicht umsonst sucht er den Kontakt zu uns.«
    Mitfühlend betrachtete Maurice Micklewhite das Mädchen.
    »Geht es Ihnen noch gut?«, fragte er.
    »Ich habe Angst.«
    Sie musste an den Sturz von der Knightsbridge denken und die eisigen Fluten des Hades, die sie mit sich gerissen hatte. Später dann hatten Mr. Fox und Mr. Wolf, die auch verantwortlich für den Hinterhalt beim Scharlachroten Ritter gewesen waren, das halb ertrunkene Mädchen aus dem Fluss gefischt, dies jedoch nur, um sie anschließend als Köder zu missbrauchen. Sie hatten Aurora geschlagen und an den Haaren gezerrt, und beinah wäre sie an Unterkühlung gestorben. Es waren unmenschliche Kreaturen, die dem Lichtlord treu ergeben waren.
    Deshalb hatte sie noch immer Angst vor ihnen.
    »Ich habe eine Scheißangst vor diesen Kerlen«, flüsterte sie.
    Die hellen Augen des Elfen waren voller Wärme, als er ihr sagte: »Das sollten Sie auch.«
    Verwundert blinzelte Aurora.
    Sollten Erwachsene jungen Mädchen in einer derartigen Situation nicht Mut zusprechen?
    Wie dem auch sei – nach diesem Auftritt der beiden Jäger hatte es Aurora im Museum nicht länger ausgehalten. Sie hatte sich bei Master Micklewhite entschuldigt und war hinaus in den regennassen Spätnachmittag gelaufen. Weg vom Museum. Weg von all den Geschichten um Golems und ägyptische Totengötter und Rattlinge. Sie hatte das Bedürfnis, durch das wirkliche London zu schlendern, ein normales Kind zu sein, das sich Klamotten und Bücher und CDs anschaute und nur darüber nachdenken musste, was es am nächsten Morgen aus dem Schrank ziehen würde, um schick und ansehnlich zu wirken.
    Aurora wollte ein normales Kind sein.
    Unauffällig.
    Normal.
    Stinknormal.
    All die Jahre über war sie ein Waisenkind gewesen. Jetzt hatte sie zwar Pflegeeltern, aber war das hier etwa ein normal zu nennendes Leben für ein Kind? Mitnichten! Nicht einmal die Schule, zu der man Emily und sie geschickt hatte, war eine

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